Cover des Buches Tanz mit dem Schafsmann (ISBN: 9783832155339)
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Rezension zu Tanz mit dem Schafsmann von Haruki Murakami

Suche nach dem Sinn des Lebens

von Karin_Kehrer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ziemlich kontrovers, hinterlässt mich mit zwiespältigen Gefühlen.

Rezension

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Karin_Kehrervor 8 Jahren

Ein namenloser Großstadtnomade, dessen Leben aus der Spur geraten ist: Seine Frau hat ihn verlassen, ein Freund ist gestorben. Sein Job als Journalist ödet ihn an.
Einem Impuls folgend fliegt er nach Sapporo, um das Hotel Delfin aufzusuchen – den Ort, an dem seine geheimnisvolle Geliebte Kiki spurlos verschwunden ist. Doch er findet anstatt der alten, heruntergekommenen Unterkunft ein neues Superhotel vor. Allerdings trügt der Schein, denn hinter der glänzenden Fassade verbergen sich nach wie vor dunkle Geheimnisse, die sein Leben erneut beeinflussen. Er trifft einen ehemaligen Schulkameraden wieder, der jetzt ein berühmter Schauspieler ist und freundet sich mit der 13-jährigen Yuki an. Schritt für Schritt löst er sich aus seinem lustlosen Dasein und findet wieder Sinn darin.

Das für mich erste Werk dieses nicht unumstrittenen japanischen Autors lässt mich ziemlich zwiespältig zurück und hier eine Rezension zu schreiben und eine Bewertung abzugeben, fällt mir ziemlich schwer.
Die Geschichte des einsamen Helden durchzieht eine lähmende, depressive Stimmung, der man sich eigentlich gar nicht hingeben möchte. Eine banale Tätigkeit wird an die andere gereiht. Einkäufe, Essen kochen mit detaillierten Zutatenlisten, sich betrinken, Musikhören (endlose Aufzählungen von Interpreten), sinnloses Herumirren in den Straßen. Das alles würde ermüdend und wenig spannend wirken – wenn da nicht immer wieder diese Einschübe einer anderen Wahrnehmungsebene wären.
Das geheimnisvolle Hotel Delfin, das hinter der Kulisse des modernen Baus noch immer existiert, die sich anbahnende Liebesgeschichte mit der Rezeptionistin, die Suche nach der verschwundenen Geliebten, führen dazu, dass man doch weiterlesen muss, um zu erfahren, wie die Geschichte endet.
Der relativ einfache und flüssige Schreibstil erleichtert das zudem.
Trotzdem – mir erscheint „Tanz mit dem Schafsmann“ wie eine bis zum Exzess betriebene Möglichkeit, wie man es als Autor eigentlich nicht machen sollte. Denn wer liest schon gerne endlose Aufzählungen und wartet eher vergeblich darauf, dass endlich etwas Entscheidendes geschieht? Dazu ein Quäntchen Gesellschaftskritik, die mir genauso lustlos erscheint wie der namenlose Held.
Auch seine merkwürdige Beziehung zur 13-jährigen Yuki gewinnt erst gegen Ende etwas an Tiefe.
Alles in allem habe ich mich doch ziemlich durch die mehr als 400 Seiten gequält.

Es wäre eventuell angeraten, das Gesamtwerk dieses Autors zu lesen, weil sich dadurch Zusammenhänge besser erschließen würden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das auch will.

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