Wenn man diesen Cohen-Song nicht kennen und ihn zum ersten Mal von ihm gesungen hören würde, wüsste man sofort, da steht ein großer Mensch und singt aus seiner Seele. Dieses Lied berührt jeden.
Cohen wurde in diesem Jahr 80 Jahre alt, und damit war ein Anlass gegeben, ihn mit dieser Bildbiografie zu würdigen. Harvey Kubernik versucht in ihr nicht nur Cohens bewegtes Leben nachzuzeichnen, sondern es auch anderen verständlich zu machen. Aber wer kann schon wirklich begreifen, was in einem anderen Menschen vorgeht und was ihn antreibt?
Zusätzlich zu vielen recht persönlichen Bildern lässt der Autor auch Cohen selbst zu Wort kommen. Ergänzt werden Kuberniks Texte durch Äußerungen von Kollegen, Wegbegleitern und Freunden. Auf diese Weise entstand ein wunderbares Buch, mit dem man sich sein eigenes Bild über Leonard Cohen machen kann, wenn man es denn will.
Cohen wurde als Kind jüdischer Einwanderer in Montreal geboren. Er verlor früh seinen Vater. Dies und seine traditionelle Erziehung beeinflussten sein ganzes späteres Leben. Cohen passte nie in irgendein Klischee. Unter den Musikern ist er "ein bekannter Dichter, richtig gescheit und geschickt mit Worten", wie John Simon schreibt. Er beeindruckt mit seiner instrumentalen Technik, und seine tiefe und sanfte Stimme ist unverwechselbar. Vielleicht gehört Cohen zu den seltenen universellen Menschen, die zu viel können und zu viel wissen. Damit umzugehen ist nicht einfach. Mit 22 bekam er erste Depressionen.
"Meine Hoffnung ist", schreibt der Autor, "diesem zwischen Extravaganz und Zurückgezogenheit geführten Leben einer öffentlichen Person etwas mehr Klarheit und Tiefenschärfe zu geben." Mein Eindruck war, dass ihm das großartig gelungen ist. Hört man sich beim Lesen und Betrachten Cohens Musik an, versteht man diesen einzigartigen Künstler vielleicht noch ein wenig mehr.
"Die Jahre vergehen rasend schnell und wir alle verschwenden so viel Zeit mit der Frage, ob wir uns dieses oder jenes trauen sollen. Es geht darum den Sprung zu wagen, einen Versuch zu starten, ein Risiko einzugehen." Als Cohen das sagte, war er knapp 30. Das Leben vieler Künstler ist ein Kampf mit ihren Ängsten. Man kann dieses Buch auch unter einem solchen Blickwinkel lesen und verfolgen, wie Cohen sich seinen eigenen Dämonen stellte und diesen Kampf letztlich wohl gewann.
Ein beeindruckendes Buch über einen außergewöhnlichen Menschen.
Hallelujah!