Rezension zu "Die Schattenlosen" von Hasan Ali Toptaş
Eine Rezension zu "Die Schattenlosen" von Hasan Ali Toptas zu verfassen, fällt mir nicht leicht. Allein schon den Inhalt mit eigenen Worten wiederzugeben, ist schier unmöglich. Es fehlt dem Buch an einer linearen und stringenten Handlung. Bekräftigt wird dies im Nachwort von Erika Glassen"Wer versucht, den Inhalt des Romans "Die Schattenlosen" zu resümieren, dem brummt der Schädel. Der Schauplatz verwackelt, man verwechselt Figuren und verirrt sich im Gewirr der Erzählzeiten.“
Daher greife ich für die Angabe des Inhalts auf den Klappentext zurück:
Ein Lehrling verschwindet aus dem Frisörsalon. Auch das schöne Mädchen Güvercin ist verschollen - hat der Dorftrottel sie entführt? Das spurlose Verschwinden greift um sich wie eine Epidemie. Schon berichtet die Provinzpresse in fetten Schlagzeilen über den Skandal. Der Bürgermeister, noch siegestrunken nach seiner Wiederwahl, weiß sich nicht mehr zu helfen. Ein Albtraum legt sich über das Dorf. Oder ist dieses Verwirrspiel nur die Erfindung eines in Geschichten vernarrten Kunden, der im Spiegel des Frisörsalons seine Fantasie spielen lässt?
Anfangs fiel es mir sehr schwer, mich in das Buch einzufinden. Vermutlich hängt dies stark damit zusammen, dass dieses Buch der Postmoderne zuzuordnen ist. (zumindest habe ich das Gefühl, dass es sich hierbei um einen postmodernen Roman handelt) Hasan Ali Toptas legt dem Leser geradezu auf das realistische Denken abzulegen und in eine teilweise surreale Welt einzutauchen. Wirklichkeit und Phantasie alternieren, Zeit und Raum verschwimmen ineinander und es birgt eine Eigenlogik, die manch einen verwirren könnte. Davon ausgehend wird dieses Buch nicht jedermanns Geschmack sein. Es ist sehr speziell und erinnert mich stark an die Werke von Franz Kafka. Ich neige schon dazu Hasan Ali Toptas als den türkischen Kafka zu betiteln. Jeder Der Prozess von Kafka mochte, wird "Die Schattenlosen" lieben und manch einer wird dieses Buch mit Sicherheit sogar wegen des wunderbaren poetischen Schreibstils und der überbordenden Phantasie Toptas als Meisterwerk deklarieren.
Zu dem Autor:
Hasan Ali Toptas, geboren 1958 in Buldan, einer Kleinstadt im Südwesten der Türkei, arbeitete ab 1981 als Gerichtsvollzieher und später als Beamter in verschiedenen Finanzämtern. Hasan Ali Toptas gilt als urwüchsiges Erzähltalent. Er besitzt eine magische Beziehung zur türkischen Sprache, der er in seiner klaren Prosa poetische Qualitäten abgewinnt. Für seinen jüngsten Roman Uykuların Doğusu (Morgenland des Schlafs) erhielt er die bedeutende literarische Auszeichnung den Orhan-Kemal-Preis.