Im Dezember 2013 hat Hazel McNellis ihren Debütroman "Gefangene der Welten" veröffentlicht. Der romantische Roman mit Elementen der Fantasy ist der Auftakt ihrer Welten-Trilogie.
Die junge Frau Sydney wird während einer Übernachtung in einer Waldhütte von einem mittelalterlich wirkenden Fremden durch ein Portal in eine andere Welt, eine andere Dimension, entführt. In dieser neuen, "alten" Welt soll sie ihren Entführer heiraten, weil sie, ausgehend von einer uralten Prophezeiung, die Auserwählte ist, Damians Volk, den Bakram, den lang ersehnten Frieden zurückzugeben. Jack, ihr Freund, ist Zeuge ihrer Entführung durch das mysteriöse Portal geworden und folgt Damian und Sydney, um sie zu befreien. Während es Damian gelingt, Sydney auf seine Burg zu bringen, um sie dort in die Geschichte seines Landes einzuweihen und ihr Details der Prophezeiung zu erzählen, wird Jack unterwegs von Wegelagerern des feindlichen Nachbarvolks aufgegriffen und soll als Sklave verkauft werden.
Die Idee, die hinter der phantastisch-romantischen Geschichte von Sydney und Damian steckt, ist meines Erachtens nach sehr erzählenswert. Mit dem 3. Pol namens Jack hat die Autorin eine prickelnde Ausgangsbasis geschaffen: Eigentlich hat Sydney schon jemanden, aber dann taucht da dieser unbekannte (unverschämt attraktive) Fremde auf...von dem sie anfangs überhaupt nichts wissen will, sich im Laufe der Erzählung aber zusehends für ihn erwärmt. Wie (für wen?) wird sie sich entscheiden?
Die zu erzählende Geschichte der Figuren in eine andere Welt - "Dimension" - zu transportieren, macht ebenfalls neugierig und regt zum Weiterlesen an. Auch dass der äußere Konflikt durch zwei miteinander verfeindete Völker dargestellt wird, klingt glaubwürdig und gibt der Erzählung den passenden Rahmen.
Allerdings hat die Autorin mir, der Leserin nicht voll umfassend die Möglichkeit gegeben, "so richtig" in diese andere Welt einzutauchen. Zwar beschreibt sie Damians Welt äußerlich als mittelalterlich, aber dann tauchen inhaltliche Schnitzer wie ein "Traum in weiß" von einem Hochzeitskleid oder "Croissant und Kaffee" für die Protagonistin Sydney auf. Mir fehlte die Konsequenz der erzählerischen Darstellung einer anfänglich als mittelalterlich beschriebenen Welt. Das finde ich schade, denn hier verbirgt sich das Potential, der zu erzählenden Geschichte mehr Leben einzuhauchen, den Leser richtig "mitzunehmen" in Damians Welt.
Ganz außerordentlich gut gefallen hat mir zum Ende des 1. Teils der Welten-Trilogie die Andeutung der Macht der Auserwählten durch die Immunität gegenüber der Bedrohung durch das Feuer. Endlich habe ich hier einen deutlichen, absolut ausbaufähigen Fantasypart des Romans wahrnehmen dürfen. Dies hat zu einer Festigung des bis jetzt etwas unstet erscheinenden Charakters Sydneys geführt. Dadurch, dass sie ihre Macht (wenn auch noch unbewusst) einsetzt, vermittelt sie dem Leser zum Ende des Romans: "Ich bin langsam in dieser Welt angekommen!". Das ist der Autorin sehr gut gelungen.
Ein geschickter Schachzug war die Platzierung des Bösewichtes gleich zu Anfang im Buch. Dadurch hatte dieser Charakter seine Berechtigung und konnte sich vor dem inneren Auge des Lesers aufbauen.
Der Schreibstil des Romans liest sich bisweilen sehr flüssig und gut, ich, die Leserin, kann schnell in eine Szene hineinkommen und verstehen, worauf die Autorin hinaus will. Dennoch kann man manche Absätze zusammenfassen, einige sogar ganz löschen. Darüber hinaus hatte ich im pdf-Dokument fehlende Leerzeichen in einigen Zeilen.
Zusammenfassend kann ich das Buch guten Gewissens als lesenswert bezeichnen. Es hat, wie vorher schon beschrieben, Schwachstellen, die ich der fehlenden Erfahrung der Autorin als Schriftstellerin zuordnen möchte. Die Idee selbst, die hinter dem Roman steht und die daraus resultierende Geschichte ist interessant und macht auf das Lesen neugierig. Die aufgeführten Handlungsstränge werden zum Ende hin im "Showdown" glaubwürdig miteinander verknüpft, wenngleich die Auflösung der inneren Konflikte der Hauptfiguren der Auflösung des äußeren Konfliktes untergeordnet erscheint.
Diese Rezension bezieht sich auf das eBook von "Gefangene der Welten".