Hazel Rosenstrauch

 4,5 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Wahlverwandt und ebenbürtig, Congress mit Damen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Hazel Rosenstrauch ist in London geboren und in Wien aufgewachsen, sie studierte Germanistik, Soziologie und Empirische Kulturwissenschaften in Berlin und Tübingen. Arbeit als Journalistin, Redakteurin, Autorin, forschte und lehrte an verschiedenen Universitäten. Mehrere Buchveröffentlichungen, unter anderem: Varnhagen und die Kunst des geselligen Lebens. Eine Jugend um 1800, Berlin 2003.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Hazel Rosenstrauch

Cover des Buches Wahlverwandt und ebenbürtig (ISBN: 9783847720171)

Wahlverwandt und ebenbürtig

 (4)
Erschienen am 15.09.2017
Cover des Buches Congress mit Damen (ISBN: 9783707605068)

Congress mit Damen

 (1)
Erschienen am 30.09.2014
Cover des Buches JUDEN NARREN DEUTSCHE (ISBN: 9783924652371)

JUDEN NARREN DEUTSCHE

 (1)
Erschienen am 01.08.2010
Cover des Buches Karl Huß, der empfindsame Henker (ISBN: 9783882219821)

Karl Huß, der empfindsame Henker

 (0)
Erschienen am 01.08.2012

Neue Rezensionen zu Hazel Rosenstrauch

Cover des Buches JUDEN NARREN DEUTSCHE (ISBN: 9783924652371)
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Rezension zu "JUDEN NARREN DEUTSCHE" von Hazel Rosenstrauch

Rezension zu "Juden Narren Deutsche" von Hazel Rosenstrauch
WinfriedStanzickvor 13 Jahren

Sechs neue Essays unter der Überschrift „Die ewige Jüdin“ und etliche ältere Texte sind in dieser Essaysammlung der 1945 als Tochter jüdischer Eltern geborenen Hazel Rosenstrauch vereint. Es sind Essays, die sich einmischen, Texte, die die scharfe Gedankenführung lieben und die beeindrucken mit ihrer sicheren Urteilskraft.

Obwohl sie sich eine „nichtjüdische Jüdin“ nennt, kommt sie zeitlebens an dem in Deutschland zelebrierten öffentlichen Erinnern nicht vorbei, das sie, öfter als ihr lieb ist, an ihr Jüdischsein erinnert.
Es ist für den zeitgenössischen und aufgeklärten Leser, der seit Jahrzehnten vielleicht in Debatten dafür eintritt, dass der Holocaust nicht historisiert und niemals vergessen werden darf, der sich sorgt um die Wiederkehr antisemitischer Reflexe besonders in der Linken und bei Attac etwa, schon eine Art Schock, in einem der Essays Hazel Rosenstrauchs Kritik an jeglichen Stolpersteinen oder Gedenktafeln zu lesen.
In ihrem Stadtviertel in Berlin, wo sie nun nach langer Wanderschaft mit über 30 Umzügen lebt, erinnern insgesamt 80 Gedenktafeln an das Unrecht und den Terror, der gegen Juden im Dritten Reich verübt wurde.

Doch keiner beachtet diese Tafeln noch, niemand schaut hin. Außer ihr selbst:
„Im Unterschied zu den Passanten, die sich an die Tafeln gewöhnt haben, werde ich jeden Tag daran erinnert, dass nur die Gnade der späten Geburt mich davor bewahrt hat, deportiert zu werden.“

Das ist ein hartes Verdikt für eine Erinnerungskultur, die doch so stolz auf sich ist. Hazel Rosnetrauch legt den Finger in die Wunden, indem sie nicht nur in diesem Essay die Verlogenheit und die Unaufrichtigkeit der meisten Gedenkakte entlarvt. Das Gedenken soll das Vergessen befördern, bzw. das Geschehene trivialisieren.

Der Titel der Essaysammlung ist programmatisch. Sie setzt zwischen ihre beiden Identitäten das Wort „Narren“, jene, die alles aussprechen, auch das, was man eigentlich nicht aussprechen kann. Ein solcher Narr will sie sein, jemand, die ausspricht, was niemand hören will, die nachfragt und unterstellt und immer wieder anschreibt gegen die Sehnsucht, endlich das Geschehene zu bannen, ob in Steine oder ins Vergessen.

Cover des Buches Wahlverwandt und ebenbürtig (ISBN: 9783821862071)
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Rezension zu "Wahlverwandt und ebenbürtig" von Hazel Rosenstrauch

Rezension zu "Wahlverwandt und ebenbürtig" von Hazel Rosenstrauch
Clarivor 14 Jahren

Eine ebenbürtige Partnerschaft in längst vergangener Zeit.
Wahlverwandt und ebenbürtig: mit dieser Charakterisierung ist treffend das Verhältnis zwischen Wilhelm von Humboldt und Caroline von Dacheröden beschrieben. Beide waren zum Ende des ausgehenden 18. Jahrhunderts um die dreißig Jahre alt und standen sich geistig und seelisch nahe, fühlten sich vertraut und absolut ebenbürtig.

Sie teilten als Kinder das gleiche Schicksal: Caroline verlor ihre Mutter im Alter von acht Jahren, Wilhelm von Humboldt seinen Vater, als er zwölf Jahre alt war.
Beide entstammten dem Adel, und beide schlossen sich früh Bewegungen an, in denen es um Freiheit und Gleichberechtigung ging. Sie lernten sich über Karl von La Roche kennen und begegneten den Frauen der Romantik in deren literarischen Salons. Zu den bekannten Frauen der Romantik gehörte Brendel, die Tochter Moses Mendelssohns, Henriette Herz, Caroline von Wolzogen und neben weiteren als bekannteste Rahel Varnhagen von Ense.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts blühten die ersten Jugend,- Freundschafts - oder Tugendbünde, in denen sich Seelenverwandte zusammenfanden, die sich u.a. der Erforschung der inneren Befindlichkeit hingaben.

Zur Freiheit gehörte für Caroline und Wilhelm die damals noch ungewöhnliche Vorstellung, sich den Partner selbst zu wählen. Caroline von Dacheröden war eine selbständig denkende und handelnde Person, die in Wilhelm von Humboldt den Gleichgesinnten erkannte und von sich aus um ihn warb. Schon bald nach der ersten Begegnung zeigte sich, dass sie ähnliche Gedanken hegten und die gleichen Denkmodelle teilten.

Es entstand eine Verbindung, die unvergleichlich war sowohl in der Gestaltung der Ehe, als auch in der Freiheit, die sie einander auch im Liebesverhalten zugestanden.

Wilhelm von Humboldt war Kenner der Antike, früher Anthropologe und wurde als Vorläufer der Linguistik gefeiert.
Beruflich genoss Wilhelm hohes Ansehen als Staatsmann, Gelehrter und Mitbegründer der Berliner Universität, der heutigen Humboldtuniversität.

Beide Partner zeigten ungewöhnlich starke Charaktere. Hazel Rosenstrauchs hat die Merkmale ihrer starken Persönlichkeiten an vielen Beispielen in ihrer Biographie zum Ausdruck gebracht. Wilhelms Aufgaben im Dienste der preußischen Kultusbehörde führten zu langen Trennungen von seiner Frau und den Kindern und damit zu einer ausgedehnten Korrespondenz zwischen den beiden. Die Briefe legen beredt Zeugnis ab von der tiefen Verbundenheit zwischen dem Paar.

Mit der Abschrift zahlreicher Briefe, dem Aufführen ausgedehnter Zitate und bibliographischer Belege lässt uns die Autorin an einer Entwicklung teilnehmen, die eng verknüpft war mit der französischen Revolution von 1789 und dem damit verbundenen Zeitalter der Aufklärung.
Es ging den Vordenkern der Französischen Revolution um geistige und seelische Befreiung aus traditionellen Zwängen und um ein Ende der feudalen Herrschaft. In kritischen Analysen wusste Wilhelm von Humboldt die missbräuchlichen Auswüchse der Revolution von den Ansätzen zu freiheitlichem Denken zu unterscheiden Sein Denkansatz galt dem reflektierenden Individuum , das durch eigene Anschauung und Erfahrung zur Emanzipation und Befreiung finden sollte.
Wilhelm und Caroline lebten bereits das, was als Vision den Mitstreitern und Philosophen der Aufklärung für die ferne Zukunft vorschwebte. Insofern fügte sich das Leben der beiden folgerichtig in ihre Zeit, der sie mit ihrem Denken, Taten und Lebensmustern Ausdruck verliehen.

In den Ausführungen von Rosenstrauch kommen viele bekannte Geistesgrößen und Denker des 18. und 19. Jahrhunderts zu Wort. Sie runden das Bild ab, das eine Zeit beschreibt, in der sich Wissenschaftler und Dichter mit Geist und Genie begegneten, um sich im Denken und Handeln zu ergänzen und zu befruchten. Dazu gehörten Schiller, Goethe, die Schwestern von Lengefeld, der Philosoph La Roche und viele andere mehr. Ohne Kants berühmten und aussagekräftigen Satz „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ ist die Zäsur in der Geschichte schwer vorstellbar.

Wer sich mit den Ursprüngen unserer freiheitlichen und rechtlich aufgeklärten Gesellschaft befassen möchte, der findet in diesem Buch Anregung und Inspiration. Gut zu lesen, klug und einfühlsam geschrieben und hervorragend recherchiert bildet die Biographie zusammen mit einem ausführlichen Anhang eine ausgezeichnete Grundlage zur Erweiterung des eigenen Wissens.

Die feine, bibliophile Aufmachung des Buches aus der Reihe
„ Die andere Bibliothek“ vom Eichborn Verlag betont das Besondere des Sujets, mit dem man sich hier zu befassen hat.

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