Rezension zu "HILIFI" von Hedwig Herrath Beckmann
Hilifi“ ist eine Biografie, der 1944 geborenen Hedwig Herrath Beckmann, die die erschütternde Geschichte eines kleinen Mädchens erzählt, das eine furchtbare Kindheit durchleben muss.
Die Gewalt als Bestandteil des Alltags begegnet der kleinen Hedwig bereits in Form der Misshandlung ihrer Mutter durch deren Freund. Als der Staat später der Mutter das Kind entreißt, wird die Kleine in einem katholischen Kloster untergebracht und dort von den Nonnen aufs Schlimmste misshandelt und gedemütigt. Der Kleinen verschlägt es im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache. Sie ist für lange Zeit unfähig zu sprechen und erlernt deshalb die Gebärdensprache. Selbst im Kreise ihrer Familie findet sie weder Halt noch Trost. Im Gegenteil – sie wird sogar noch von ihrer Tante sexuell missbraucht.
Sexueller Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche ist bekanntlich kein neues Thema und doch war ich auf das Tiefste erschüttert als ich las, wie die Nonnen den Kindern im Kloster mit so viel Brutalität begegnen konnten. Ich musste das Buch teilweise weglegen, weil es einfach nur grausam war. Da ich jedoch unbedingt wissen wollte, wo diese Geschichte hinführt und mich die Schilderungen der Nachkriegszeit faszinierten, las ich das Buch natürlich bis zum Ende und bin der Autorin für diese Einblicke sehr dankbar.
Offen schildert Hedwig das Durcheinander in ihrem Kopf, die Verwirrung und den Schmerz, der nicht aufzuhören scheint. Wie viel Leid erträgt ein Mensch?
Jeder, der dieses Buch gelesen hat wird die Entrüstung der zahlreichen Missbrauchsopfer verstehen, die scheinbar ohne Erfolg Transparenz zur Aufklärung der Missstände in katholischen Einrichtungen fordern. Es bleibt unverständlich dass die Kirche den Täterschutz über den Schutz der Opfer stellt. Eine Kirchengemeinschaft, die so unchristlich handelt, kann meines Erachtens weder ernst genommen noch christlich genannt werden. Ein Buch, das man gelesen haben muss!