Bertram Harrow steht als Schauspieler auf der Bühne - seine bekannteste Rolle: ein Polizist. Dumm nur, dass es dem Publikum häufig schwer fällt, Fiktion und Realität auseinander zu halten. So erhält Harrow, der in seiner Vergangenheit tatsächlich kurzzeitig Constable war, tatsächlich Ermittlungsaufträge von Ehefrauen, die glauben, betrogen worden zu sein. Doch plötzlich findet Harrow sich in einem brennenden Zimmer wieder und statt um Ehebruch geht es um Mord!
Der Stil dieses Krimis ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Für einen Krimi wirkt er zunächst hochgestochen. Für einen historischen Krimi, der in den 1930er Jahren spielt, fand ich persönlich das aber einen interessanten Ansatz. Leider war es auch das einzige, das mich beim Lesen in diese Zeit entführt hat.
Bertram Harrow als Hauptfigur ist durch und durch interessant. Auch wenn er manchmal etwas widersprüchlich wirkt - einerseits reagiert er genervt darauf, immer wieder mit seiner Rolle, dem Ermittler Latour, verwechselt zu werden, andererseits schlüpft er auch abseits der Bühne gerne in diese Rolle und findet Spaß am tatsächlichen ermitteln. Hinzu kommt seine Vergangenheit, die ihn zu einer interessanten Figur macht.
Unterstützt wird Harrow unter anderem von seiner Kollegin Mitzi, die alles ein wenig auflockert. Auch wenn ihre Art teilweise Fehl am Platz wirkte. Sympathisch wird sie vor allem dadurch, dass sie immer für Harrow da ist - ein klassischer Sidekick eben.
Ergänzt werden sie durch Armstrong, der einzige tatsächliche Polizist in der ganzen Geschichte, der Harrow um Hilfe bittet. Die beiden sind alte Kollegen, was dieses Vorgehen durchaus erklärt - dass er sich aber scheinbar freiwillig in Harrows Schatten stellt, fand ich stellenweise dann allerdings doch etwas befremdlich.
Die Geschichte selbst ist spannend und hält viele Wendungen parat. Inklusive einiger sehr gut gelegter falscher Fährten, sodass bis zum Schluss nicht klar ist, wer der Täter ist. Als jemand der gerne mit rät, hatte ich zwar einige Theorien, aber derartig im Dunkeln getappt bin ich schon sehr lange nicht mehr. Dennoch wirkt die Auflösung am Ende nicht an den Haaren herbei gezogen, sondern ist durch und durch logisch - nur eben schwer vorhersehbar. Ergänzt wird die Krimi-Handlung durch Harrows Vergangenheit, die nach und nach teilweise aufgedeckt wird. Anfangs ist es etwas schwierig, diesen Handlungsstrang von der Haupthandlung zu trennen und den Überblick zu behalten, aber danach ist dieser Sub-Strang mindestens genauso spannend und saugt einen noch tiefer in die Geschichte ein.
Insgesamt ist “Das brennende Zimmer” ein genialer Krimi, der mich sehr überrascht hat. Allerdings hat es das Buch nicht geschafft, mich in die 1930er zu entführen - was ich mir von jeglicher Art historischem Roman normalerweise erwarten würde. Da das der einzige Makel ist, gibt es allerdings eine eindeutige Empfehlung für den Auftakt der neuen Reihe um Bertram Harrow.