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Themen der Leserunde
Plauderecke
Ich bin Belinda! Bella Belinda …
Bella Belinda ist der Name, den mir eine gewisse Person zugedacht hat. Nur wenn er es sagt, fühle ich mich nicht veralbert. Nur aus seinem Mund klingt es echt. Nur von ihm fühle ich mich mit all meinen Nöten verstanden. Muss mich nicht verstecken. Zusammenzucken, wenn sein Blick sich auf mich richtet. Er allein behandelt mich, als sei ich nicht die, die ich bin, allein in seiner Nähe habe ich das Gefühl, eine Göttin zu sein. Mein Herz schlägt schneller, mein Atem stockt, wenn sein Duft meine Nase streift, in meinem Bauch marschiert ein ganzes Ameisenheer hin zu neuen Ufern, wenn seine Hände die meinen zufällig berühren, sein Körper den meinen streift und mit seiner Gegenwart umhüllt.
Kennt ihr das Gefühl nicht gut genug zu sein? Zweite, besser gesagt, dritte Wahl zu sein? Sich hässlich und minderwertig zu fühlen, nur weil man nicht dem Schönheitsideal der restlichen Welt entspricht? Auf Äußerlichkeiten reduziert wird? Fragt ihr euch auch, warum das Leben es so eingerichtet hat, dass man nicht selbst diejenige ist, die die Blicke der Anderen wohlgefällig, gar bewundernd auf sich zieht? Sondern das Mädchen, das neben euch steht, das mit einem blauen Augenaufschlag ihr blondes Haar nach hinten streicht und mit einem Killerlächeln die Männer in die Knie zwingt?
Nun, ich bin ein Mädchen der dritten Kategorie. Ich zwinge die Kerle höchstens in die Knie, wenn sie versuchen, mich auf den Arm zu nehmen.
Bei einem Meter und siebzig Zentimeter brachte ich lange Zeit gute neunzig Kilo auf die Waage. Alle im Laufe der Jahre angefuttert, aus Frust, nicht den Ansprüchen der Eltern zu genügen. Geschuldet der Tatsache, nur Durchschnitt zu sein, niemals gut genug, egal wie sehr ich mich anstrenge und bemühe. Jeden elenden Tag auf das Butterbrot geschmiert zu bekommen, dass ich unzulänglich bin.
Tu dies nicht, tu das nicht. Streng dich mehr an. Deine Leistung reicht nicht. Nimm dir ein Beispiel an deinen Freundinnen. Iss nicht zu viel. Treib mehr Sport. Du passt noch nicht einmal in ein Designerkleid. Konzentrier dich besser auf das was du tust. Rede nicht so viel Blödsinn in Gegenwart anderer. Du blamierst uns, wo du gehst und stehst. Blablabla …
Niemand kann sich das jeden Tag anhören, ohne einen Schaden davonzutragen, ohne sein Selbstwertgefühl zu verlieren. Niemand. Auch ich nicht.
Dann kam er. Lehrte mich, was es heißt, etwas wert zu sein. Spornte mich an, aufzubegehren, mich gegen Dinge zu wehren, die ich nicht wollte, die ich tat, um zu gefallen. Ich blühte auf wie eine wunderschöne Rose. Ja, ich fühlte mich sogar wie eine. Aber auch die grazile Blüte einer edlen Blume verdorrt, wenn sie plötzlich kein Wasser mehr bekommt. Wenn eine Naturkatastrophe ihr die Nahrung entzieht. Vertrocknet, verliert die Farbe und zerbröselt am Ende zu unansehnlichem Laub.
Genau an diesem Punkt stehe ich jetzt. Die traurigen Reste von verwelktem Blattwerk liegen auf dem Boden verstreut und bieten einen unschönen Anblick.
Sehnsuchtsvoll hebe ich den Kopf und blicke in die Ferne. Eins ist mir geblieben. Mein erwachter Stolz, mein zurückgekehrtes Selbstbewusstsein, das Wissen, ein Wesen zu sein, das einen Wert besitzt. Wenigstens für mich selber. Dafür danke ich ihm.
Meine Nasenflügel blähen sich in Aufbegehren und ich schiebe mein Kinn trotzig nach vorn. Ich will wieder leben, ich will wieder lieben. Zieht euch warm an, da draußen. Welt, ich komme. Ich bin Belinda! Bella Belinda!
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