Die Schlacht um Defágos hat vielen Menschen und Nraurn das Leben gekostet. Doch das Ringen um das Schicksal des Einen Kindes wurde noch nicht endgültig entschieden.
Die Nraur-a-Khae Kajlyn-Gua hat sich in die Ruinen der einstmals stolzen und unvergleichlichen Stadt Anáxi mit den Nraurn und den Bogenschützen des Nordens zurückgezogen. Inmitten der Ruinen suchen ihre Kriegerinnen und Krieger nach dem weißen Stein, der einst für den Untergang von Anáxi verantwortlich war.
Von Anáxi wird der in Ungnade gefallene Marschall Nesyn mit der Eroberung des Nordens beauftragt. Doch Nesyn zweifelt bereits seit der Begegnung mit dem Wächter der Geschichte der Nraurn an seiner Herrin. Nesyn spielt nun sein eigenes Spiel zugunsten der Nraurn und gegen die Absichten und den Willen des dunklen Gottes.
Aus Defágos brechen die drei Begleiter des Einen Kindes mit einer Heerschar auf, um den weißen Stein im Spiel um die Zukunft der Insel der Stürme zu finden. In der Ebene von Anáxi geraten Gorun, Amra und Jemren mit ihren Verbündeten in den dichten Nebel, aus dem nur wenige je zurückgekehrt sind.
Zeitgleich sammeln sich in Defágos die Kriegsherren und Heere des Südens. Gemeinsam ziehen sie trotz Rebellionen in den eigenen Reihen aus der Stadt hinaus. Zum Schutz der Heimat des Verlorenen Kindes rüsten sie sich dort für die entscheidende Schlacht.
In dem Nebel der Ebene liegt es an Lillia die Heerschar vor die Tore von Anáxi zu führen. Dort wird der Kampf um den weißen Stein im Spiel des Wandels mit den Nraurn und dem Herrn der tausend Gesichter stattfinden. Der Beginn der letzten Heimkehr des Verlorenen Kindes in ihre einstige Heimat.
In der dritten Geschichte von der Insel der Stürme haben die Protagonisten ein letztes Mal mit ihren Gegnern und ihrer eigenen Nemesis zu kämpfen.
Gorun hadert in seiner neuen Verantwortung als Heeführer mit der Prophezeiung, in die er von seiner Mutter Kaseira und dem Kriegerkönig von Defagos Vrarras ohne sein Wissen von klein auf gedrängt wurde. Die unterdrückte Liebe zu einer Laîren, die er nicht lieben darf, zerreißt ihn innerlich. Zunehmend lehnt er sich gegen die Sitten und Gebräuche des Südens trotz der Loyalität zu seiner Heimat auf.
Amra sucht nach einem Weg die Geschicke von Lillia und der Insel zum Guten zu lenken. Als Dienerin des Totengottes Antiles liegt es in ihren Händen einen Weg aus dem Netz ihres eigenen Gottes zu finden. Ihre bisher ungeahnte Verbindung zu Jemren im Taú gibt ihr Stärke auf ihrem gefahrvollen Weg.
Jemren selbst wurde von der dunklen Pfeilspitze seines Bogengefährten tief verwundet. Die Pfeilspitze sitzt tief in seinem Körper und kann nicht entfernt werden. Mit jedem abgeschossenen Pfeil bohrt sich die Spitze näher an sein Herz heran. Und in all diesen Gefahren fürchtet er um seine Schwester Harat, die sich als Gefangene im Heerlager der Nraurn befindet.
Derweil hat Nesyn hat mit den Zweifeln seiner Gefolgschaft zu kämpfen. Die zunehmende Grausamkeit und Ignoranz von Kajlyn-Gua gehenüber ihrem eigenen Volk treibt ihn dazu Verrat zu begehen. Zu Gunsten der Nraurn und sich selbst lauscht er dem Flüstern des Einen Kindes und beschließt mit seinen Getreuen ihrem eigenen Weg zu folgen.
Und so fügt sich das Geschick der Insel der Stürme inmitten der Stadt der Götter in einem letzten Aufeinandertreffen zwischen den Menschen und den Nraurn um die Zukunft des Einen Kindes und ihrer aller Schicksal.
Die letzte Geschichte von der Insel der Stürme war wieder von berückender Einprägsamkeit.
Die Charaktere verleihen dem Buch ein agiles und emotionales Eigenleben. Die Protagonisten nehmen einen in ihrer Vielschichtigkeit mit ihren Stärken und ihren Fehlern gefangen.
Vor allem der alte Nraur Qyon war ein erfrischender und spannender Nebencharakter. Mit seiner Weisheit ist er als Ratgeber für den Weg und die Entscheidungen der Protagonisten von großer Bedeutung. Durch seine Respektlosigkeit gegenüber vermeintlich Höhergestellten stellt er die Gleichheit der Einflussreicheren und Hochmütigen mit den ganz einfachen Nraurn und Menschen dar. Er gibt der Geschichte einen amüsanten und tiefgreifenden Aspekt.
Gleichzeitig taucht man tiefer in die Kultur der Menschen und der Nraurn ein. Die verschiedenen Sprechweisen von Norden und Süden, die von der langen Divergenz beider herrühren, und das Verständnis der Nraurn für die Ziegen, deren Sprache sie sprechen, sind zwei hervorstechende Beispiele.
Es zeigt sich verstärkt, was in den vorigen Büchern bereits angeklungen ist: Dass die Nraurn nicht die Bösen und die Menschen nicht die Guten sind. Die Menschen können ebenso grausam und boshaft sein, wohingegen die Nraurn völlige Selbstlosigkeit sogar für andere Lebewesen beweisen.
Die bisher verborgenen Geheimnisse in der ganzen Trilogie werden nach und nach offenbart. Dadurch erfährt man, was sich hinter dem vermeintlich Offensichtlichen abspielt. Die Geschichte steckt voller überraschender Wendungen.
Allerdings besitzt sie auch einige kritische Punkte und unlogische Geschehnisse.
In ständigen Gefechten besitzen fast alle Protagonisten eine nahezu unzerstörbare Rüstung. Man braucht in den Kämpfen kaum Angst um die Hauptcharaktere zu haben, da sie seltenst wirkliche Gefahren erleiden.
Gleichzeitig ist der Tod etwas Allgegenwärtiges, den die Autorin durchaus in der Heftigkeit und Härte des Krieges beschreibt. Doch von den Toten sind kaum Namen bekannt, was den Krieg anonym macht und ihm viel von seinem Schrecken nimmt.
In manchen Situationen neigen die Charaktere auch zu kaum nachvollziehbaren Handlungen und Aussagen. Beispielsweise zeigt der wiederholte Ausspruch von verschiedenen Fragen zwar die Aufgeregtheit der Charaktere, ist in einschüchternden und gefährlichen Momenten jedoch eher unpassend gewählt.
Das Ende des Buches war zwar einprägsam und außergwöhnlich, allerdings war noch weitaus mehr Potenzial für zusätzliche Spannung vorhanden und stellenweise war es zu sprunghaft.
Mit Ausnahme dieser Makel ist die Königin der Quelle eine wunderbar einnehmende Geschichte mit vielen klug durchdachten Szenen.
Die komplette Trilogie erzählt in ihrer Gesamtheit mit der ihr eigenen Schreibart und dem Weltaufbau in einem großartigen Anderssein eine wundervolle Geschichte.