Rezension zu "Wissensdurst: Ein Zeitreiseroman" von Heidi Lindemann
Wie kann es sein, dass sich Valerie nach einem Zusammentreffen mit einem Mönch plötzlich im Wien des 18. Jahrhunderts wieder findet? Kommt sie doch als emanzipierte Frau aus einer Zeit der Digitalisierung und des Fortschritts. Verunsichert, aber wissbegierig, macht sich die Kriminalpsychologin mit der Zeit, in der sie sich nun befindet, vertraut und sucht nach Antworten. Dabei erhält sie Hilfe von einer Zigeunerin und schließlich auch von keinem geringeren als Wolfgang Amadeus Mozart. Und damit nicht genug, hilft sie mit dem Wissen ihrer Zeit dabei, schreckliche Morde aufzuklären. Dabei ist ihr loses Mundwerk ihr allerdings nicht immer dienlich.
Fangen wir mit den positiven Eindrücken zu diesem Buch an: Ich finde schon allein das Cover sehr ansprechend. Es passt zum Inhalt: Eine eigentlich emanzipierte Frau in der Robe einer feinen Dame aus dem 18. Jahrhundert. Ziemlich lässig, findet Ihr nicht auch?
Das Cover konnte also definitiv schonmal punkten ;-)
Zum Inhalt kann ich sagen, dass ich diese erfrischende, kurzweilige Zeitreise sehr genossen habe. Ich kann, entgegen aller negativen Kritiken, die ich bereits auf anderen Plattformen gelesen habe, nicht zustimmen, dass dieses Buch Zeitverschwendung gewesen wäre.
Im Gegenteil! Ich fand es spannend, zu lesen, was mit Valerie passiert, wie sie sich in eine Zeit einfügen muss, die ihr nur aus dem Geschichtsunterricht in der Schule bekannt ist. Als Frau ihrer Stellung und mit ihrem Wissen des 21. Jahrhunderts ist es alles andere als leicht, sich dem zu fügen, was rund drei Jahrhunderte früher galt. Die Mode ist eine Sache. Aber die Gepflogenheiten, die Stellung der Frau gegenüber dem Mann, der fehlende Fortschritt gerade in Bezug auf die Kriminalpsychologie und die Ermittlungsarbeit… All dem ist sie ausgesetzt und muss dabei aufpassen, dass sie sich nicht verplappert, damit sie nicht in den berühmt berüchtigten „Narrenturm“ gesperrt wird.
Die Aufklärung der Morde und ihre aufkeimende Freundschaft mit Wolfgang Amadeus Mozart waren wirklich interessant zu verfolgen. Ich fand die Idee auch super, wie es zustande kam, dass Valerie überhaupt im Jahr 1879 landen konnte und auch die Hintergründe zu den Morden waren sehr ausgeklügelt.
Dass sich die im Buch beschriebenen Ereignisse und die hier vorherrschende Redensart nicht mit der Realität decken, hat mich jetzt eigentlich weniger gestört. Mir ging es um die Geschichte an sich und die hat mich sehr gut unterhalten.
Kommen wir nun noch zu dem einzigen Minuspunkt, den ich nicht außer Acht lassen will und KANN: Wer meine Rezensionen aufmerksam verfolgt, weiß, dass ich EXTREM PINGELIG bin, wenn es um Grammatik und Rechtschreibung geht. Die Zeichensetzung (vor allem Kommasetzung und Anführungszeichen) ist wirklich „schaurig“. An vielen Stellen haben die gesetzten Kommata keinen Sinn ergeben und den Sinn der Sätze komplett aus den Angeln gehoben. Auch die Anführungszeichen waren teils so merkwürdig gesetzt, dass ich nie richtig wusste, wann jetzt der Dialog beginnt und wann er endet. Das hat mich beim Lesen schon gestört, da ich jemand bin, der laut liest, um die Geschichte und gerade die Dialoge besser zu verinnerlichen.
Für dieses Manko gibt es einen Punkt Abzug. Nichtsdestotrotz erhält dieser kurzweilige Zeitreise-Roman für seine erfrischenden Inhalte und die charmanten Charaktere gute 🌟🌟🌟🌟 von mir. Wer auch gern in andere Zeiten abtauchen will und verfolgen will, wie eine emanzipierte Kriminalpsychologin im Jahre 1879 hilft, eine Mordserie aufzuklären, sollte definitiv zu diesem Buch greifen 😉