Cover des Buches Der Himmel über unseren Träumen (ISBN: 9783426519387)
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Rezension zu Der Himmel über unseren Träumen von Heidi Rehn

Einfühlsame Geschichte einer jüdischen Architektin in der Nachkriegszeit

von Zabou1964 vor 6 Jahren

Rezension

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Zabou1964vor 6 Jahren
Heidi Rehn ist mir bereits durch viele andere ihrer Romane bekannt, die mir allesamt gut gefallen haben. Ich mag ihre Art zu schreiben sehr, weil sie oft außergewöhnliche Themen aufgreift und ihre Figuren sehr authentisch sind. In ihrem neusten Werk ist die Hauptfigur Vera eine junge Architektin in der deutschen Nachkriegszeit in München. Wie diese außergewöhnliche Frau ihren Weg geht, wie sich München nach dem Zweiten Weltkrieg verändert und wie die Rolle der Frau zu dieser Zeit ist, beschreibt Heidi Rehn in diesem Roman.


Vera ist acht Jahre alt, als ihre jüdische Familie 1938 aus München fliehen muss. Nach dem Krieg kehrt ihre Familie nach Deutschland zurück. Vera ist mittlerweile Architektin, es zieht sie wieder in ihre geliebte Heimatstadt München, wo sie in einem Architekturbüro eine Stelle findet. Als Frau stößt sie in den biederen 50er-Jahren immer wieder auf Vorurteile von Kunden und Kollegen. Als sie sich in den Architekten Arthur verliebt, der mit ihr in einem Büro arbeitet, stellt sie sich unweigerlich die Frage, was er während der Nazizeit getan hat. Kann sie ihm vertrauen, oder gehörte er im Dritten Reich zu den Tätern?


Heidi Rehn hat mit Vera eine sehr interessante Figur erschaffen. Obwohl es vor dem Krieg durchaus auch erfolgreiche Architektinnen gab, ist Vera in den 50er-Jahren eher eine Ausnahme. Im Krieg haben die Frauen oft alleine „ihren Mann stehen“ müssen, sodass viele wahrscheinlich froh waren, das Heimchen am Herde sein zu können. Vera dagegen ist sehr zielstrebig und will beweisen, dass sie als Frau genauso gut sein kann wie ihre männlichen Kollegen.


Sehr gut haben mir auch die Ausführungen über die Nachkriegsarchitektur gefallen. Die Ideen, die Vera und ihre Kollegen im Roman umsetzen, sind typisch für die Zeit des Wiederaufbaus. Es musste schnell neuer Wohnraum geschaffen werden, viele Häuser wurden im Krieg zerstört. Auch das Misstrauen gegenüber eventuellen alten Nazis konnte ich sehr gut nachvollziehen. Schließlich wusste man nie, was sein Gegenüber während des Dritten Reiches für eine Rolle gespielt hat. Gerade Arthur lässt seine Liebste lange im Ungewissen.


Mich konnte Veras Geschichte wieder begeistern, wenn auch nicht ganz so sehr wie einige Vorgänger aus Heidi Rehns Feder. Mir fehlte hier ein wenig die Spannung, stellenweise war die Handlung für mich zu vorhersehbar. Trotzdem vergebe ich noch gute vier Sterne für diesen Roman.


Fazit:

Einfühlsame Geschichte einer jüdischen Architektin im München der Nachkriegszeit.

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