Heidrun Adler

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Cover des Buches Tante Julia und der Kunstschreiber (ISBN: 9783518380208)
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Rezension zu "Tante Julia und der Kunstschreiber" von Mario Vargas Llosa

beccaris
Hohe Erzählkunst

Bereits nach den ersten Seiten taucht man ein in eine andere Welt, die von Mari(t)o und seiner Verwandschaft, in eine Welt voller Spannung, Klischees und Klatsch. Der Autor erzählt die Geschichte in jeweils zwei sich abwechselnden Handlungssträngen, einerseits die Erzählung selbst von Mario und seiner Liebe zu seiner über 10 Jahre älteren Tante Julia, andererseits darin verwoben die verschiedenen Hörspielserien, die alleine gelesen anfänglich schon sehr spannend sind, des bekannten, jedoch zunehmend verwirrten Bolivianers Pedro Camacho.

Ausserordentlich witzig und mit grossem Einfallsreichtum erzählt der Nobelpreisträger diese gewagte und ungestüme Liebesgeschichte. Die Verwirrung der Hörspiel-Abschnitte lassen jedoch den Leser mit der Zeit ungeduldig werden. Zum Schluss kann man fast selbst nicht mehr folgen und die Lektüre wird dadurch etwas mühsam. Die Konstruktion und Zusammenführung bzw. Auflösung am Ende des Buches, fand ich nicht sensationell. Man ahnt, was kommt und eigentlich ist man Schluss des Buches fast erleichtert, dort angekommen zu sein.

Trotzdem sehr empfehlenswerte Lektüre für Leser, die ausufernde Geschichten mögen, auf höchstem sprachlichem Niveau.

Cover des Buches Tante Julia und der Kunstschreiber (ISBN: 9783518380208)
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Rezension zu "Tante Julia und der Kunstschreiber" von Mario Vargas Llosa

Jossele
Fabulierfreude

Dieser Roman erschien mit dem Originaltitel „La tía Julia y el escribidor“ bereits 1977 und soll laut Information im Innenteil (Suhrkamp Tb, 1. Aufl. 1988) „Mario Vargas Llosas wohl beliebtester Roman“ sein. Zum einen geht es um die autobiografische Geschichte des jungen Autors, der für einen Radiosender als Nachrichtenredakteur arbeitet, nebenbei seine ersten schriftstellerischen Versuche macht und seine vierzehn Jahre ältere Tante Julia kennen- und lieben lernt. Zum anderen werden die Geschichten erzählt, die der Hörspielautor Pedro Camacho für das Radio schreibt und aufführen lässt. Die Geschichte von der erwachenden Liebe zu Tante Julia decken sich im Wesentlichen mit den entsprechenden Teilen aus den Erinnerungen in „Der Fisch im Wasser“. 

Diese unterschiedlichen Erzählebenen hält Vargas Llosa strikt ein, immer abwechselnd. Das ändert sich erst im letzten Kapitel, das wie eine Art Epilog angefügt ist.

Die Geschichten Camachos haben immer einen Protagonisten, der um die fünfzig Jahre alt ist, eine breite Stirn, eine Adlernase sowie einen durchdringenden Blick hat und sie haben jeweils ein offenes Ende, im Grunde einen klassischen Cliffhanger, der jedoch nie aufgelöst wird, da es, zumindest im Buch, keine Fortsetzung gibt.

Aufgefallen ist mir auch, wie schlecht die Argentinier in den Storys wegkommen. Sie müssen für eine Menge menschlicher Unzulänglichkeiten herhalten. Das habe ich bisher in keinem anderen Buch von Vargas Llosa so in Erinnerung.

Vargas Llosa scheint sich hier, so mein Eindruck, mit dem Beruf des Schriftstellers auseinanderzusetzen, denn größer, als zwischen ihm, dem jungen Mann, der nebenher ein paar Erzählungen schreibt, die allesamt von seinem Freund Javier verrissen werden, und dem erfolgreichen Autor von trivialen Geschichten Pedro Camacho, der sich nichts anderem widmet als dem Schreiben, könnte der Gegensatz nicht sein. Und dennoch verstehen sie sich gut und Mario wird fast der einzige Kontakt Camachos zur Außenwelt. Symptomatisch auch, dass Camacho sich in seiner Fantasie mehr und mehr verirrt.

Der Roman zeugt von der großen Fabulierfreude und dem erzählerischen Können des Autors, aber viel mehr kann ich den teilweise absurden Geschichten nicht abgewinnen. Irgendwie erschließt sich mir der Sinn nicht so richtig. Im Gegensatz zu vielen anderen finde ich also nicht, dass es Vargas Llosas bester Roman ist. Drei Sterne.

In der Fabulierlust den Fokus verloren

Pedro Camacho kann wie kein Zweiter Hörspiele aus dem Hut zaubern und Geschichten zusammenschreiben, dass es kracht. Er wird als Autor in dem Radiosender in Lima eingestellt und als Star hofiert, in dem der der Erzähler – nicht zufällig ein Mario mit autobiographischen Details – als Nachrichtenredakteur an den tasten stümpert. Eigentlich will er Schriftsteller werden. Zunächst aber verliebt er sich in seine angeheiratete Tante Julia – fast doppelt so alt wie er, erfahren in allen Dingen und auf der Suche nach einem neuen Ehemann. Die beiden beginnen eine Beziehung gegen die Konventionen und den Widerstand der Familie. Abwechselnd widmet Vargas Llosa ein Kapitel der Liebeshandlung und eines den Geschichten aus der Feder Pedro Camachos.

Diese Geschichten entdeckt man beim Lesen erst nach und nach als die Hörspielhandlungen, die in Peru Furore machen. Sie steigern sich in ihrer Absurdität und wuchern fantasievoll und grenzenlos in der Lust des Erzählens. Das in ihnen auftretende Personal ist bunt gefiedert, aber so zahlreich, dass man alsbald den Überblick verliert. Die Kunst des Fabulierens wird hier zelebriert und ausgelebt – aber die Fabeln sind nicht immer auch gleich Kunstwerke des Lesens. Mitunter wirkten sie auf mich ziellos und fremd – ging es nun um Mario und Julia oder um Dr. Quinteros und die vielgestaltige Nomenklatur Limas? Um beides, und das war mir ein bisschen zu viel.

Die Figuren der Liebeshandlung sind Vargas Llosa super gelungen – allem voran der Workaholic Pedro Camacho, der sich seines Genius in aller Unbescheidenheit zu bewusst ist, dass man schon Anstoß nimmt.

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