Cover des Buches Der Teufel von Straßburg (ISBN: 9783961481446)
A
Rezension zu Der Teufel von Straßburg von Heidrun Hurst

Historisch fundiert und spannend - ein Ausflug ins mittelalterliche Straßburg

von anna_m vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Spannender Krimi vor gut recherchierter historischer Kulisse. Viel Lesespaß!

Rezension

A
anna_mvor 6 Jahren
„Er lauert in der Dunkelheit. Seine Opfer sind jung, wehrlos und vollkommen allein. Ein grausamer Mörder treibt im Jahr 1348 in Straßburg sein Unwesen – doch niemand schert sich darum, denn er tötet nur namenlose Kinder der Gasse.
Selbst dem Schicksal einer solchen Kindheit nur knapp entronnen, fühlt sich die Klosterschülerin Adelheid mit den Opfern verbunden und beschließt, sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Mörder zu machen. In Martin, dem Henkerssohn, der mit seiner blutigen Bestimmung hadert, findet sie einen unerwarteten Verbündeten. Und auch das Kräuterweib Gertrudis scheint auf ihrer Seite zu sein…“

In diesem Roman von Heidrun Hurst begeben wir uns ins mittelalterliche Straßburg und begleiten Adelheid, Martin und Gertrudis bei ihren Ermittlungen. Es ist nicht nur ein historischer Roman und Krimi, sondern auch eine Coming-of-Age Geschichte, in der sich Adelheid und Martin mit ihren Gefühlen auseinandersetzen und wichtige Entscheidungen für ihre Zukunft treffen müssen.

Die angehende Nonne Adelheid genießt ihre seltenen Ausflüge in die Stadt, die sie oft zum Kräuterweib Gertrudis führen, die in ärmlichen Verhältnissen im Gerberviertel lebt. In der alten Frau findet sie eine Freundin und Lehrerin, was ihre moralischen Vorstellungen betrifft. Adelheid hegt wie die meisten ihrer Zeitgenossen große Vorurteile gegenüber Menschen jüdischen Glaubens oder auch gegenüber dem Henker und seinem Sohn. Von Nonnen erzogen, fühlt sie sich moralisch überlegen und erst Gertrudis kann ihr nach und nach vor Augen führen, dass die Realität manchmal vielschichtiger ist, als Adelheits schwarz-weiß Denken es zulässt. Schließlich muss sie sich eingestehen, dass sie sich zu Martin hingezogen fühlt, dabei ist sie fest davon überzeugt, dass ihr Leben sich eigentlich hinter den Mauern des Klosters abzuspielen hat.

Heidrun Hurst gelingt es, der Handlung immer wieder kleine historische oder kulturelle Details beizumischen, die das Ihre zur Geschichte beitragen. Insbesondere das jüdische Viertel spielt dabei eine Rolle. Adelheid und Gertrudis verschlägt es ins jüdische Viertel, als die junge Frau ihr Augenlicht zu verlieren droht und einen jüdischen Medikus um Hilfe bittet. Auch Martin ist öfter dort, denn seine wenigen Freunde sind Juden, die vom Rest der Gesellschaft genauso ausgeschlossen sind wie er. So kreuzen sich die Wege der Protagonisten und es entstehen gegenseitige Verpflichtungen und Versprechen, deren Einlösung am Ende nicht gewiss ist.

Mir haben besonders die historischen Hintergründe gefallen, die in dieser Geschichte mitschwingen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach zu lesen, jedoch kann man manchen historischen Details anmerken, dass sie gewollt in der Geschichte untergebracht werden sollten. Auch der Plot ist gelungen, wenn ich auch am Ende ein wenig Kritik äußern muss. Martin handelt in dieser Situation nicht konsequent genug, was einem weiteren Jungen in große Gefahr bringt und sogar das Leben Kosten könnte… mehr sei nicht gesagt. Dieser erzählerische Kniff soll die Spannung erhöhen, wirkte auf mich jedoch zu konstruiert und unglaubwürdig.

Ein paar Mal wird der Leser mit treffenden, fast poetischen Naturbeschreibungen überrascht.

„Das überschäumende Erwachen der Natur zeigte sich in den jungen Trieben der Pappeln und Silberweiden mit ihren pelzigen Blütenkränzchen. In den Gräsern, Blumen und Kräutern, die den feuchten Boden unter ihren Füßen begrünten. Ein leichter Wind strich über die zarten Pflanzen und trieb winzige Samen durch die Luft“

Als fleißige Krimileserin hatte ich den Täter schnell entlarvt, aber mein Lesevergnügen wurde dadurch nicht getrübt. Neben der Suche nach dem Mörder geht es auch um die Freundschaft zwischen den Protagonisten. Die Wechsel der Erzählperspektive ermöglichen es, die Figuren besser kennen zu lernen und machen die Geschichte noch dynamischer. Meiner Meinung nach entsteht so ein recht vollständiges Gesellschaftsbild, dem lediglich noch ein wenig die politischen Aspekte fehlen, um die Entscheidungen des Stadtrats und der Kirche zu erklären. Einiges kann vermutlich als bekannt vorausgesetzt werden, aber an anderen Stellen wäre eine Erklärung der Beweggründe interessant gewesen.

Wer historische Romane mag, dem sei diese kurzweilige Erzählung empfohlen.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks