alles beginnt als agenten- oder terroristen-story, aber es ist mehr. es gibt bomben, supervulkane, zeitreisen, virtual reality und äußerst geheime geheimdienste. und einen optimistischen schluß, obwohl die welt zum teufel geht.
Heidrun Jänchen
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Heidrun Jänchen
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Die Schatten des Mars
Neue Rezensionen zu Heidrun Jänchen
menschen, deren erbgut sich irgendeine firma mal hat patentieren lassen, könnten ein problem haben. über-intelligente teenager sowieso. und männer auf bordellplaneten, die das kleingedruckte nicht gelesen haben, sind selber schuld.
knapp zwei dutzend geschichten, die zwischen brüllend komisch und deprimierend schwanken, aber eines immer sind: sauber geschriebene, kompetente deutsche sf.
Erster Satz
John begann zu schwitzen.
Inhalt
Als ein netter Mann namens John Dove (John Doe nennen amerikanische Polizisten namenlose Mordopfer ...) durch Andorra spaziert, fliegt plötzlich eine Bombe in die Luft ... Sie tötet und verstümmelt viele Menschen. Das geht John Dove echt ans Gemüt ... denn er hat die Bombe selbst gelegt. Das allein ist schon ein seltsamer Anfang für einen Roman ... der Hintergrund dazu ist noch seltsamer. Andorra ist in der hier geschilderten Zukunft ein Staat, der neben dem heutigen Andorra auch das heute spanische Catalunya (also Katalonien) umfasst. Die EU ist längst in eine reiche nördliche Kern-EU und verarmte Südstaaten zerfallen.
Zu dieser prophetischen Hellsicht kann man Heidrun Jänchen (der Roman erschien 2008) nur gratulieren, denn mit Griechenlandkrise, Italienzoff usw. steuern wir ja heute genau auf solche Verhältnisse zu!
Zurück zu John ... Er ist Berufsterrorist (und ein neurotisches Missbrauchsopfer) ... er begeht Attentate, um der Öffentlichkeit die Existenz jener Terroristengruppen vorzuspiegeln, der der grosse Konzern und Auftraggeber für seine politischen Zwecke gerade "braucht". Die Nachrichten werden halt samt den Ereignisse darin ganz gezielt produziert ... Auf dieses Geheimnis stösst auch die irische Journalistin Fiana, die Belege dafür findet, dass der mit diktatorischen Machtbefugnissen ausgestattete Europa-Präsident getötet und durch einen Schauspieler ersetzt worden ist. Was sie nicht weiss: Ihr eigener Arbeitgeber hängt mit drin. Sie wird zur Zielscheibe für Johns nächsten ... na ja, Auftrag. Aber John will aussteigen. Eine wilde Flucht beginnt ... Die dritte Hauptperson ist der deutsche Computer-Nerd Frank Böttger, der im staatlichen Institut für Medienforschung(-fälschung) das WWW nach Meinungen durchsiebt und vor allem nach Möglichkeiten, die Meinung der weltweiten Netz-Öffentlichkeit zu manipulieren. Seine Blog-Bots pflastern Webseiten in aller Welt mit Hoax-Mails und CGI-Filmen zu, die eigens zu diesem Zweck getürkt werden ... er ist die Rückseite derselben Medaille wie John.
Die drei werden aus ganz unterschiedlichen Gründen zu Aussteigern und beschliessen, nachdem sie erfolgreich den Häschern des Systems entkommen sind, die Welt mit genau den Methoden zu retten, die sie beherrschen: Fälschung, Desinformation, Schaffung einer für echt gehaltenen Scheinwelt. Sie bauen eine monströse Bedrohung auf, die die ganze Menschheit betrifft, und zwingen so die Mächtigen, auch mal an etwas anderes als nur ihren eigenen Arsch zu denken ... und die Dinge zum Guten zu wenden ...
Fazit
Ein aktionsreicher, rasant geschriebener Thriller voller leisem Humor und einigen grimmigen Szenen, der so manchen überraschenden Blick auf unsere Wirklichkeit wirft ... z. B. Banden verarmter Rentner, die marodierend durch die Städte ziehen und gestohlene Kreditkarten per Smartphone leerräumen, so wie sie es in ihrer Jugend gelernt haben.
In der zweiten Hälfte gibt sich die Autorin nicht mit dem nackten Überleben ihrer Figuren zufrieden ... sondern wagt es, das Thrillerformat zu sprengen und eine Hoffnung für eine bessere Zukunft auszubauen ... ja, das nennt man dann wohl eine utopische Idee verfolgen. Wird viel zu selten gemacht... Schwarzmalen ist wohl deutlich einfacher. Für diesen Ausblick gibt's Bonus-Punkte .... außerdem für die sorgfältig gehandhabte Sprache.
Punktabzug hingegen für eine überflüssige Nebenhandlung um eine Weibersekte im Dschungel, die pubertierende Jungs kastriert oder verstößt, weil "Mann" sein "böse" ist. Hätte man streichen können.
Um den mysterösen Titel des Romans zu verstehen, muss man einfach nur das Buch lesen. Die Auflösung ist dann sehr logisch.
Gesamteindruck
Sehr eigenständiger deutscher SF-Roman, der ohne Raumschiffe und Aliens auskommt (und auch das Zeitreisethema nur nebenbei veralbert). Unbedingt lesenswert und sehr spannend ... auch und vor allem in den Passagen, in denen es nicht kracht ....
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