Cover des Buches Wenn du vergisst (ISBN: 9783958820289)
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Rezension zu Wenn du vergisst von Heidrun Wagner

Eine gelungene Verschmelzung von Text und Bild

von Buchschatzjaegerin vor 7 Jahren

Rezension

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Buchschatzjaegerinvor 7 Jahren
WORUM GEHT ES?
Als die junge Zoe eines Tages in der Nähe des Flusses Neckar aufwacht, hat sie keinerlei Erinnerungen daran, was mit ihr passiert ist und woher ihre Kopfverletzung stammt. Doch nicht nur das, sie kann sich auch nicht mehr daran erinnern, wer sie überhaupt ist. Nicht einmal ihr Name fällt ihr ein.
Ein junger Mann namens Elias findet das verletzte Mädchen dort und bringt sie daraufhin ins Krankenhaus. Von da an scheint Zoes Leben immer merkwürdiger zu werden. Die Ärzte versuchen ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, doch nicht mal ihre Eltern erkennt sie, als diese sie aus dem Krankenhaus abholen. Sie hat das Gefühl, dass niemand wirklich ehrlich zu ihr ist. Weder Elias, noch der Pfleger Niklas, mit dem sie sich angefreundet hat. Jeder scheint etwas über sie zu wissen, aber niemand möchte ihr helfen, sich zu erinnern.
Zoe versucht dahinter zu kommen, wieso das so ist, doch was sie dann erfährt, lässt in ihr den Wunsch hochkommen, diese Erinnerung doch wieder vergessen zu können.


REZENSION
Dadurch, dass der Roman mit 240 Seiten kurz gehalten ist, lässt er sich schnell, aber vor allem sehr angenehm lesen. Man erlebt das Geschehen aus Zoes Sicht und sogar aus der Ich-Perspektive, weshalb man sich deutlich besser in sie hineinversetzen kann.
Die Gestaltung von Zoes Charakter hat mir gut gefallen. Vor allem aber diese Ambivalenz, dass sie manchmal Dinge gesagt hat, die gar nicht aussprechen wollte oder gar nicht so gemeint hat. Man merkt, dass sie selbst nicht weiß, welches Verhalten zu ihr passt und welches nicht. Dadurch, dass man alles aus ihrer Sicht erfährt, baut man auch gleich ein Verhältnis zu ihr auf. Beim Lesen habe ich mich automatisch immer gefragt, wie ich wohl an ihrer Stelle gehandelt hätte, wie ich mich gefühlt hätte.

Das Besondere an dem Roman sind jedoch die Illustrationen von Miri D'Oro, die das, was auf den Seiten geschrieben steht, in ihren Zeichnungen nochmal aufgreift und somit einen noch tieferen Einblick in Zoes Seelenleben schafft. Aber nicht nur das, auch Briefe oder Textnachrichten vom Handy werden als Illustrationen dargestellt, was die Verschmelzung von Bild und Text gleich perfekt macht.
Durch die vielen zarten und manchmal auch plakativen Illustrationen, fühlt man Zoes Zerrissenheit und ihre Ängste noch viel deutlicher, was den Charakter viel greifbarer macht. Darüber hinaus werden Zoes eigene Zeichnungen durch die Illustratorin aufgegriffen, sodass auch der Leser genau das sieht, was Zoe gerade gezeichnet hat. Diese Umsetzung, das Zusammenspiel von Bild und Text, hat mir sehr gut gefallen und es passt meiner Meinung nach auch wirklich großartig zu diesem Roman. Dadurch bekommt die Erzählung mehr Tiefe und man wird gleich mehr dort hineingezogen.

Gut war auch der Aufbau der Erzählung. Dass man mit Zoes Erwachen beginnt, war ein sehr guter Einstieg und auch das Ende war genau der richtige Zeitpunkt, um den ersten Teil der Trilogie zu beenden. Da fühle ich mich gleich animiert, weiter lesen zu wollen, denn noch immer sind so viele Fragen offen. Dass die erste Auflösung der vielen Fragen jedoch erst ganz am Schluss, quasi auf den letzten Seiten stattfand, fand ich ein wenig schade. Das kam mir leider etwas zu abrupt, als wollte man auf den letzten Metern unbedingt noch einen Aufhänger einbringen, der zwar sehr passend ist, aber leider eher reingequetscht wirkt.


FAZIT
Alles in allem finde ich, dass Wenn du vergisst ein solider Auftakt für die Trilogie ist. Gerade für Jugendliche könnte dieser Roman besonders aufregend sein, weil die Komposition von Text und Bildern besonders harmonisch ist und auch nochmal eine ganz andere Stimmung erzählt, die das Lesen gleichzeitig aufregender macht. Ich bin schon sehr auf die anderen beiden Bände gespannt! Weil mir diese Wendung am Ende jedoch zu abrupt erschien, bin ich nicht durchweg zufrieden mit dem Roman und vergebe deshalb vier von fünf Kreuzen.
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