Cover des Buches Und dann kamst du (ISBN: 9783841505835)
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Rezension zu Und dann kamst du von Heike Abidi

Von der Trauer zurück ins Leben

von SternchenBlau vor 4 Jahren

Kurzmeinung: Von der Trauer zurück ins Leben. Einfühlsam geschrieben und absolut lebensbejahend.

Rezension

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SternchenBlauvor 4 Jahren

Heike Abidi ist eine wundervolle, einfühlsame Autorin. In „Und dann kamst du“ beschreibt das Gefühl der Verlorenheit und des Verlustes so eindringlich wie sensibel. Erst vor kurzem hat Claire ihren Zwillingsbruder durch einen Unfall verloren. Nachts im Bus findet sie den Rucksack eines jungen Mannes, der ihr zuvor schon aufgefallen ist. Und die Suche nach ihm führt sie durch die Trauer zurück ins Leben. Das alles ist im Buch so berührend wie un-kitschig geschildert. Außer vielleicht das Ende… (aber vielleicht bin ich dafür doch schon ein wenig zu alt für die eigentliche Zielgruppe).

Die Autorin schaffte es, dass ich mich total in mein Teenager-Ich zurück versetzt fühlte: An die Ängste, Unsicherheiten und Wünsche. Und sie erzählt den Bogen so eindringlich, wie sich ihre Protagonistin Claire zurück ins Leben kämpft. Das ist richtig „uplifting“, so dass dieses Buch trotz des traurigen Themas sehr lebensbejahend gelingt.

Denn Claire findet heraus, dass sie eigentlich gar nicht weiß, was sie selbst vom Leben will. Sie hat sich ihr ganzes Leben immer sehr nach ihrem Bruder gerichtet. Aber ist das Medizinstudium für sie eigentlich das richtige? Nach und nach probiert sie ganz viel Neues aus und lernt, dass sie ausgetretene Pfade auch verlassen kann und darf. Das ist etwas, das wir alle im Leben lernen müssen. Dabei hat die Autorin mir sogar Lust aufs Laufen gemacht, das muss man bei mir Sportmuffel erstmal schaffen.

Um sich auf die Suche nach dem unbekannten Jungen zu machen, liest Claire den einzigen Eintrag in seinem Tagebuch. Irgendwie schwingt das Thema Stalking immer leicht mit: Ist Claires Suche eigentlich in Ordnung? Daran musste ich beim Lesen immer wieder denken und ich bin noch ein bisschen unschlüssig. Ich musste an eine Geschichte denken, als ein Berliner Polizist über den Instagramme-Account der Behörde nach einer Frau suchte, die ihn nach den Weg gefragt hatte. Für mich hält „Und dann kamst du“ gerade noch die Balance, weil Sam mehr zu einer Idee von ihr wird. Als wäre Sam ein imaginärer Freund, wie ihn Kinder haben. Trotzdem taucht sie natürlich an Orten auf, an denen sie ihn vermuten würde, sie ist sich bewusst, dass das etwas stalkinghaftes hat. Daher ist es hier wirklich ein schmaler Grat, an dem das Buch entlang gleitet.

Vielleicht erst recht, weil Abidi an anderen Stellen viel Empowerment für junge Frauen erschafft. Sie schildert das Unbehagen von Claire, wenn sie in brenzligen Situationen ist, sehr eindringlich. Zum Glück passiert nichts wirklich schlimmes, aber wie beängstigend schon diese „normale“ Übergriffigkeit ist, wird zum Thema. Und eben auch, dass man sich als Frau zur Wehr setzen kann.

Fazit

Vieles in „Und dann kamst du“ ist ganz toll, einfühlsam und lebensbejahend, aber das Buch ist nicht ganz perfekt. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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