Cover des Buches Und immer wieder Weihnachten (ISBN: 9783649615033)
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Rezension zu Und immer wieder Weihnachten von Heike Abidi

Auf der Suche nach der Weihnachtsfreude

von Cappuccino-Mama vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Die zehnjährige Noelle freut sich auf Weihnachten. Doch dann läuft alles schief. Doch zum Glück gibt es die Weihnachtswunschkugel...

Rezension

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Cappuccino-Mamavor 8 Jahren

Zur Weihnachtszeit, wenn Kinderaugen strahlen, und manchmal selbst Erwachsene wieder ein Stück weit zu Kindern werden, dann ist die Zeit gekommen, märchenhafte, weihnachtliche Bücher zu lesen. Draußen kommt alles zur Ruhe, man zieht sich ins warme Zimmer zurück, genießt die Vorweihnachtszeit.

Doch leider ist längst nicht alles so idyllisch, wie ich es geschildert habe. Vielmehr verfällt man in Hektik – Geschenke müssen besorgt werden, es wird geputzt und gebacken – von Zeit der Besinnung ist oft keine Spur. Kurzum - statt Vorfreude überwiegt der Stress. Und genau diese Situation ist es, mit der Heike Abidis Buch UND IMMER WIEDER WEIHNACHTEN beginnt.


Das Cover / Gestaltung:

Es ist ein zauberhaftes Buchcover, das gleich erkennen lässt, dass es sich um ein Kinderbuch handelt. Zu sehen ist auf der Vorderseite des Buches eine riesige Schneekugel, in deren Inneren die beiden Geschwister Noelle und Niclas Schlitten fahren. Ein geschmückter Weihnachtsbaum befindet sich ebenfalls in der Schneekugel, sowie ein Schneemann auf dessen Arm es sich ein kleiner Vogel gemütlich gemacht hat. Ein zufrieden lächelnder Weihnachtsmann steht neben dieser überdimensionalen Schneekugel und blickt in das Innere.

Das Bild der Vorderseite setzt sich auf der Rückseite des Buches fort: Ein vorwitziger Hund hebt gar sein Bein an der Schneekugel und hinterlässt dort eine Pfütze. Neben der Schneekugel steht eine Schneemann-Mutter mit ihren beiden Kindern, während im Inneren der Kugel ein weiteres Schneemannkind steht, das seine Ast-Arme empor gestreckt hat. Mir persönlich gefällt das Cover sehr gut, weil es zwar kindgerecht gestaltet ist, dennoch aber nicht kindisch und kitschig wirkt, sondern vielmehr neugierig macht. Sehr schön finde ich die Schneeflocken in der Schneekugel, denn die glitzern so schön, wie man es eben vom Schnee in einer Schneekugel erwartet.


Die Handlung:

Weihnachten nähert sich mit großen Schritten, doch statt Besinnlichkeit herrscht bei Felicitas Engel und ihren beiden Kindern Noelle und Niclas Hektik und Stress. Und dann geht an Heiligabend alles schief, was überhaupt schiefgehen kann: Nicht nur dass ihr Bruder Niclas vergessen hat, das Geschenk für die Eltern zu kaufen, und die beiden Kinder an Heiligabend noch ein Geschenk besorgen müssen, auch die Christbaumkugeln, die Noelle aus dem Keller geholt hat, gehen alle zu Bruch. Als dann der Vater zudem noch einen schiefen Baum anschleppt und der leckere Kuchen im Ofen verbrennt, ist die festliche Stimmung endgültig dahin.

Traurig geht Noelle an diesem Abend ins Bett und wünscht sich, noch einmal den diesjährigen Heiligabend erleben zu dürfen – diesmal allerdings einen perfekten. Doch dann beginnt die Schneekugel, die ein Bettler Noelle auf dem Weihnachtsmarkt geschenkt hat, sonderbar an zu leuchten, und als Noelle am nächsten Morgen erwacht, ist plötzlich wieder Heiligabend.

Diesmal erlebt die Familie Engel einen Heiligabend wie aus einem Bilderbuch. Doch Noelle vermisst das weihnachtliche Gefühl, denn das bleibt bei diesem perfekten Abend auf der Strecke. Und so startet Noelle einen dritten Versuch, in der Hoffnung auf einen Heiligabend voll Harmonie und der so sehr vermissten Weihnachtsstimmung. Wird Noelle ein Fest erleben, wie sie es sich gewünscht hat?

Doch dann ereignet sich an diesem dritten Heiligabend etwas, mit dem wohl keiner in der Familie je gerechnet hätte...


Meine Meinung:

Der verlorene Zauber der Weihnachtszeit – wird es Noelle gelingen, ihn wieder zum Leben zu erwecken?

Die Namen der Familie Engel passen ja perfekt in die Weihnachtszeit. Da ist die Tochter Noelle, Sohn Niclas, Mutter Felicitas, sowie Vater Caspar. Selbst der Bettler reiht sich lückenlos ein, denn der trägt den Namen Balthasar, sein Hund heißt Angel (also Engel, so wie die Familie in diesem Buch). Aber auch weitere Charaktere passen vom Namen hervorragend in die Weihnachtszeit – Da ist Familie Schäfer mit Vater Chris, Mutter Nathalie und den Kindern Stella und Gabriel, die eine wichtige Rolle in diesem Buch spielen.

Die zehnjährige Noelle liebt Weihnachten über alles, sie ist auch schon in der richtigen Stimmung, doch dann kommt alles anders, wie das Mädchen es sich wünscht. Noelle wirkte auf mich schon recht vernünftig für ihr jugendliches Alter. Statt vieler Geschenke wünscht sie sich ein gelungenes Weihnachtsfest voll Harmonie. Dass ihrer Mutter bei all dem Vorweihnachtsstress sogar die Zeit fehlt, Plätzchen zu backen macht sie zwar traurig, doch sie akzeptiert es, wenn auch schweren Herzens. Als Noelle den Bettler Balthasar mit seinem Hund sieht, will sie auch den beiden etwas Weihnachtsfreude schenken – geteilte Freude ist doppelte Freude.

Niclas, der zwölfjährige Bruder von Noelle, blickt der Weihnachtszeit eher gelassen entgegen, für ihn stehen eher andere Dinge an erster Stelle. Niclas ist ein typischer großer Bruder. Gerne ärgert er seine jüngere Schwester. Doch wenn es darauf ankommt, halten die beiden Geschwister zusammen. Als sich herausstellt, dass Niclas vergessen hat, das gemeinsame Geschenk für die Eltern zu besorgen, stürzen sich die beiden Geschwister gemeinsam in den Weihnachtstrubel.

Die Eltern sind so, wie viele Eltern es in der heißen Phase vor Heiligabend sind. Alles muss noch eben schnell erledigt werden, denn die Läden schließen schon bald. Die Erwartungen sind besonders hoch, denn alles soll gelingen. Dadurch sind die Erwachsenen schnell gereizt, wenn etwas nicht so ganz planmäßig verläuft. Und bei Familie Engel läuft ausgerechnet an diesem Tag alles ganz anders, als es soll. Der schiefe Baum, die zerbrochenen Kugeln, der verbrannte Kuchen und als die Mutter sich ein warmes Bad gönnen will, kommt nur kaltes Wasser aus der Leitung – da kühlt auch die Stimmung merklich ab. Und dann beendet auch noch ein Stromausfall vorzeitig den Heiligabend.

Doch es gibt ja diese zweite Chance auf DEN perfekten Heiligabend – Friede, Freude, Weihnachtskuchen! Morgens steht eine vollkommen durchgestylte Mutter in der Küche, die Laune ist hervorragend und von Hektik keine Spur. So verläuft der Heiligabend reibungslos – ja geradezu kitschig. Und doch scheint etwas zu fehlen. Aber vielleicht klappt es ja beim dritten Versuch, DAS Fest des Jahres zu feiern.

Positiv hervorheben möchte ich, dass die beiden Kinder bei der Bescherung nicht mit Geschenken regelrecht überhäuft wurden, wie es heutzutage leider oft die Regel ist. Schade fand ich, dass die Mutter an Heiligabend einen Film im Fernsehen anschauen möchte, denn wenigstens an diesem Tag sollte der Fernseher dann doch mal ausgeschaltet bleiben und man sollte sich voll und ganz der Familie widmen.

Auch diesmal hat Autorin Heike Abidi wieder einmal bewiesen, wie vielseitig sie ist – ob nun ein Buch für Jugendliche, Erwachsene oder wie in diesem Fall auch für Kinder – souverän schreibt sie wunderbare Bücher, die man immer wieder gerne liest. Diesmal hat sie sich Stefanie Jeschke mit ins Boot geholt (oder doch eher in den Schlitten?). Die junge Illustratorin hat für dieses liebevoll gestaltete Buch die wunderschönen Bilder beigesteuert, die einen ganz eigenen Charakter besitzen und das Buch zusätzlich aufwerten.

Das Buch eignet sich wunderbar zum Vorlesen, aber auch für Leseanfänger, denn die Schriftgröße und der recht große Zeilenabstand ist sehr kindgerecht. Das Buch mit ca. 123 Seiten ist in zwölf Kapitel untergliedert, so dass die einzelnen Kapitel eine angenehme Länge haben. Perfekt wären natürlich 24 Kapitel gewesen, so hätte das Buch sich als Adventskalender in Buchform geeignet. Sehr schön finde ich, dass die Kapitel nicht nur durchnummeriert sind, sondern die jeweils passende Überschrift tragen.

Die Größe der Bilder variiert von kleinen Illustrationen, bis hin zu ganzseitigen Bildern. Besonders gut gefällt mir hierbei, dass sämtliche Illustrationen bunt sind, was leider nicht immer der Fall ist. Und die Illustratorin Stefanie Jeschke hat sich bei der kindgerechten Umsetzung wunderbar an die Buchvorlage gehalten – sei es bei Noelles Lockenmähne, der rot-weiß-karierten Schürze, oder beim gepunkteten Kopftuch – und witzig sind die Bilder zudem.

Die Thematik ist zwar nicht neu, aber das stört mich nicht im geringsten, denn jeder interpretiert das Thema auf seine ganz eigene Art und Weise. Wer denkt bei der Wiederholung eines bestimmten Tages da nicht spontan an den Film mit dem Murmeltier (ich denke, fast jeder weiß, welcher Film gemeint ist), und an weitere Filme. Aber eines haben alle Umsetzungen gemeinsam: Man versucht die gebotene Chance zu nutzen, alles besser zu machen, lernt aus den Fehlern der Vergangenheit, die oft nicht ohne Folgen blieben. Und auch Noelle sieht die Chance, mit Hilfe der Weihnachtswunschkugel einen schönen Heiligabend zu verbringen, der erfüllt ist mit der so sehnlichst gewünschten Weihnachtsfreude, die in diesem Jahr nicht aufkommen wollte. Zwar geht es in diesem Buch um Weihnachten, jedoch ohne direkten Bezug auf die Weihnachtsgeschichte. Indirekt jedoch gibt es dann doch einige Parallelen dazu. Und soviel sei verraten: Natürlich gibt es ein Happy End, so wie es sich für ein Kinderbuch und erst recht für ein Weihnachtsbuch gehört!

Hektik ist leider auch bei uns so kurz vor Weihnachten an der Tagesordung, den Stress macht man sich mit seinen hochgeschraubten Erwartungen oft selbst. Und so erkennt man sich mitunter selbst im Buch. Wie oft bleibt da die Zeit der Besinnung auf der Strecke, wie oft gibt es Streit – gerade dann, wenn man doch eine besinnliche Adventszeit genießen sollte.

Die Botschaft des Buches wird schön vermittelt: Das Weihnachtsfest muss nicht perfekt sein, damit Weihnachtsfreude aufkommt. Denn wie heißt es im Buch so treffend: „Weihnachtsstimmung kommt von selbst, wenn man Freude schenkt.“ - Wie wahr, und man sollte dies auch beherzigen, dann steht einem harmonischen Fest nichts mehr im Wege.


Fazit:

Alle Tage wieder – Ein wunderbares, stimmungsvolles Buch, das zeigt, worauf es an Weihnachten wirklich ankommt. Nicht die großen Geschenke sind es, die zählen, sondern es geht vielmehr darum Freude zu schenken. Eigentlich handelt es sich ja um ein Kinderbuch, doch dieses Buch verzaubert sicherlich auch Erwachsene. Eine Handlung, die nachdenklich macht – muss Weihnachten wirklich perfekt durchorganisiert sein, oder soll man einen Gang zurückschalten und die (Vor-)Weihnachtszeit nicht doch besser GEMEINSAM genießen? Gedacht ist das Buch für Leser ab 8 Jahren, doch als Vorlesebuch ist das Buch sicherlich auch für jüngere Kinder geeignet. Von mir erhält das Buch eine absolute Leseempfehlung, sowie 5 Weihnachts-Sterne.

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