„Wenn diese Geschichte nicht bald jemand aufschreibt, habe ich oft gedacht, dann wird sie irgendwann vergessen sein. Schon jetzt verblassen die Erinnerungen an das Leben in der DDR. Manches wird in den Medien so stark verallgemeinert, dass die realen Verhältnisse für die, die sie miterlebt haben, kaum wiederzuerkennen sind. Von den einen wird die DDR verharmlost, anderen stellen die Vergangenheit überspitz dar. Viele schweigen.“
Schweigen wollte sie nicht mehr, die Autorin dieses spannenden und bewegenden Buches, das die Geschichte einer gelungenen Republikflucht erzählt, die jedoch anders ist, als andere, die schon in Büchern und Filmen dargestellt wurden. Denn einer der im März 1984 aus Thüringen geflüchteten jungen Männer kehrt drei Monate später aus Sehnsucht nach seiner Frau wieder in die DDR zurück. Er wird verhaftet, kommt ins Gefängnis und nach seiner Freilassung lernt er die Schwester Heike Ottos kennen, die von Anfang an hinter seinem permanenten Schweigen eine dramatische Geschichte vermutet.
Sie beginnt zu recherchieren und hat in einem zweigeteilten Buch erzählt, „wie eine DDR-Flucht zum Familiendrama wurde“. In einem ersten Teil lässt sie die an dem Drama beteiligten Personen erzählen, jeweils aus ihrer eigenen Perspektive. In einem zweiten Teil hat sie die gesammelten Staatssicherheitsakten zu diesem Fall dokumentiert.
Ein bewegendes Buch, das mit seiner Dramatik seinen Leser gefangen nimmt, und ein Beispiel gibt von dem Freiheitsdrang von Menschen und wie er in der DDR mit Füßen getreten wurde.