Eine liebe Autorin hat mir das Buch zu Verfügung gestellt und ich hatte mich schon sehr auf die Geschichte gefreut, denn es ist tatsächlich ein Buch, welches nicht ganz typisch für Jugendbücher oder Dystopien sind, sondern auch ein ziemlich heikles, gesellschaftskritisches Thema umfassen.
Meine Meinung:
Aber beginnen wir wie immer mit den Charakteren. Hier ist Rano der Hauptprotagonist. Er ist junge 19 Jahre alt und kämpft sich durch sein Leben. Er arbeitet in einem Secondhandshop, um sein späteres Studium zu finanzieren und natürlich auch, um seiner kranken Schwester Alani zu helfen, die an Krebs leidet. Leider kommt er mir sofort im ersten Moment ziemlich unsympathisch rüber. Mir gefällt seine Sprache überhaupt nicht, so wie auch von den anderen Charakteren, die ständig "groovy" oder ähnliche Worte benutzen. Natürlich spielt es in der zukünftigen Zeit, dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie in solcher Sprache sprechen würden, die schon sehr an Umgangssprache grenzt. Ich konnte damit leider nicht wirklich warm werden.
Auch sein Umgang mit seiner Schwester war mir sehr suspekt. In einem Moment war er sehr fürsorglich und hat bei Ärzten für sie eingestanden, aber wiederum in anderen Momenten war er so gemein zu ihr und herablassend, dass ich nur den Kopf schütteln musste. So einen Bruder wünscht man keiner krebskranken Schwester. Sie tat mir sehr leid in diesen Momenten, aber leider hat mir auch die Tiefe zu Alani gefehlt. Ich wollte mit ihr leiden und ihr nachempfinden, aber leider hat man sehr wenig über sie erfahren. Und wenn dann auch nur das, was sie eben im Moment tut.
Auch Freunde von Rano tauchen auf, wie Xeta oder Santos - der Chef von Rano -, mit denen ich aber leider auch aufgrund der zu kurzen Seiten keine Verbindung aufbauen konnte.
Die Handlung und die Idee ist ein wirklich guter Ansatz. Denn hier leben die Protagonisten in einer Welt, die fast nur noch mit Technik ausgestattet ist und in der man nur ärztliche Verpflegung bekommt, wenn man eine gute Krankenversicherung hat. Und die hat so gut wie kein armer oder "normaler" Mensch, denn nur die Reichen können sich diese Versicherung leisten. Es ist unglaublich, wenn man überlegt, dass es in der heutigen Zeit nicht so unterschiedlich ist, wie zum Roman. Ärzte wollen schließlich so gut wie es geht Geld an Leuten verdienen, die sich Krankenversicherungen kaum leisten können, ganz egal in welchem Status sich die Krankheit befindet,
Ich finde es schade, dass es noch nicht wirklich heraus gestochen ist, mehr Seiten hätten sicher viel mehr geschafft.
Mir ist alles leider viel zu grob geschrieben, sodass man sich nicht wirklich in die Situation hineinversetzen konnte.
Dabei finde ich aber den Schreibstil unglaublich toll. Es ist sehr leicht und flüssig zu lesen, sodass man wirklich sehr schnell durch die Seiten kommt. Auf einzelnen Seiten sind auch super Illustrationen abgebildet, die perfekt zum dem jeweiligen Kapitel gepasst haben. Bücher in diesem Schreibstil lese ich unglaublich gerne und ich kann mir vorstellen, wenn man etwas mehr aus dem Buch gemacht hätte, sprich viel detaillierter, viel mehr Tiefe und viel mehr Seiten, hätte es ein wirklich sehr gutes Buch werden können! Denn auch die dystopischen Elemente waren wirklich sehr interessant und nachvollziehbar und vor allem auch sehr realistisch.
Fazit:
Eine super Idee, die leider nicht ganz durchdacht umgesetzt wurde. Dystopischen Elemente sind wirklich toll, aber man hätte viel mehr aus dem Buch rausholen können!
Es bekommt dementsprechend 2 von 5 Krönchen!
Heike Trojnar
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Heike Trojnar
Wie ein Esel mit Holz
Das dunkle Watt
Rescue Center Nord
Es bleibt nur noch die Flucht
Neue Rezensionen zu Heike Trojnar
Die lebenslustige, kecke Kyra kommt in den fünfziger Jahren im Norden von Griechenland zur Welt. Ihre Eltern, arme Kleinbauern und Tagelöhner schaffen es gerade so eben, die siebenköpfige Familie zu ernähren. Die Kinder leiden unter dem harten Leben, aber noch mehr unter der Strenge ihres jähzornigen Vaters Philippos.
In den sechziger Jahren geht Kyra als eine der ersten griechischen Gastarbeiter nach Augsburg. Sie verliebt sich in einen Deutschen und wird prompt schwanger. Doch die Eltern weigern sich, die erforderlichen Dokumente für die Hochzeit zu schicken. Von dem Kindsvater verlassen zieht sie zu der Familie ihres Bruders nach Hannover, aber dort wird sie wie eine Gefangene behandelt. Als sie den Griechen Pavlos kennen und lieben lernt, kommt sie vom Regen in die Traufe. Während eines Heimaturlaubs in Griechenland findet sie sich allein und verlassen mit 2 kleinen Kindern auf einem Campingplatz wieder und muss sehen, wie sie ihre Familie durchbringt.
Wie ein Esel mit Holz – Meine Meinung
Dieses Buch ist in einem Protokollstil verfasst, der zusammen mit der verwendeten Gegenwartsform eine gewisse Distanz zu den Geschehnissen schafft. Selbst in Situationen höchster Emotionalität kann man nur erahnen, was in der Protagonistin wohl vorgegangen sein mag. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass es zwischen den einzelnen Kapiteln kaum eine Überleitung gibt, alles wirkt wie eine Aneinanderreihung von Episoden. Das mag ein wenig irritieren, wenn man reine Belletristik erwartet. Andererseits gewinnt dadurch dieser biografische Roman ein Mehr an Authentizität.
„Wie ein Esel mit Holz“ dokumentiert den Weg einer mutigen Frau. Sie hat keine nennenswerte Schulbildung und leidet unter den regiden Traditionen ihrer Familie. Auf Grund der damals in Griechenland herrschenden sozialen und politischen Probleme erlaubt ihr der Vater, zum Arbeiten nach Deutschland zu gehen. Im Wirtschaftswunderland genießt sie blauäugig ihre neue Freiheit – mit schwerwiegenden Folgen. Aber sie lernt aus ihren Fehlern und letztendlich wird aus der kleinen, makedonischen Landpomeranze eine tapfere, willensstarke Frau.
Dieser biografische Roman ist keine Erzählung von höchster, literarischer Schönheit – aber das soll er auch gar nicht sein. Wir lesen hier von einem besonderen Lebensweg, den wir auf diese Weise im reichen Westen vielleicht gar nicht kennen. Und tatsächlich hat er mir sehr gut gefallen!
Zum Inhalt:
Die fünfjährige Kyra wächst Ende der 1950er Jahre in einem kleinen Dorf in Zentralmakedonien auf. Die Familie ist arm und lebt von der Hand im Mund. Der harte Alltag wird noch zusätzlich erschwert durch den tyrannischen Familienvater, der zu viel trinkt und gewalttätig ist.
Als junge Erwachsene entflieht Kyra dem Elternhaus und versucht ihr Glück als Gastarbeiterin in Deutschland. Dort verliebt sie sich in einen deutschen Arbeitskollegen, von dem sie schwanger wird. Doch auch in der Liebe scheint ihr kein Glück beschieden...
Meine Meinung:
„Wie ein Esel mit Holz“ erzählt die Lebensgeschichte der Kyra Anassaros (später: Kyra Tsiounkolou) von ihrem fünften Lebensjahr an bis zu ihren Erlebnissen als junge Frau, die als Gastarbeiterin nach Deutschland kommt. Man erfährt viel über das harte Leben auf dem Land, das Kyra und ihrer Familie alles abverlangt. Schon als kleine Kinder müssen sie und ihre Geschwister die Mutter wochenlang als Erntehelfer begleiten und schwere körperliche Arbeiten verrichten, wodurch sie auch oft den Schulunterricht versäumen. Neben dem ohnehin harten Leben leidet die Familie unter dem herrschsüchtigen Vater. Auch später in Deutschland hat Kyra wenig Glück.
Es handelt sich um einen biographischen Roman, den Heike Trojnar aus Erzählungen der Protagonistin rekonstruiert hat. Dies war auch ausschlaggebend für mich, dieses Buch lesen zu wollen, da ich sehr gerne Biographien lese und auch ein gewisses Interesse an der griechischen Kultur habe. Ich hätte mir im Buch gerne, z. B. in einem Vorwort, Informationen dazu gewünscht, wann die Autorin in welchem Zusammenhang mit der echten Kyra Tsiounkolou zusammengetroffen ist. Auch das Nachwort, in dem auf einer halben Seite kurz zusammengefasst wird, wo Kyra, ihre Geschwister und Kinder heute leben, hätte ich gerne ausführlicher gehabt. Die Geschichte endet irgendwann in den 70ern oder 80ern, und mich hätte Kyras weitere Lebensweg doch sehr interessiert.
Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, stellenweise eher einfach gehalten, aber auch mit Liebe zum Detail gerade in den Beschreibungen von Orten. Man kann sich die griechische Landschaft wirklich gut vorstellen. Auch die verschiedenen Charaktere werden ausführlich vorgestellt, allen voran natürlich Kyra. Ich kann nicht behaupten, dass ich eine richtige Beziehung zu ihr aufbauen konnte oder sie mir sehr sympathisch war, aber sie ist schon eine interessante und starke Persönlichkeit.
Negativ ins Auge gefallen sind mir jedoch die zahlreichen Fehler im Buch. Viele Tipp-, aber auch Grammatik- und Satzzeichenfehler (v.a. bei der wörtlichen Rede) haben bei mir den Lesespaß etwas getrübt. Mir ist klar, dass sich nicht jeder Autor bzw. kleine Verlag ein teures Lektorat leisten kann, aber es würde sicherlich schon helfen, hier einen aufmerksamen Leser nochmal drüberschauen zu lassen, um wenigstens die gröbsten Schnitzer auszumerzen.
„Wie ein Esel mit Holz“ ist eine kurzweilige Biographie über eine interessante Persönlichkeit, in der man viel über die griechische Kultur und das Leben erfährt.