Cover des Buches Notizen einer Verlorenen (ISBN: 9783943408225)
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Rezension zu Notizen einer Verlorenen von Heike Vullriede

Kein typischer Thriller

von rumble-bee vor 10 Jahren

Rezension

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rumble-beevor 10 Jahren
Mir hat an diesem Buch besonders gefallen, dass die Autorin versucht, neue Wege zu gehen, was den handelsüblichen "Thriller" betrifft. Ich kenne Heike Vullriede schon aus einem vorigen Buch ("Der Tod kann mich nicht mehr überraschen", dort ging es um eine tödliche Erkrankung.) Sie ist sich selbst insofern treu geblieben, als sie auch hier gewissermaßen eine These in den Mittelpunkt stellt, bzw. einen Themenkomplex. Es geht rund um die Themen Selbstmord / Freitod / unterstützter Selbstmord, welche in emotionaler Sprache und immer sehr nah an den Figuren beleuchtet werden. Dabei ist es für mich eher Zufall, dass das Buch in der Gestalt eines Thrillers daherkommt.

Sarah, eine seelisch gepeinigte junge Frau von 33 Jahren, ist die Erzählerin dieser Geschichte - zumindest in Rückblenden aus ihrem "roten Notizbuch". Denn Sarah ist schon zu Beginn des Buches tot. Auch dieser Kunstgriff hat mir gefallen, da es der Autorin eben nicht vorrangig um Spannung ging ("Wird sie es tun?") sondern um den Weg hin zu einer Entscheidung.

Ich möchte nicht zuviel vorweg nehmen, indem ich die Handlung nacherzähle. Ohnehin würde das dem zukünftigen Leser die Arbeit abnehmen. Nein, man soll und muss bei diesem Buch mitdenken, und nach jeder schockierenden Wendung in der Handlung neu entscheiden, wie man selber gehandelt hätte. Gesteigert wird die Dramatik der Ereignisse nämlich auch noch dadurch, dass sich Sarah mitten in der tiefsten Verzweiflung verliebt... So nah beieinander liegen eben oft Glück und Tragik.

Toll fand ich auch, dass das Buch multimedial durch eine begleitende Website ergänzt wird, auf der man mehr zu Sarah erfährt. Das hat mir sehr geholfen - ansonsten hätte ich Sarahs Qualen nicht so gut nachvollziehen können, da ich weder ein chronischer Schmerzpatient bin, noch größere persönliche Katastrophen in meinem Leben zu verarbeiten hatte. Wirklich verstehen kann man einen Selbstmörder allerdings wohl nie, solange man nicht selbst in dessen Lage ist.

Schade fand ich nur, dass es so manche "Leerstelle" im Roman gibt, also Stellen, die nicht völlig erklärt oder durchleuchtet werden. Wie man hört, soll aber eine Fortsetzung in Vorbereitung sein - so werden die absichtlich ein wenig "offenen" Stellen verständlicher. Auch das Ende hätte ich mir ein wenig geradliniger gewünscht - da überstürzen sich die Ereignisse ein wenig, was es aber für mich, angesichts der an sich schon dramatischen Thematik, nicht gebraucht hätte. Insgesamt hat das Buch die vier Sterne aber mehr als verdient, da es so wunderbar abseits vom üblichen Thriller-Einheitsbrei liegt. Bitte mehr davon, liebe Heike!
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