Rezension zu "Von Piraten und Pfeffersäcken: Hamburg zur Hansezeit" von Heiko Kraft
Zwischen dem Titel „Von Piraten und Pfeffersäcken“ und dem Untertitel „Norddeutsche Zeitreisen – Hansezeit 1368 bis 1401“ – Heiko Kraft - befindet sich ein farbenfrohes Bild, auf dem viele Situationen aus der damaligen Zeit dargestellt sind. Dieses Cover und dazu die Buchbeschreibung, in der es heißt, dass es sich um einen spannenden Abenteuerroman handelt, der die wahre Geschichte der Region erzählt, haben mich neugierig gemacht. Empfohlen als Lektüre für die Strandkörbe von Nord- und Ostsee, habe ich das Buch in meinem Urlaub gelesen, der mich von Hamburg aus nach Bergen und in Norwegens Fjorde führte.
In Bergen angekommen, konnte ich sehr gut in die Erzählungen hineinfinden und mich der Hamburger Hanse-Kaufmannsfamilie Nienkerken und besonders des an Sohnes statt angenommen Martin sehr nah fühlen. Für mich war das Buch tatsächlich eine Zeitreise. Habe ich für die Strecke Hamburg – Bergen einen entspannten Flug von eineinhalb Stunden gebraucht, dauerte die Reise mit dem Schiff damals mindestens sechs Wochen und von Entspannung konnte wirklich keine Rede sein. Sehr deutlich schildert der Autor, welchen Strapazen, Schwierigkeiten und Gefahren die Seemänner und die Kaufleute ausgesetzt waren. Sach- und fachkundig und richtig gut recherchiert wird hier ein interessantes Stück Geschichte erzählt. Besonders deutlich wurde mir das in Bergen, als ich mich im Hanseviertel Bryggen befand, das seit 1979 mit seinen etwa 60 Gebäuden auf der Liste des Weltkulturerbes der Unesco steht. Viele Häuser mit ihren Räumlichkeiten, wie sie im Buch beschrieben werden, haben mich in die Vergangenheit entführt und mir ein lebendiges Stück Geschichte gezeigt.
Einfach großartig ist es Heiko Kraft gelungen, Geschichtliches sehr spannend und interessant zu vermitteln. Er stellte dem realen Hamburger Kaufmann und Ratsherrn Hermann Nienkerken fiktive Familienmitglieder an die Seite und hat so einen unterhaltsamen und glaubwürdigen Roman geschrieben, der Wahrheit und Fiktion wunderbar miteinander verbindet.
Außer nach Hamburg und Bergen führt die Zeitreise nach Wismar, Brügge, Ostfriesland, Kopenhagen und in das Emirat Granada. In dem Zusammenhang wird auch erzählt von der derzeitigen Königin Margarethe von Dänemark. Für mich als Kind von der Nordseeküste ist es ein tolles Erlebnis, auch Klaus Störtebeker und den ostfriesischen Häuptlingen zu begegnen, obwohl das wohl ziemlich raue Gesellen waren.
Sehenswert sind die Illustrationen auf den beiden Umschlagklappen des Buches. Im Anhang gibt es Empfehlungen zum weiteren Eintauchen in die Hansezeit, allerhand Wissenswertes zur Person des Klaus Störtebeker, zur altmodischen Sprache, außerdem Geschichtsdaten und Worterklärungen sowie ein Personenverzeichnis mit dem Hinweis darauf, ob es sich um reale oder fiktive Charaktere handelt.
Für mich ist das Buch eine unterhaltsame und interessante Art von Geschichtsunterricht, wie ich sie detailgetreuer und spannender in meiner gesamten Schulzeit nicht erlebt habe. Gern empfehle ich das Buch allen, die historische Romane mögen und dabei viel Wissenswertes erfahren können. Bei mir hat das Buch Lust auf weitere Geschichten aus der Hansezeit geweckt.