Trainer zwischen den WeltenBernd Stange

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Inhaltsangabe

Der Fußballlehrer Bernd Stange (55) ist einer der prominentesten Trainer Ostdeutschlands und einer der umstrittensten in der gesamten Bundesrepublik. Seit seiner Vertragsunterschrift im Irak unter Saddam Hussein hat er die deutschen Medien beschäftigt wie kaum ein anderer Trainer. Die Verbindung von Sport und Politik ist bei Stange allerdings fast schon Normalität - im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen haben sich seine Wege sehr oft mit denen der Politik gekreuzt. In den 70er Jahren war Stange Co-Trainer von Hans Meyer beim FC Carl Zeiss Jena. In dieser Zeit erlebte er die sehr erfolgreichen Europacup-Auftritte der Thüringer, von denen viele Fußballfans im Osten heute noch sprechen. Als Trainer der DDR-Olympiaauswahl schaffte Stange die Qualifikation für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles. Das Antreten der DDR-Mannschaft wurde verhindert durch den Boykott der Ostblockstaaten. Als Co-Trainer von Georg Buschner war Stange der zweite Mann im Betreuerstab der DDR-Nationalmannschaft, ehe er diese 1983 selbst übernahm. Er war der jüngste Nationaltrainer in der Geschichte des DDR-Fußballs. Als DDR-Nationaltrainer hatte er Kontakte zur Staatssicherheit, die nach der Wende für öffentlichen Wirbel sorgen sollten. Die Wende bedeutete für die meisten DDR-Fußballtrainer, unabhängig von ihrer Qualifikation, Arbeitslosigkeit. Für Stange zunächst nicht - er trainierte nach dem Mauerfall Hertha BSC in der 2. Liga. Stanges Engagement dort hatte nur mäßigen Erfolg, aber es gab zumindest interessante Personalien wie z.B. Mario Basler, der bei Hertha seine große Karriere startete. (Von Stange stammt auch die heute noch in Bundesliga-Büchern zu findende Einschätzung über Basler: "Bis zum Kopf Weltklasse, darüber Kreisklasse.") 1993 übernahm Stange den VfB Leipzig nach dessen Aufstieg in die 1. Bundesliga. Mit sehr bescheidenen Mitteln spielte der VfB lange Zeit gut mit, verpflichtete (damals sensationell) den Welttorjäger Darko Pancev, ehe der Präsident, ein Nürnberger Millionär namens Siegfried Axtmann, ausgerechnet das Spiel gegen Bayern München zur Schicksalspartie für Stange ausrief. Nach der Niederlage wurde er entlassen. Es folgten Trainerstationen, die vor ihm noch kein Deutscher gegangen war: So lebte er bei Dnepr Dnepropetrowsk in der Ukraine mit der Mannschaft kaserniert in einer Sportschule. In Australien führte Stange den Provinzclub Perth Glory zweimal ins Finale der Landesmeisterschaft - das hatte noch nie ein Club von der Westküste geschafft. Als der exzentrische Präsident, der Stange zuweilen seine Wunschaufstellung für den folgenden Spieltag in den Briefkasten warf, ihn wegen persönlicher Differenzen entließ, demonstrierten Tausende Fans in Perth auf der Straße und forderten die Wiedereinstellung ihres Trainers - mit Erfolg. Nach einem kurzen Intermezzo im Oman unterschrieb Stange im November 2002 den Vertrag als Nationaltrainer des Irak. Diese Unterschrift brachte ihn, der die letzten Jahre selbst ein wenig als persönliche Flucht vor den neuen Zuständen in Deutschland sieht, mit einem Schlag zurück in die Medien. An der Frage, ob ein Fußballlehrer seinen Beruf auch in einer Diktatur unter Saddam Hussein ausüben darf, schieden sich monatelang die Geister. Kurz vor dem Krieg musste Stange den Irak auf Anordnung der Deutschen Botschaft verlassen. Im Juni 2003 kehrte er zurück, in eine zerstörte Stadt ohne Polizei, Müllabfuhr, Telekommunikation. Unter derzeitigen Bedingungen übt Stange den gefährlichsten Trainerjob der Welt aus. Seinem Engagement ist es im wesentlichen zu verdanken, dass sich die Nationalmannschaft innerhalb kürzester Zeit von Platz 74 auf Platz 44 der FIFA-Liste verbessern konnte, dass sie die Qualifikation für den Asien-Cup - vergleichbar mit der EM - erreichte und im Februar ihr erstes Qualifikationsspiel für die WM 2006 in Deutschland bestreiten wird. Für den Wiederaufbau des irakischen Fußballs und die Vorbereitung seiner Mannschaft auf die WM-Qualifikation trotz mangelhafter Ausrüstung und zerstörter Stadien erhielten Stange und die irakische Nationalmannschaft am 15.12.2003 in Basel den "Presidential Award 2003" der FIFA. Das Buch enthält ein Vorwort von Franz Beckenbauer und ist reich bebildert. Es unterscheidet sich von allgemein üblichen Biographien durch Texteinblendungen weiterer Personen, u.a.: Ehefrau (Dorothea) und Söhne (Martin und Michael), Matthias Sammer, Andy Thom, René Müller, Peter Ducke, Konrad Weise, Harald Irmscher, Lothar Kurbjuweit, Hans Meyer, Otto Rehhagel, Eduard Geyer, Jörg Berger, Jürgen Nöldner, Klaus Dietze, irakische Spieler und Funktionäre, Claude Robert Ellner (deutscher Botschafter im Irak).

Buchdetails

Aktuelle Ausgabe
ISBN:9783937751009
Sprache:Deutsch
Ausgabe:Gebundenes Buch
Umfang:349 Seiten
Verlag:Anderbeck
Erscheinungsdatum:22.03.2004

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