Cover des Buches Zerbricht der Westen? (ISBN: 9783406711732)
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Rezension zu Zerbricht der Westen? von Heinrich August Winkler

Zerbricht der Westen? – Keine Antwort auf diese Frage

von Sikal vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Eine Antwort erwartet man sich leider vergebens.

Rezension

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Sikalvor 7 Jahren

Der Westen steckt in der Krise – unbestritten. Jeder der Nachrichten verfolgt, kann sich diesem Faktum nicht entziehen. Wie aber kam es zu dieser Krise und ist sie wirklich so schlimm oder schlimmer als alle die vorangegangen Krisen des Westens?

Der Autor spannt einen weiten Bogen über die Geschichte des Westens. In den ersten Kapiteln finden sich die Geschichte der EU, die jüngere Geschichte der USA und die Geschichte des Zusammenwachsens der beiden. Hier zeigt der Autor wirklich großes erzählerisches Geschick und nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise in die Vergangenheit der USA und EU. Von den Römischen Verträgen bis zur jüngsten Osterweiterung der EU, von J.F. Kennedy bis Donald Trump – kurz gesagt, die letzten sechzig Jahre werden in einem narrativen Exkurs umrissen.

Aber nicht nur die Geschichte des Westens wird aufgezeigt auch das Verhältnis des Westens zum nahen und fernen Osten wird vom Autor gut leserlich dargestellt. Der Fall der Berliner Mauer, das Zerbrechen der UDSSR, der Wandel Chinas zur fernöstlichen, wirtschaftlichen Großmacht und weitere Ereignisse in diesen Gebieten der Welt werden gekonnt in einen Kontext mit dem Westen gesetzt.

Im mittleren Teil des Buches kommt die jüngste Geschichte zur Sprache. Von der finanziellen Misere Griechenlands über die Beitrittsverhandlungen der Türkei, der Flüchtlingswelle bis zum Brexit wird die EU seit 2015 beleuchtet. Die größten Änderungen in den Vereinigten Staaten beginnen lt. Winkler mit Donald Trump.

Bekommt man zu Beginn des mittleren Teiles des Buches noch einen guten Überblick über die Ereignisse der letzten beiden Jahre des Westens und dessen Beziehungen zum Osten, wird es danach etwas schwieriger.

In den letzten Kapiteln gibt der Autor minutiös eine Aufstellung der jüngsten Ereignisse wieder. Ab hier wird das Buch eher eine Aufzählung oder eine Wiederholung der Nachrichten der letzten Monate. Mit dem genauen Datum und teilweise Zeitangaben wird die Wahl Donald Trumps ebenso wiedergegeben wie die Präsidentenwahl in Frankreich oder die Zuspitzung des Konfliktes zwischen Deutschland und dem türkischen Präsidenten Erdogan. In diesem Teil kommt es immer wieder zu Wiederholungen und einem Durcheinander der Ereignisse. Es entsteht leider der Eindruck, dass der Autor zu viel und dabei zu schnell in den letzten 150 Seiten unterbringen wollte.

Das Fazit am Ende lässt noch auf eine Erklärung hoffen wie die Krise des Westens entstanden ist oder auf Lösungsansätze. Das erwartet man jedoch vergeblich.

Das Buch „Zerbricht der Westen?“ ist somit eher eine –anfangs – gut erzählte Geschichte des Westen, die sich dann zu einer Nachrichtennacherzählung auswächst. Der Titel lässt hier anderes erhoffen…

Fazit:

Für Menschen die das aktuelle Zeitgeschehen mitverfolgen ist der erste Teil des Buches mit Sicherheit eine spannende Reise in die Entstehung und Entwicklung der EU sowie deren Beziehung zu den Vereinigten Staaten. Danach wird es eher schwerfällig, man vermisst die erzählerische Leichtigkeit des ersten Teils und ist eher an ein Lexikon erinnert. „…was richtig bleibt und was sich dingend ändern muss …“ findet man im Klappentext – eine Antwort dazu findet man im Buch nicht…

4 Sterne für den ersten Teil des Buches

2 Sterne für den zweiten Teil

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