Heinrich Haller

 4,3 Sterne bei 3 Bewertungen

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Ein absolut faszinierendes Tier

Wer sein Wissen über den Corvus corax ‐ den Kolkraben ‐ erweitern will, sollte sich diesen gewaltigen Bildband zulegen! Das Buch ist groß und schwer - und absolut imposant in Erscheinung und auch der Inhalt lässt sich sehen. Es wird der Kolkrabe in sämtlichen Facetten beleuchtet, wie er lebt, wie er mit anderen Lebewesen interagiert, wie seine Verhaltensmuster sind. Dies geschieht immer in kurzen Kapiteln ‐ der Großteil des Buches allerdings besteht aus Bildern des beeindruckenden Vogels, der unserer Spezies sehr oft nahe kommt. Die Bilder sind tatsächlich gar nicht effekthascherisch, sondern bestechen eher durch die Klarheit und sind unverfälscht. Hier hätte ich mir noch mehr farbenreichere Bilder zur Auflockerung gewünscht, so wirkt es manchmal sehr düster  - wobei das Tier jedesmal natürlich im Fokus steht und auch ganz spezielle Momente eingefangen wurden! Besonders gefallen hat mir zudem bei den Fotos, dass mit erklärt wurde, wo und wobei die Vögel zu sehen sind und wann die Fotos geschossen wurden. Dies gibt dem Buch einen persönlichen Touch. Man merkt, dass hier jemand die Tiere studiert hat, ohne in ihren Lebensraum einzudringen oder zumindest so wenig wie nötig. Der Autor und Fotograf hat ein besonderes Werk zum Verständnis der großen schwarzen Vögel geschaffen, in ihrem natürlichen Habitat und nicht unter der Prämisse, nur die allerspektakulärsten Fotos zu schießen ‐ soetwas findet man selten heutzutage. 

Ein Buch, welches dem Kolkraben die "Schwarze Mystik" der letzten Jahrhunderte nimmt

Immer wieder überrascht mich der Haupt Verlag Bern mit seiner Themen- und Gestaltungsvielfalt bei Büchern aus dem Genre Natur. Kaum ein Buch gleicht oder ähnelt dem anderen in Gestaltung und Format, Schriftart und Druckpapierauswahl. Hinsichtlich des Formates und des Papiers tanzt dieses Buch deutlich aus der Reihe. Dies ist nicht negativ zu sehen, außer dass es auch im Bücherregal „aus der Reihe tanzt“, denn es kommt im Bildbandformat 24.8 x 30.5 cm daher. Und es ist auch zumindest in großen Teilen ein Bildband, der allerdings nicht in Hochglanzoptik und opulenten Farben glänzt. Alle Aufnahme sind entweder hervorragende Naturdokumente oder auch fast künstlerische Fotos. Kolkraben hat der Autor über viele Jahre beobachtet, schätzen gelernt und fotografiert, und das in verschiedenen Regionen der Erde, in denen es auch einige verschiedene Unterarten des Kolkrabens gibt. Es ist sozusagen eine Liebeserklärung an die „Schwarzen Vögel“, die doch über viele Jahrhunderte wie andere schwarze Krähenvögel einen schlechten Ruf hatten, fast überall gnadenlos verfolgt wurden und in manchen Regionen sogar ausgestorben waren. Zum Glück sind sie in vielen Regionen seit Jahrzehnten wieder auf dem Vormarsch, in Deutschland sind sie vor allem im Nordosten seit Jahrzehnten wieder ein regelmäßiger Begleiter. Dass sie zoologisch gesehen Singvögel sind, sieht und hört man ihnen nicht an, anders als z.B. den Alpendohlen und den mit allerlei Stimmimitationen glänzenden Eichelhähern. Der Autor erläutert, dass Kolkraben in vielen Regionen nach wie vor sehr scheu sind und das Fotografieren der Tiere oft eine große Herausforderung darstellt. Als eine Ausnahme nennt er den Yosemite-Nationalpark in den USA, aber ebenso aufdringlich wie dort sind sie auch anderswo dort, wie auch die Erdhörnchen, weil sie dort wie die Raben von den Touristen durch Füttern oder einfach nur durch Essensreste an Rastplätzen förmlich „gemästet“ werden und keinerlei Scheu mehr haben. Am South Rim des Grand Canyon, nach dem Yosemite wohl besucherreichsten Nationalparks der USA, werden die Raben, die dort auch noch deutlich größer sind – wie (fast) alles in Amerika – regelrecht aufdringlich! Die zoologische Einordnung, die Stammesgeschichte und Artverwandtschaften unter den Krähenvögeln werden in einem gesonderten Kapitel abgehandelt. Kolkraben und andere Krähenvögel studierte und fotografierte der Autor auch im Himalaya, einige Fotos finden sich auch in diesem Buch. Ein weiteres Textkapitel beschäftigt sich mit den Eigenschaften des Kolkraben, seinen intelligenten Verhaltensweisen (manchmal werden sie als „Schimpansen unter den Vögeln“ bezeichnet) und vor allem seinen sehenswerten, teils halsbrecherisch anmutenden Flugspielen. Dargestellt wird das wie im ganzen Buch wieder durch zahlreiche großformatige Fotos. Auch dem Familien- und Sozialleben der Kolkraben ist ein Kapitel gewidmet, auch den treu zueinander haltenden Paaren, die hierzulande bereits im Dezember nach vorhergegangenen Revierkämpfen ihre Paarungsspiele zeigen, wie auch dem Sozialgefüge der Art. Die große Anpassungsfähigkeit des Kolkraben machte ihn ähnlich wie den Menschen zu einem Kosmopoliten unter den Vögeln mit einem riesigen weltweiten Verbreitungsgebiet. Am Mount Everest folgen die Tiere den Bergsteigern bis in Höhen von über 8.000 Metern. Eindrucksvoll wird auf wenigen Textseiten die großflächige Ausrottung des Kolkraben in großen Teilen Mitteleuropas bis zum Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben. Auch große Teile Deutschlands waren danach kolkrabenfrei. Vielerorts haben sich die Populationen wieder erholt. Übrigens darf bis heute in der Schweiz – ohne Unterbrechung – immer eine bestimmte Zahl von Kolkraben bejagt werden. Weitere sehr interessante Kapitel widmen sich den zwischenartlichen Beziehungen des Kolkraben, zum Menschen oder beispielsweise auch zum Wolf. Die Kulturgeschichte des Menschen hatte wesentlichen Einfluss auf das Verhältnis zum Kolkraben wie zu verschiedenen Beutegreifern, wobei diese immer mehr als Konkurrenten gesehen wurden. Kolkraben fressen fast alles, vorausgesetzt es ist leicht zugänglich und nahrhaft, und vor allem fettreich. Aas wird überall genutzt, der Kolkrabe ist ein meisterhafter Restevertilger, auch in Regionen der Erde, wo Geier nicht vorkommen. Aber auch als Nesträuber macht er sich nicht nur bei anderen Vogelarten „unbeliebt“. Hinsichtlich ihrer Intelligenz werden Kolkraben nahezu auf eine Stufe mit Primaten, Papageien und Walen gestellt. In einem Fazit wird das derzeitige Verhältnis des Menschen zum Kolkraben beleuchtet. Ein lesens- und sehenswertes Buch, mit 59,- € nicht ganz billig, aber auf jeden Fall seinen Preis wert. Und wer den Kolkraben (vielleicht im Gegensatz zu anderen Rabenvögeln) noch nicht sympathisch fand, der ist vielleicht nach Lektüre dieses Buches ein Freund der Raben.

Odins Wächter

Klappentext:

„Faszinierendes Porträt eines intelligenten Vogels von einem renommierten Naturforscher. Hochwertige, bibliophile Ausstattung im großen Bildband-Querformat – mit außergewöhnlich ästhetischem und seltenem Bildmaterial. Ein perfektes Geschenk für alle, die sich für Vögel interessieren. Kolkraben sind vielseitig, weit verbreitet und verfügen über ein hoch entwickeltes Gehirn. Auch ihr komplexes Sozialleben erinnert an das Wesen von uns Menschen. Das schwarze Gefieder dieser größten Singvögel sowie ihre Vorliebe für Aas und Essensreste lösten allerdings Vorurteile aus. Diese führten früher zur Verfolgung und sind bis heute nicht gänzlich überwunden. Über den Kolkraben und andere Rabenvögel ist noch viel Aufklärung nötig. Heinrich Haller dokumentiert die großen schwarzen Vögel in Wort und Bild und eröffnet überdies Einblick in das Phänomen Leben und damit in unsere eigene Existenz.“


Er hat nunmal seinen Ruf weg, das kann man auch nicht mehr ändern. Der Rabe, hier explizit der Kolkrabe, wird hier von Heinrich Haller bestens beleuchtet. Das Buch ist einerseits eine Art Biografie für den Kolkraben aber auch gleichzeitig eine Art Fotobuch - kurzum: der Leser darf sich hier auf eine Mischung zwischen informativen und verständlichen Texten freuen aber auch auf beeindruckende Bilder. Das Format ist mit  24.8 x 3.1 x 30.5 cm gut gewählt und die Bilder kommen somit wirklich gut zur Geltung. Die Stärke des Papiers hätte gern noch ein wenig stärker sein dürfen. Der Druck ist dennoch im ganzen Buch klar und brillant. Durch die Papierqualität gibt es einen leichten Glanz der die Sicht je nach Lichteinfall etwas irritiert. Alles in allem ist es aber ein äußerst informatives Buch welches die Sicht auf den Kolkraben doch gewaltig ändert! Es sind unheimlich schlaue Tiere mit eben einem besonderen Hintergrund! 4 von 5 Sterne

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