Cover des Buches Die Jugend des Königs Henri Quatre (ISBN: 9783596901517)
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Rezension zu Die Jugend des Königs Henri Quatre von Heinrich Mann

Rezension zu "Die Jugend des Königs Henri Quatre" von Heinrich Mann

von BertieWooster vor 14 Jahren

Rezension

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BertieWoostervor 14 Jahren
Hierbei handelt es sich nicht um eine Biographie dieses legendären französischen Königs, dessen Todestag sich zum 400 mal jährt. Heinrich Mann versuchte in romanhafter Form, die Lebensgeschichte Heinrich IV. nachzuerzählen. Ihn interessierte dabei besonders, wie sich der herausragende Charakter Heinrichs in der Hochzeit der Renaissance, mit seinen Intrigen, Giftmorden und Religionskriegen, entwickelt hat. Heinrich von Navarra wird hineingeboren in den französischen Religionskonflikt zwischen dem katholischen Königstum und den protestantischen Hugenotten, deren erste Vertreterin seine Mutter ist. Sie hat für ihn mehr als nur sein kleines Königreich in den Pyrenäen vorgesehen. Um die Macht auszubauen wird er bereits als Kind mit der Schwester des Valois-Königs verlobt. Als er seine Braut später als Jugendlicher heiratet, kommt es zur berüchtigten Barholomäusnacht, in der die protestantischen Hochzeitsgäste niedergemetzelt werden. Heinrich wird danach im Louvre gefangengehalten. Wie konnte sich Heinrich trotz dieser ganzen Greueltaten zu einem so toleranten Charakter entwickeln? Heinrich Mann schildert dies in Form des Gegensatzes zwischen Heinrich und dem Hause Valois. Heinrich ist bereits als Kind unbefangen, fröhlich und frei, ein Kind seiner gascognischen Heimat. Die Valois-Könige stehen unter dem Einfluss ihrer übermächtigen Mutter Katharina de Medici, die nur ihre Macht erhalten wollen, dabei aber zwischen die Fronten der katholischen Liga einerseits, geführt von den Herzogen de Guise und vom spanischen König finanziert, und andererseits den Hugenotten. Natürlich überwiegt bei Heinrich von Navarra zunächst der Hass gegenüber den Valois, als die verantwortlichen für die Barholomäusnacht. Er erkennt jedoch bald, dass Rache kein geeignetes Mittel für die Erreichung des Friedens in Frankreich ist. Er überwindet seinen Hass. Als er in seine Heimat fliehen kann, baut er zwar dort seine Hausmacht durch kriegerische Aktivitäten aus. Im Grunde genommen ist er jedoch dem französischen König loyal verbunden. Er erkennt, dass die Religion von beiden Seiten oft nur als Grund für den Krieg missbraucht wurde, um einer Seite bzw. einer Personengruppe mehr Macht zu verschaffen. Diesen Kreislauf möchte er durchbrechen. An seinem Hof versammelt er Leute beider Religionen. Es soll nur noch die Vernunft regieren. Auch wenn Heinrich Mann in seinem Buch Heinrich IV vielleicht etwas überhöht darstellt, handelt es sich nicht um ein einseitiges Buch. Auch die Valois werden in ihrem Handeln und auch ihrer Schwäche menschlich dargestellt. Anschaulich macht er jedoch deutlich, wie bestimmte Kreise, wie die katholische Liga die Religion missbraucht, um dass Volk aufzuhetzen und um die Furcht im Lande zu verstärken. Insgesamt ein interessantes Buch, dass einem einen Teil der französischen Geschichte näher bringt. Schwierig fand ich jedoch den Schreibstil, der manchmal ein bischen "schwülstig" erscheint. Manchmal hat mich der Stil auch an manches Historiendrama von Shakespeare erinnert, besonders in manchen Dialogen, ohne dass er an die Sprachgewandtheit eines Shakespeares anknüpfen konnte. Vielleicht hat sich Heinrich Mann vorgestellt, dass man so in der Zeit der Renaissance geschrieben hat.
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