Rezension zu "Das große Buch der Eisenbahn" von Heinrich Petersen
Vorab: Das Buch ist wirklich groß. Mit 24 x 27 cm wird dem Bücherregal einiges geboten, es sieht auf den ersten Blick also ganz nach klassischem Bildband aus. Beim ersten Durchblättern halten sich Texte und Bilder jeglicher Formate in etwa die Waage, dazwischen immer wieder übersichtliche Tabellen und Grafiken.
Einzigartig ist das Buch durch den Ansatz, die Eisenbahngeschichte rückwärts zu erzählen. Petersen beginnt mit Shinkansen und ICE, bis man im letzten Drittel bei den ersten Dampflokomotiven landet. Doch nach Invicta, Rocket, Adler und Saxonia geht es noch weiter: In jetzt doch wieder chronologischer Reihenfolge werden die übrigen Traktionsarten, vor allem Diesel- und E-Loks, vorgestellt. Weitere Kapitel befassen sich mit bahntechnischen Grundlagen wie Gleisen, Oberleitungen, Signalen und Bahnübergängen.
Die Lektüre ist also äußerst abwechslungsreich, zumal längere Textpassagen immer von passenden, oft auch seltenen Bildern begleitet werden und immer wieder Übersichten mit den für die jeweilige Epoche typischen Zügen enthalten sind. Trotzdem gerät das Buch nicht zum tausendsten Sammelband mit "Lokbaureihen, die jeder kennen muss", sondern enthält auch etliche wenig beachtete Fahrzeuge aus aller Welt. Im Kapitel "Typenkunde der Hochgeschwindigkeitszüge" finden sich etwa nicht nur ICE und TGV sondern auch alle wichtigen Bauarten des Shinkansen. Diese ausführliche globale Perspektive fehlt vielen anderen Eisenbahnbüchern.
Wer dieses reichhaltige Kompendium von vorne bis hinten durchschmökert wird jedoch auf einige unschöne Fehler stoßen, etwa wenn wiederholt Kommas an der falschen Stelle sitzen, Bildunterschriften doppelt vorkommen (S. 32/33), aus dem Testgelände plötzlich ein "Textgelände" wird (S. 20), unpassende Wörter mitten in Sätzen auftauchen oder der exakt gleiche Sachverhalt an zwei direkt aufeinanderfolgenden Stellen fast identisch nochmal erklärt wird (S. 26-29). Auch Überschriften sind von Fehlern nicht ausgenommen.
Ingesamt trübt das grobe Korrektorat die Freude zum Glück nur unwesentlich. "Das große Buch der Eisenbahn" eignet sich aufgrund seiner Vielfalt, von technischen und geschichtlichen bis hin zu kulturellen Aspekten des Bahnwesens, besonders für Hobby-Neulinge oder Eisenbahnfans, die schon gefühlt jedes Buch über ihr Lieblingsthema im Regal stehen haben.