Voller Neugier habe ich die sich mir bietende Gelegenheit genutzt, dieses Buch zu lesen. Denn bisher kannte ich nur die Verfilmung und hatte diese auch nur noch bruchstückhaft in Erinnerung. In geselliger Runde beschließt der erfolgreiche Schriftsteller Johannes Pfeiffer als Schüler verkleidet ein Gymnasium zu besuchen, um das „herrliche“ Schulleben zu genießen. Sein Ansinnen ist es, den Lehrern fortwährend Streiche zu spielen. Dies ist unterhaltsam zu lesen und im Kontext einer vergangenen Zeit zu sehen. Denn natürlich ist Einiges aus heutiger Sicht überholt.
Heinrich Spoerl
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Die Feuerzangenbowle
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Heinrich Spoerls Roman "Die Feuerzangenbowle" gehört ohne Frage zum festen Bestand des deutschsprachigen Kulturguts. Zahlreiche Leser*innen – vor allem in der Nachkriegszeit – haben sich an den Schilderungen der Schulstreiche des erwachsenen Dr. Johannes Pfeiffer erfreut, der sich inkognito noch einmal als Gymnasiast einschreibt, um die "versäumte" Schulzeit nachzuholen. Für viele ist das Buch mit einer gewissen Nostalgie, Leichtigkeit und einem augenzwinkernden Blick auf das Bildungssystem verbunden.
Ich persönlich fand den Roman zwar ganz nett, aber letztlich hat es nur für ein mittleres Leseerlebnis gereicht. Der Humor wirkt aus heutiger Sicht sehr angestaubt, oft sogar klamaukhaft, was wohl auch an der überzeichneten Darstellung von Streichen und Figuren liegt. Die satirisch überspitzten Lehrer waren für mich noch der überzeugendste Aspekt – gerade weil sie eine gewisse Typenvielfalt des damaligen Lehrpersonals karikieren und dabei durchaus Charme entwickeln. Doch abgesehen davon blieb der Roman für mich über weite Strecken oberflächlich und nur begrenzt unterhaltsam.
Was mir das Lesen zusätzlich erschwert hat, waren zahlreiche problematische Aussagen und Darstellungen. Besonders auffällig ist der rückwärtsgewandte Blick auf Geschlechterrollen: Aussagen, in denen Weiblichkeit als Gegensatz zu Logik, Wissenschaft und Sachlichkeit dargestellt wird, sind nicht nur veraltet, sondern schlicht unangenehm zu lesen. Frauen werden meist auf Aussehen, Kindererziehung oder Haushaltsführung reduziert – Bildung oder Intelligenz gelten in dieser Darstellung kaum als wünschenswerte Eigenschaften. Natürlich ist mir bewusst, dass der Roman in einer anderen Zeit (veröffentlicht 1933) und unter ganz anderen gesellschaftlichen Bedingungen entstand. Dennoch fällt es mir schwer, diese Haltung einfach auszublenden.
Einige Formulierungen im Text hinterlassen zudem einen unangenehmen Nachgeschmack. Wenn z. B. der Schüler Luck als „überzüchtetes Kerlchen“ bezeichnet wird, wirkt das nicht nur befremdlich, sondern auch dehumanisierend. Besonders irritiert hat mich auch die Szene, in der die Jungen über die „Lyzen“ (Schülerinnen des Lyzeums) sprechen: „Sieh dir mal der ihre Fesseln an. Das ist doch keine Rasse!“ – eine Aussage, die im heutigen Kontext schwer zu ertragen ist, vor allem angesichts der historischen Tatsache, dass 1933 die nationalsozialistische Rassenideologie zur Staatsdoktrin wurde. Ob bewusst oder unbewusst – solche Sätze zeugen von einem menschenverachtenden Zeitgeist, der sich leider auch in scheinbar harmloser Unterhaltungsliteratur widerspiegelt. Ich würde mir daher eine kommentierte Neuausgabe wünschen.
Vor diesem Hintergrund kann ich zwar nachvollziehen, warum der Roman ein Klassiker wurde – vor allem dank seiner zugänglichen Sprache, des populären Schulmotivs und durch die sehr erfolgreiche Verfilmung von 1944 mit Heinz Rühmann. Diese Filmadaption hat den Stoff stärker romantisiert und nostalgisch verklärt, was dem Werk zu breiter Popularität und Kultstatus verhalf – insbesondere in studentischen Kreisen, wo die Feuerzangenbowle bis heute gern zitiert oder gar inszeniert wird.
Für mich persönlich reicht das aber nicht aus, um den Roman wirklich weiterzuempfehlen. Wer sich für die Geschichte interessiert, ist vermutlich mit dem Film besser beraten, der viele der problematischen Aspekte entschärft und die Komik etwas runder inszeniert. Als kritische Klassikerleserin werde ich "Die Feuerzangenbowle" jedenfalls nicht noch einmal zur Hand nehmen.
Dieser Film ist ein absoluter Klassiker und immer wieder herrlich zum anschauen! Witzig, ehrlich und mit wunderschönen BIldern. Heinz Rühmann briliert als SChriftsteller, der als Primaner zurück an die Schule geht. Es ist einfach nur köstlich, wie er sich in die Klasse einfügt, Freunde findet und endlich Streiche spielen kann ohne dass ihm großartig etwas passieren könnte. Sein Abitur hat er ja bereits seit jahrzehnten in der Tasche!
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Du triffst es damit nochmal auf den Punkt. Bei beiden ist es Egoismus, der sie steuert, und nicht die Liebe zueinander.
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