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von rallus
Kurzmeinung: Ein typischer Steinfest, das Ende kostet ihn allerdings einen Stern
Rezension
Bücher von Heinrich Steinfest sind mir ein Genuss! Nicht viele Schriftsteller schaffen es, sich derart eloquent auszudrücken wie Steinfest. Und nebenbei noch viele interessante Dinge zu sagen, schöne Geschichten zu erzählen und schräge Charaktere zu erfinden. Leider scheitert Steinfest des öfteren am Ende. Vielleicht will er ja gar nicht aufhören. So wie Jazzmusiker die sich in ihrer Variation der Stücke vergehen und gar nicht bemerken, dass ihnen keiner mehr zuhört. Die drei restlichen Zuhörer sitzen nur noch da weil sie eingeschlafen sind. Vielleicht sollte Steinfest einfach weiterschreiben und des Letors Aufgabe wird es dann sein, die Manuskripte dann in mund-und handgerechte Brocken aufzuteilen.
Vielleicht macht er das ja insgeheim auch. Jedenfalls kenne ich niemandenn dem ich gierig und bereitwillig in seinen abschweifenden Gedankengängen folge. Weder als realer Mensch noch als Schriftsteller. Steinfest würde ich überall hin folgen.
So wie auch hier im vorliegenden Buch. Pluto ist der Hauptheld in diesem Roman, als nicht-Planet, als Ordnungsnummer, die auch eine Telefonnummer sein kann, oder eine Nummer eines versteinerten Vogels, oder als Wetterstation von Ausserirdischen, die mit Vögeln ihre Probleme haben und auf der Erde ihre Agenten beheimatet haben.
Lorenz Mohn ist ein Pornodarsteller, der mitten in einer Szene aufspringt, weil er beim Anblick einer strickenden Frau die Idee bekommt, einen Strickwarenladen aufzumachen.
"Lorenz Mohn war gewissermaßen ein Märchenonkel der Sexualität, indem er in den Filmen, in denen er auftrat, nicht nur ungewöhnlich ausdauernd und erfolgreich agierte, sondern die Sache eben ohne die bekannten Umständlichkeiten einfädelte. Seine gespielte Ausdauer, seine gespielte Potenz ergaben sich folgerichtig aus der Schnelligkeit der Anbahnung - so blieb nämlich genug Zeit für das Wesentliche -, während im wirklichen Leben die erschöpfende Länge solcher Anbahnungen wie auch die ewige Diskutiererei darüber, wer was wie möchte, für den eigentlichen Akt kaum noch Zeit und Kraft lassen. Der Mensch ermattet in der Diskussion. Man kann also nicht imemr sagen, dass die Erfindung der Sprache ein großes Glück darstellt. Es besteht ein deprimierendes Ungleichgewicht. Während etwa im Krieg zuwenig gesprochen wird, wird im Sex zuviel gesprochen."
Nachdem er den geeigneten Laden gefunden hatte, findet er auch noch zufällig die Frau seines Lebens. Ein Kredit bei der etwas zwielichtigen Kreditgeberin der Stadt, ermöglicht ihm den Aufbau eines neuen Lebens. Nach sieben Jahren soll er diesen zurückzahlen, ansonsten muss er jemanden das Leben retten.
Wie die Geschichte sich durch aberwitzige Wendungen dorthin schlängelt, ist schlichtweg genial. Nur eben...ja das Ende ist zum Rest des Buches gesehen, katastrophal.
Aber im Grunde genommen will man bei Steinfest ja gar nicht zum Ende kommen.