Haifischfutter
von rallus
Kurzmeinung: Gewohnt wortwitziger Roman des Meisters der Sprachkunst.
Rezension
Es gibt wenig was den Wiener Chefinspektor Lukastik erschüttern könnte und nach Wittgenstein gibt es auch keine Rätsel. Doch ein Toter mit Haifischspuren in einem Pool auf einem Wiener Hochhaus, lässt ihn auch etwas zweifeln. Aber irgendeine logische Erklärung wird es wohl auch für diesen Mord geben.
Dazwischen gibt es wie bei Steinfest des öfteren viele skurrile Figuren, viel ausschweifende Gedanken zu aufkommenden Themen, dass der Leser sich fast, aber nur fast darin verliert.
"Dass es der Herr den Seinen im Schlaf gibt, war schon immer Richard Lukastiks Meinung gewesen. Den sogenannten Fleiss, auf den sich große Künstler und brillante Forscher gern beriefen, hielt er für eine Koketterie. Die meisten von diesen Leuten legten sich ganz einfach schlafen, und wenn sie in der Früh erwachten, steckte ihnen eine geniale Idee im Schädel. So wie den Minderbegabten die Tageszeitung im Briefschlitz."
Aber in Steinfests Bücher verliere ich mich sehr gerne, zumal seine Charakterisierungen so wunderbar ungewöhnlich sind, dass man schon das Gefühl hat, jeder Mensch ist einzigartig und besteht, zumindestens in einem Aspekt, aus obskuren Grundlagen. So wie der Spezialist für Haie der hinzugezogen wird.
"Nun, ich habe als junger Mann Ozeanographie in Chicago studiert. Nicht aus Begeisterung für die Materie, sondern für die Stadt. Ich war ein dürftiger Student, unbegabt, uninteressiert, aber auch irgendwie konsequent. Konsequenz aus der Not heraus. Manche Leute sind fleißig, weil ihnen für die Faulheit ein passendes Konzept fehlt. Jedenfalls kam ich so weit, eine Doktorarbeit schreiben zu müssen. Und zwar über Haie. Das war keineswegs meine eigene Idee gewesen. Für eine eigene Idee hatte es mir an Ledienschaft gefehlt."
So ist dies sicherlich nicht der sprühendeste und einfallsreichste Roman von Steinfest. Aber selbst diese Romane übertreffen die meisten anderen in ihrer Sprachgewaltigkeit und ihrem Wortwitz.
Man muss sie einfach alle lesen.