Heinrich Wille

 3,1 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf

Heinriche Wille, geboren 1945 in Grömitz (Ostholstein), wurde deutschlandweit bekannt als Chefermittler im Fall Uwe Barschel. Als Leiter der Lübecker Staatsanwaltschaft geriet der streitbare Jurist wiederholt mit seinen Vorgesetzten in Konflikt, da er zu anderen Schlüssen kam, als man von ihm erwartete. Heinrich Wille lebt heute in Lübeck, wo er als Rechtsanwalt praktiziert. Zu dem Fall Uwe Barschel hält oft Lesungen und Vorträge.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Heinrich Wille

Cover des Buches Ein Mord, der keiner sein durfte (ISBN: 9783426789001)

Ein Mord, der keiner sein durfte

(7)
Erschienen am 01.08.2017

Neue Rezensionen zu Heinrich Wille

Cover des Buches Ein Mord, der keiner sein durfte (ISBN: 9783426789001)
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Rezension zu "Ein Mord, der keiner sein durfte" von Heinrich Wille

AngelaK
Ermittlungsarbeit der besonderen Art

Der ein paar Tage zuvor zurückgetretene Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Uwe Barschel, wird am 11.Oktober 1987 um die Mittagszeit tot in der Badewanne seines Zimmers 317 im Genfer Hotel „Beau Rivage“ tot aufgefunden. Viele glauben an einen Selbstmord. Genauso viele glauben an einen Mord. Jede Gruppe meint, für ihre Theorie Beweise zu haben. Ob sich dieser mysteriöse Todesfall jemals klären läßt, bleibt fraglich.


Was habe ich mir von dem Buch erwartet? Neue Fakten zum Ermittlungsfall Barschel sicher nicht, die wären mit Sicherheit auch so bekannt geworden. Die schwierige Ermittlungsarbeit an sich hat mich interessiert. Wer könnte das besser erzählen als der Autor? Was das anbelangt, hat er mich anfänglich gut bedient. Zu dem, was als kleiner Absatz im Gesamtbericht der Staatsanwaltschaft gelandet ist, hat er die teils schwierige Ermittlungsarbeit, z.B. durch langwierige Rechtshilfeersuchen beschrieben.


Es ist vollkommen klar, daß ihm bei so einem Fall auch Gegenwind entgegen bläst.

Das Umfeld, in dem er ermitteln muß, ist schwierig. Durch andere große Ermittlungsfälle sind Ressourcen gebunden. Es gibt bei seiner Arbeit fortlaufend Indiskretionen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit vorgesetzten Behörden ist schwierig bis nicht vorhanden. Hier ist ein Staatsanwalt „mit Biss“ gefragt. Der Grad zur Verbissenheit scheint jedoch sehr schmal. Nach seinen eigenen Ausführungen komme ich zu dem Eindruck, daß Weisungen vorgesetzter Behörden für ihn „schwer verdauliche Kost“ sind. Andererseits fordert er mehrfach in dem Buch die Fürsorgepflicht des Dienstherrn ein. Erschreckend war für mich auch, wieviel seiner Energie in Nebenbaustellen geflossen ist anstatt in die Ermittlungsarbeit.


Im Verlaufe des Buches vermischt der Autor zunehmend die sachliche Beschreibung von Begebenheiten mit seinen persönlichen Befindlichkeiten. Es gipfelt darin, daß seine Frau, als Sozialpädagogin in einer JVA tätig, Opfer einer Geiselnahme wurde, was ich keinem Menschen wünsche. Es ist sicher für den Autor und seine Frau ein schlimmes Erlebnis, aber es hat mit dem Fall Barschel überhaupt nichts tun.

Mein Fazit:

Zwischenzeitlich war ich mehrfach versucht, das Buch zur Seite zu legen, ohne es zu Ende zu lesen, weil einfach die zunehmende Gewichtung seiner Befindlichkeiten für mich „schwer verdauliche Kost“ war.

Über eine Frage denke ich immer noch nach. Ist es dem Autor einfach nur immer schwerer gefallen, seine Wut und seinen Frust draussen vor zu lassen? Oder hat er dieses Buch geschrieben, um das Bild seiner umstrittenen Person aus seiner Sicht zu korrigieren?


Cover des Buches Ein Mord, der keiner sein durfte (ISBN: 9783858694621)
H

Rezension zu "Ein Mord, der keiner sein durfte" von Heinrich Wille

halbkreis
Rezension zu "Ein Mord, der keiner sein durfte" von Heinrich Wille

Die Barschel-Affäre (inklusive Waterkantgate und späterem Tod) ist so ziemlich die erste große politische "Sache", an die ich aktive Erinnerungen habe (ich konnte ja nicht ahnen, dass es der größte Politskandal in Nachkriegsdeutschland war, den ich mir als erste "politische Erinnerung" ausgesucht hatte). Zwar habe ich damals noch nicht so ganz verstanden, warum dieser Politiker plötzlich keine Freunde mehr hatte, so richtig interessiert hat mich das eigentlich auch nicht. Aber als Barschel plötzlich tot war, waren doch alle ziemlich geschockt, und die Bilder vom Stern haben mich ziemlich gegruselt (was mich in meiner vorpubertären Neugier an morbiden Dingen nicht davon abgehalten hat, sie genau zu betrachten).

Soweit dieser kleine nostalgische Ausflug. Knapp 25 Jahre später weiß ich eigentlich immer noch nicht viel mehr über den Tod Barschels. Natürlich gibt es etliche Theorien, Thesen und Gerüchte, aber Fakten? Der Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft sagt: Mord oder Selbstmord, nichts genaues weiß man nicht. Etwas deutlicher ist Wille schon in seinem Buch, keine Angst. Schließlich war er es ja, der das Verfahren jahrelang geleitet hat.

Die ersten zwei Kapitel sind spannend wie nichts. Der Leser folgt den Stern-Reportern vom Auftrag bis zu ihrem Fund in Zimmer 317 des Genfer Hotels Beau-Rivage. Sehr anschaulich, macht atemlos. Dann gibt es einen ähnlichen Abriss über die letzten Stunden des Uwe B. sowie die ersten Ermittlungen in Genf. Auch sehr interessant.

Der Rest des Buches fällt gegen diesen fulminanten Anfang leider etwas ab. Wille will "abrechnen", und das tut er genau und gründlich - leider hat er sich dabei für meinen Geschmack teilweise etwas zu sehr in kleinklein verstrickt. Aber es sind ja auch viele Dinge über die er sich - zurecht - aufregt. Schlampige Anfangsermittlungen in der Schweiz (inklusive - oder besser exklusive - der Unterstützung deutscher Behörden) mangelnde Unterstützung und Rückendeckung seitens Vorgesetzter/übergeordneter Behörden, das öffentlich Werden brisanter Informationen mit risikoreichen Folgen für Zeugen und noch so viele andere Steine. Wow. Man könnte den Eindruck gewinnen, Wille sei ein kleinlicher Paranoiker, der einfach nur einmal den Dicken markieren will - wenn, ja wenn er nicht zum einen sehr sympathisch und kompetent rüberkäme (ein Chef, der sich immer vor seine Angestellten stellt, hat bei mir sowieso einen Stein im Brett) und wenn, ja wenn, sein Buch nicht schon 2007 fertig gewesen wäre... und ihm die Veröffentlichung von seiner Dienstbehörde untersagt wurde. Erst jetzt, 2011, nach seinem Ruhestand, konnte es erscheinen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt?

Wille spekuliert nicht wild herum. Er präsentiert keine abstrusen Ideen, keine verwirrten Theorien. Er benennt und bewertet Fakten. Wie im Verfahren damals wird jede Spur erklärt und, dem Verfahren entsprechend, abgearbeitet. Ob Waffenlieferungen in den Iran eine Rolle spielen, wie CIA-Kontakte plötzlich ins Spiel kommen, was die toxikologischen Untersuchungen aussagen, der Badvorleger, die Flakes im Schuh, die ausgespülte Whiskeyflasche, und was war eigentlich mit der Stasi? Wille erzählt dies alles relativ nüchtern und verschweigt trotzdem nicht, dass er Anhänger der Mordtheorie ist. Am Ende steht keine befriedigende Antwort, denn es gibt keine. Aber: Es gibt weiterhin viele Fragen. Und die sind allemal berechtigt.

Cover des Buches Ein Mord, der keiner sein durfte (ISBN: 9783858694621)
W

Rezension zu "Ein Mord, der keiner sein durfte" von Heinrich Wille

WinfriedStanzick
Rezension zu "Ein Mord, der keiner sein durfte" von Heinrich Wille

In der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 1987 starb der kurz zuvor noch als Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein tätige Uwe Barschel in einem Genfer Hotel. Der Fall löste damals große Aufregung aus, auch deshalb, weil sich ein Reporter ins Hotel geschlichen hatte und ein Foto des toten Barschel in der Badewanne veröffentlichte. Doch diese Debatte wurde damals bald von anderen abgelöst. Es wurde sehr schnell attestiert, der Tod Barschels sei durch einen Suizid eingetreten. Räsoniert wurde allenthalben über die zweifelhaften Verbindungen, die Barschel seit Jahren unterhalten habe, von Waffendeals und anderen zwielichtigen Geschäften war die Rede, in die Barschel seit langem verwickelt gewesen sei.

Tatsache war und ist: die Genfer Behörden ermittelten recht lustlos und schlampig und ihn Deutschland weigerte man sich, überhaupt ein Verfahren aufzunehmen. Immer wieder, auch durch die Recherchen der Familie Barschels tauchte in der Folge das Thema immer wieder, meist mit großen Lettern, in der Boulevardpresse auf, doch das Ergebnis blieb unklar.

1992 wird Heinrich Wille, der Autor des vorliegenden Buches mit der Leitung der Lübecker Staatsanwaltschaft betraut und in seine Verantwortung fällt fortan der Fall Barschel, dessen Akten immer noch nicht geschlossen sind. Wille kniet sich in den Fall hinein, entdeckt immer mehr nationale und internationale Verbindungen Barschels und teilweise dubiose Machenschaften und Geschäfte. Sein hier vorliegendes Buch zeichnet nicht nur diese Hintergründe aus der Vorgeschichte des Todesfalles auf, sondern zeigt auch die Behinderungen der Untersuchung in der Schweiz und in Deutschland. Da werden Beweismitteln von anderen Behörden dem untersuchenden Staatsanwalt vorenthalten und immer wieder gibt es unzulässige, aber wirksame Einmischungen seitens der Politik.

Schon im Jahr 2007 hatte Heinrich Wille dieses Buch geschrieben, doch die Publikation wurde damals von der Schleswiger Generalstaatsanwaltschaft untersagt. Nun, nach einem fast fünfjährigen Rechtsstreit, darf das Buch erscheinen.

Für Wille ist es eindeutig: Barschel ist ermordet worden, Doch er kann immer noch keine wirklich harten Beweise liefern. Auch seine Ausführungen über mögliche Täter oder gar deren Motive bleiben Spekulation. Wichtig an dem Buch, das möglicherweise den ganzen Fall noch einmal aufrollen wird, ist meiner Meinung nach die genaue Dokumentation der mannigfaltigen Behinderungen, derer sich Wille bei seinen Ermittlungen von seinen Vorgesetzten und anderen ausgesetzt sah.

Der Journalist Stefan Aust hat für dieses Buch ein Vorwort geschrieben. Darin nennt er, selbst ein Vertreter der Mordtheorie, Willes Buch „das Protokoll einer Mordermittlung im Irrgarten einer politischen Affäre zwischen östlichen und westlichen Geheimdiensten, Waffenhändlern und Hochstaplern.
Doch bei allem Respekt vor den Leistungen Willes und seinem unbeugsamen Engagement, stellt Aust nüchtern fest, auch Wille könne „den rätselhaften Fall nicht aufklären.“

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