Heinz Duchhardt

 3,7 Sterne bei 10 Bewertungen

Lebenslauf

Professor em. Dr. Dr. h.c. Heinz Duchhardt, ordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, war bis 2011 Direktor der Abteilung Universalgeschichte des Instituts für Europäische Geschichte in Mainz. Er war bis Februar 2015 Präsident der Max Weber Stiftung.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Heinz Duchhardt

Cover des Buches Der Wiener Kongress (ISBN: 9783406653810)

Der Wiener Kongress

 (1)
Erschienen am 17.03.2015
Cover des Buches Der Aachener Kongress 1818 (ISBN: 9783492058711)

Der Aachener Kongress 1818

 (0)
Erschienen am 01.08.2018
Cover des Buches Freiherr vom Stein (ISBN: 9783406615030)

Freiherr vom Stein

 (0)
Erschienen am 01.12.2010
Cover des Buches Barock und Aufklärung (ISBN: 9783486767308)

Barock und Aufklärung

 (2)
Erschienen am 19.05.2015

Neue Rezensionen zu Heinz Duchhardt

Cover des Buches Der Wiener Kongress (ISBN: 9783406653810)
A

Rezension zu "Der Wiener Kongress" von Heinz Duchhardt

Ein kompakter, informativer Überblick zur Geschichte des Wiener Kongresses
Andreas_Oberendervor 3 Jahren

Der Wiener Kongress von 1814/15 ist ein Meilenstein in der Geschichte der internationalen Beziehungen und der Diplomatie. Nach dem Sieg über Napoleon standen die verbündeten Mächte Großbritannien, Preußen, Österreich und Russland vor der Aufgabe, die europäischen Verhältnisse neu zu ordnen. Europas Monarchen und führende Staatsmänner waren sich darin einig, dass nach den Erschütterungen und Umwälzungen der Revolutionskriege und der napoleonischen Kriege eine stabile und belastbare Friedensordnung geschaffen werden musste. Zweierlei galt es in Zukunft zu verhindern: Zum einen den Rückfall in die anarchischen Großmachtrivalitäten des 18. Jahrhunderts, zum anderen den erneuten Griff eines einzelnen Staates nach der Hegemonie in Europa. Die neue Friedensordnung wurde im Laufe mehrmonatiger Verhandlungen auf dem Wiener Kongress errichtet.

Derzeit gibt es in deutscher Sprache keine umfassende Gesamtdarstellung des Wiener Kongresses, die sich an ein breites Publikum richtet. Wer sich rasch über die Geschichte dieses diplomatischen Großereignisses informieren möchte, kann nun zu dem vorliegenden schmalen Band von Heinz Duchhardt greifen. Der Autor gehört zu den besten Kennern des europäischen Staatensystems in der Frühen Neuzeit und im 19. Jahrhundert. Duchhardt hat seine knappe, aber dennoch informative Darstellung in sechs Kapitel gegliedert. Eingangs schildert er die politische Großwetterlage in Europa nach dem (ersten) Sieg über Napoleon 1814. Er skizziert die Agenda, die die Siegermächte auf dem Wiener Kongress abzuarbeiten hatten: Klärung der Deutschen Frage; Klärung der Zukunft Polens; Einhegung Frankreichs; Errichtung einer neuen, auf Kooperation statt Konfrontation beruhenden europäischen Ordnung.

Auf dem Wiener Kongress wurde das sogenannte Konzert der europäischen Mächte aus der Taufe gehoben. In bewusster Abwendung von der kriegerischen Großmachtpolitik des 18. Jahrhunderts verschrieb sich das Konzert dem friedlichen Interessenausgleich, der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit, der Friedenswahrung und der Konfliktbeilegung auf diplomatischem Wege (Kongresse und Botschafterkonferenzen). Der Wiener Kongress läutete eine neue Etappe in der Geschichte des europäischen Staatensystems ein und sicherte dem Kontinent eine Friedensperiode, die bis zur Jahrhundertmitte währte. Was die innenpolitischen Verhältnisse der europäischen Staaten angeht, so wagte der Kongress keinen Neuanfang, der dem auf außenpolitischem Gebiet vergleichbar gewesen wäre. Im Gegenteil, gerade die deutschen Staaten waren daran interessiert, die überkommene monarchische Ordnung wieder zu festigen und alle Forderungen der Gesellschaft nach politischer Teilhabe abzuwehren. In sichtbaren Ausdruck fanden diese restaurativen Bestrebungen in der Wiedereinsetzung jener Dynastien, die nach 1789 ihre Throne verloren hatten.

Das zweite Kapitel ist den prominenten Teilnehmern des Wiener Kongresses (Monarchen, Staatsmänner und Diplomaten) und ihren jeweiligen politischen Konzeptionen und Zielen gewidmet. Anschließend beleuchtet Duchhardt das turbulente Wiener Gesellschafts- und Kulturleben sowie die Arbeitsweise des Kongresses (Komitees und Kommissionen). Die wichtigsten politischen (Streit-)Fragen und Beschlüsse werden in den Kapiteln 5 und 6 behandelt. Die Uneinigkeit der Alliierten in Bezug auf die Zukunft Sachsens und Polens führte beinahe zu einem neuen Krieg. Preußen und Russland mussten sich schließlich dem Druck der anderen Mächte beugen und Abstriche von ihren ambitionierten Plänen machen, sich ganz Sachsen bzw. ganz Polen einzuverleiben. Großbritannien, Österreich und das von Talleyrand vertretene Frankreich hatten kein Interesse daran, Preußen und Russland zu stark werden zu lassen.

Napoleons Flucht von Elba führte zu einer spürbaren Beschleunigung der Kongressarbeit. Zügig wurde die Deutsche Frage geklärt. Weder wurde das 1806 aufgelöste Heilige Römische Reich wiedererrichtet, noch wurde der von manchen Patrioten ersehnte deutsche Nationalstaat geschaffen. Der österreichische Staatskanzler Metternich setzte sich mit der Formel "Einigkeit ohne Einheit" durch. Die deutschen Staaten schlossen sich zu einer Konföderation zusammen, dem Deutschen Bund. Duchhardt verteidigt den Deutschen Bund gegen die Kritik enttäuschter Zeitgenossen (etwa des Freiherrn vom Stein): Die Gründung des Bundes sei für die anderen Mächte die beste Lösung der Deutschen Frage gewesen. Das im Bund zusammengeschlossene Deutschland sei zu schwach gewesen, um seine Nachbarn zu bedrohen, sei aber gleichzeitig dank der starken Führungsmächte Preußen und Österreich in der Lage gewesen, seinerseits Bedrohungen von außen abzuwehren. Duchhardt betont, dass der Wiener Kongress ungeachtet seiner langen und intensiven Arbeit Europa keine stimmige Gesamtordnung gegeben habe. Die Italienische Frage sei auf Betreiben Metternichs nicht geklärt worden, ebenso wenig die Verhältnisse auf dem Balkan und der Status des Osmanischen Reiches (Orientalische Frage).

Duchhardts Buch ist lesens- und empfehlenswert, aber nicht ohne Schwächen. In der Einleitung und in den folgenden Kapiteln stößt der Leser immer wieder auf ausufernde Satzungetüme, die 70, 80, 90, 100 und in manchen Fällen sogar noch mehr Wörter umfassen. Es ist eine Art Berufskrankheit deutscher Geisteswissenschaftler und Historiker, möglichst viele Informationen in einen einzelnen Satz hineinzupressen. Wann wird sich das endlich ändern? Die Bände der Reihe "Beck Wissen" wenden sich explizit an ein breites Publikum, und deshalb sollten Autoren und Lektoren besonderes Augenmerk auf gute Lesbarkeit richten. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im November 2013 bei Amazon gepostet)

Cover des Buches Europäische Erinnerungsorte 1 (ISBN: 9783486704181)
M

Rezension zu "Europäische Erinnerungsorte 1" von Pim den Boer

Rezension zu "Europäische Erinnerungsorte 1" von Pim den Boer
M.Lehmann-Papevor 12 Jahren

Erinnerungsforschung mit europäischem Blick

Europäische Gemeinsamkeiten und symbolische Ort, an und in denen Europa sich konstituiert, das sind die Betrachtungsobjekte dieses Buches und zwar in vielfache Weise. Ein nicht leichtes Unterfangen, denn während es an nationalen Mythen, und symbolischen Orten, an Erinnerungsstätten nicht mangelt in Europa, sind jene verbindenden Orte nicht einfach zu finden. Sowenig, dass Wolfgang Schmale einmal die Frage aufgeworfen hat, ob „Europa - im Sinne des politischen Europas – nicht ans einem Mythendefizit scheitern werde“.

Gut, dass im Lauf der Jahre auch ein „zweiter Blick“ geworfen wurde, denn es gibt sie durchaus, Orte mit europäischer Relevanz, Verortungen in historischen Entwicklungen, die im Buch einer näheren Erläuterung und Beschreibung nun in Auswahl zugeführt werden. Orte, denen, so definieren es die Autoren, „während ihrer Genese bereits das Bewusstsein der Zeitgenossen innewohnte, europäisch dimensioniert zu sein“.

Im Aufbau des Buches strukturieren die Herausgeber nach Themen. Wobei das erste Kapitel, der „Mythos Europa“ (die Göttin Aphrodite sendet der Tochter des Königs Agenor, Europa, einen Traum des Streits zwischen Asien und einem andren, gegenüberliegenden Erdteil, der Göttervater Zeus entführt Europa nach Kreta und zeugt Kinder mit ihr - Europäer) als Einführung in das Thema Europa gelten kann. Im folgenden wenden sich die verschiedenen Autoren dem „gemeinsamen Erbe“, den „Grundfreiheiten“, dem „Raum Europa“, der „Kriegserfahrungen und Friedenssehnsucht“ und dem „Wirtschaftsraum Europa“ zu. Dieses Kapitel des „Wirtschaftsraumes“ als europäischer Erinnerungsort umfasst nur einen Beitrag, ist aber sicherlich einer der zentralen Orte, der im Bewusstsein der Europäer Raum findet. Nicht aufgrund aktueller Finanzkrisen, sondern alleine schon aus dem Grund heraus, das die wirtschaftlichen Interessen sicher von Beginn an, gerade nach dem zweiten Weltkrieg, zu den maßgeblich treibenden Kräften einer europäischen Einigung über die Schaffung eines europäischen Binnenmarkts gehörten. Hier weist Johannes Burkhard erweitern nach, das schon die Fugger zu Beginn der Neuzeit viel von dem abdeckten, was auch heute noch zu den Grundfesten europäischen Wirtschaftens gehört.

Aber auch das gemeinsame Erbe, immer in der Spannung zwischen nationaler und europäischer Identität, wird im Buch breit aufgenommen und verweist auf die langen geschichtlichen Linien, die über Konflikte, Kriege und Vorurteile hindurch Europa allmählich mehr zueinander führten. Von der Antike angefangen (ein geistiges Erbe, dass in ganz Europa anerkannt wird) über das Christentum, das Judentum, den Islam, den Humanismus und die Aufklärung führen Entwicklungslinien, Fortschritte und Rückschritte, die in Europa als gemeinsame „Erinnerungsorte“ im Bewusstsein in der ein oder andere Weise verankert sind.

Das ein solcher „Erinnerungsort“ auch in einer Vielfalt zu finden sein kann, erstaunt im ersten Augenblick, beim näheren Hinsehen aber erschließt sich ganz logisch zum Beispiel anhand der Sprachenvielfalt, dass auch eine solche Vielfalt ein gemeinsamer „Erinnerungsort“ sein kann. Indem die Europäische Union eben jene „Vielfalt der Sprachen“ als Kernelement in ihre fundierenden Texte eingeschrieben hat.

Wer auf konkrete geographische Orte aus ist, der wird in diesem Buch kaum fündig werden. Wer allerdings konstituierende Räume und das Selbstverständnis Europas prägende Entwicklungen wie die Aufklärung im Zusammenhang von „Erinnerungsorten“ auch abstrakter Natur in der Zusammenschau sehen möchte, der ist mit diesem Buch durchaus gut bedient. Ein Buch, dass allerdings aufgrund seiner wissenschaftlichen Sprache durchaus gesteigerter Konzentration bedarf, dafür aber vielfache historische Linien zur Sprache bringt und somit einen umfassenden Blick auf die Entwicklung eines „Europas“ von der Antike an wirft.

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