Cover des Buches Samt (ISBN: 9783864434792)
kreszenzs avatar
Rezension zu Samt von Helen Baxter

Fragwürdiger Umgang mit BDSM - als Gesamtpaket nicht überzeugend!

von kreszenz vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Fragwürdiger Umgang mit BDSM. Das Querlesen zu den Sexszenen lohnt durchaus, den Rest kann man aber getrost vergessen!

Rezension

kreszenzs avatar
kreszenzvor 5 Jahren

Myrine stammt aus dem Volk der Amazonen. Von klein auf wurde sie darauf vorbereitet, einmal die Schamanin und Anführerin ihres Stamms zu werden. Da ihr Volk inzwischen fast ausgestorben ist, gehört zu dieser Aufgabe auch, eine Tochter zu gebären. Also macht sich Myrine auf nach New York, wo sie 6 Monate Zeit hat, einen Mann zu finden, der sie schwängert.

Gleich nach ihrer Ankunft lernt sie Hank kennen, der in der Wohnung gegenüber wohnt. Mit ihm hat sie zwar gleich einen willigen Mann parat, allerdings möchte Hank die gemeinsame Zeit möglichst lange mit ihr genießen, anstatt ihr gleich ein Kind zu machen.

Was sie auch nicht weiß: Hank steht eigentlich nicht nur auf SM, sondern auch darauf, sich gemeinsam mit seinem Freund Rick Frauen zu teilen…

Durch das Cover und die Inhaltsangabe hatte ich mir bei diesem Buch sinnliche Lesestunden versprochen. Leider ist der Anfang überhaupt nicht gut gelungen und ich wollte deswegen schon abbrechen. Denn obwohl es bereits ab Seite 16 Sexszenen en masse gibt, sind diese erst mal nicht wirklich sexy geschrieben. Abgehackt, wenig sinnlich, teilweise nach einer Seite schon vorbei und insgesamt eher fragwürdig. Nicht nur einmal stellte ich mir bereits auf den ersten 40 Seiten die Frage: Hat das Buch wirklich eine Frau geschrieben??

Wieso? Nun ja, Hank entjungfert Myrine nicht nur äußerst unsensibel, sondern vergewaltigt sie anschließend noch anal - und das ohne Gleitgel oder Vorbereitung. Äh, ja.

Auch, dass er Myrine anschließend erstmal vor Wut ohrfeigen will, als sie ihm den Grund ihres Zusammenseins erklärt (nämlich schwanger zu werden), geht für mich gar nicht. Sexuelle Dominanz, okay. Mal ein sexy Klaps, okay. Aber aus Wut schlagen? Nope!

Hinzu kommt, dass Myrine so unerfahren ist, dass sie denkt, alles was Hank mit ihr tut, wäre normal. Absprachen? Fehlanzeige! Safeword? Fehlanzeige. Überhaupt verkörpert Hank zu Beginn eher einen schmierigen Perversling als einen niveauvollen Mr. Grey. Er sieht vor allem seine eigene sexuelle Befriedigung im Vordergrund und nutzt Myrine eigentlich nur aus. In diesem Zusammenhang wirkten viele Szenen auf mich stellenweise einfach übergriffig.

Immerhin werden mit der Zeit die Sexszenen nicht nur deutlich besser, sondern stellenweise richtig heiß! Nach dem ersten Viertel des Buchs stößt überraschend Rick dazu, welcher wesentlich liebevoller mit Myrine umgeht. Doch schlagartig verliebt sich Hank und auch Rick verspürt eine zunehmende Rivalität um Myrines Gunst. Und ab da wird das Buch richtig schlecht! Nicht nur, dass Hanks Entwicklung praktisch aus dem Nichts kommt - wo vorher wirklich nur die Erotik im Vordergrund stand und ansonsten keine nennenswerte Rahmenhandlung vorhanden war, gibt es jetzt seitenlange Einkaufsmarathons und philosophische Gespräche über das Volk der Amazonen oder Ricks Beruf als Biologe. Es scheint stellenweise fast so, als ob zwei komplett verschiedene Bücher verschmolzen wären. Wer sich durchkämpft, wird zwar mit „richtigen“ SM-Szenen belohnt, trotzdem konnte mich das Gesamtpaket mit steigendem Lesefortschritt immer weniger überzeugen.

Der Knackpunkt: beide Männer machen in vielen Situationen einfach weiter, obwohl Myrine teilweise mehrmals deutlich „Nein“ sagt und beide Männer sind sich dessen auch bewusst, Zitat: „Zumal Hank und er sie mehr oder weniger dazu vergewaltigt hatten. Dass sie es schließlich genossen hatte, machte es deshalb nicht legaler.“ Ich finde, das sagt eigentlich schon alles.

Was mir zusätzlich wirklich negativ aufgestoßen ist: ständig wird Myrines Unverständnis in Bezug auf soziales Verhalten oder moderne Technik mit ihrem afrikanischen Hintergrund erklärt. Seriously? Abgesehen davon störte es mich auch sehr, dass Myrine andauernd aufgefordert wird zu kochen.

Mein Fazit: das Querlesen zu den Sexszenen lohnt durchaus, den Rest kann man aber getrost vergessen!

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks