Rezension
serendipity3012vor 7 Jahren
Mord oder Unfall?
Es ist der Vatertag im Jahr 2005, als Robert Faquharson seine drei Söhne gerade zu seiner von ihm getrennt lebenden Frau zurückbringen möchte, von der Straße abkommt und in einen Baggersee stürzt. Nur er kann sich befreien, seine Kinder ertrinken. Er gibt an, einen Hustenanfall gehabt zu haben, durch den er ohnmächtig wurde und erst im Wasser wieder erwacht zu sein. Es sei ihm nicht gelungen, seine Kinder zu retten.
Die Frage, ob Faquharson die Wahrheit sagt, oder ob er seine Söhne vielleicht doch getötet hat, um sich an seiner Exfrau zu rächen, ob vorsätzlich und geplant oder im Affekt, steht schnell im Raum und wird zum Mittelpunkt eines Aufsehen erregenden Prozesses, der die australische Öffentlichkeit sehr beschäftigt. Helen Garner beobachtet die Verhandlung genau und berichtet akribisch in ihrem Buch „Drei Söhne. Ein Mordprozess“ darüber.
Der Prozess gegen Faquharson muss sich auf Zeugenaussagen, auf Indizien und Wahrscheinlichkeiten stützen. So hatte er einem alten Freund zufolge gesagt, dass er überlege, die Kinder umzubringen, was er nach dem Geschehen bestreitet. Die Ehe, ihr Scheitern, Roberts Unfähigkeit, in seinem Leben zurechtzukommen, all dies wird vor Gericht ausgebreitet, genauso wie der Vorfall selbst immer wieder von allen Seiten durchleuchtet wird. Durch Garners meist mitreißende Schilderung sitzt man als Leser wie mit im Gerichtssaal.
Es ist schwer, sich eine Meinung zu bilden, umso mehr, als man sich auf Garners Beschreibungen verlassen muss. Das macht aber nichts, denn Garner schreibt genau, beobachtet scharfsinnig, wertet aus, wo es geht, versucht, Strategien zu erkennen. Fesselnd ist ihr Bericht natürlich vor allem wegen der Ungeheuerlichkeit der Vorwürfe: Ein Vater, der seine drei Söhne umgebracht hat, nur um sich zu rächen? Viele Männer, die Garner im Laufe des Prozesses begegnen, beteuern immer wieder: Sie hätten alles versucht, um die Kinder zu retten und wären, wenn nötig, mit ihnen untergegangen. Faquharson benimmt sich nach dem Unfall eigenartig, er ist traumatisiert – doch ist der Auslöser des Traumas der Unfall selbst oder seine Schuld daran?
Vermutlich sind es diese Fragen, die einen „Drei Söhne“ atemlos lesen lassen, in der Hoffnung, eine Antwort auf die drängenden Fragen zu bekommen, wie es zu der Tragödie kommen konnte und wie die Geschworenen über den Fall und somit über Faquharsons weiteres Leben entscheiden.
Einige Fragen werden im Prozess wieder und wieder behandelt, und wo die Zuschauer vor Ort ermüden, geht es einem als Leser nicht anders, eine Straffung wäre aber wohl zu Lasten der Authentizität gegangen. Alles in allem ist Garner ein fesselnder Bericht gelungen, auch wenn sie an einigen Stellen etwas ungelenk formuliert (und die deutsche Ausgabe leider einige Fehler enthält). War Faquharson wirklich dazu fähig, seine Söhne zu töten, sah er tatsächlich keinen anderen Ausweg mehr? Was mag in ihm vorgegangen sein? „Drei Söhne. Ein Mordprozess“ nähert sich behutsam einer Ungeheuerlichkeit an, die kaum zu verstehen ist.
Es ist der Vatertag im Jahr 2005, als Robert Faquharson seine drei Söhne gerade zu seiner von ihm getrennt lebenden Frau zurückbringen möchte, von der Straße abkommt und in einen Baggersee stürzt. Nur er kann sich befreien, seine Kinder ertrinken. Er gibt an, einen Hustenanfall gehabt zu haben, durch den er ohnmächtig wurde und erst im Wasser wieder erwacht zu sein. Es sei ihm nicht gelungen, seine Kinder zu retten.
Die Frage, ob Faquharson die Wahrheit sagt, oder ob er seine Söhne vielleicht doch getötet hat, um sich an seiner Exfrau zu rächen, ob vorsätzlich und geplant oder im Affekt, steht schnell im Raum und wird zum Mittelpunkt eines Aufsehen erregenden Prozesses, der die australische Öffentlichkeit sehr beschäftigt. Helen Garner beobachtet die Verhandlung genau und berichtet akribisch in ihrem Buch „Drei Söhne. Ein Mordprozess“ darüber.
Der Prozess gegen Faquharson muss sich auf Zeugenaussagen, auf Indizien und Wahrscheinlichkeiten stützen. So hatte er einem alten Freund zufolge gesagt, dass er überlege, die Kinder umzubringen, was er nach dem Geschehen bestreitet. Die Ehe, ihr Scheitern, Roberts Unfähigkeit, in seinem Leben zurechtzukommen, all dies wird vor Gericht ausgebreitet, genauso wie der Vorfall selbst immer wieder von allen Seiten durchleuchtet wird. Durch Garners meist mitreißende Schilderung sitzt man als Leser wie mit im Gerichtssaal.
Es ist schwer, sich eine Meinung zu bilden, umso mehr, als man sich auf Garners Beschreibungen verlassen muss. Das macht aber nichts, denn Garner schreibt genau, beobachtet scharfsinnig, wertet aus, wo es geht, versucht, Strategien zu erkennen. Fesselnd ist ihr Bericht natürlich vor allem wegen der Ungeheuerlichkeit der Vorwürfe: Ein Vater, der seine drei Söhne umgebracht hat, nur um sich zu rächen? Viele Männer, die Garner im Laufe des Prozesses begegnen, beteuern immer wieder: Sie hätten alles versucht, um die Kinder zu retten und wären, wenn nötig, mit ihnen untergegangen. Faquharson benimmt sich nach dem Unfall eigenartig, er ist traumatisiert – doch ist der Auslöser des Traumas der Unfall selbst oder seine Schuld daran?
Vermutlich sind es diese Fragen, die einen „Drei Söhne“ atemlos lesen lassen, in der Hoffnung, eine Antwort auf die drängenden Fragen zu bekommen, wie es zu der Tragödie kommen konnte und wie die Geschworenen über den Fall und somit über Faquharsons weiteres Leben entscheiden.
Einige Fragen werden im Prozess wieder und wieder behandelt, und wo die Zuschauer vor Ort ermüden, geht es einem als Leser nicht anders, eine Straffung wäre aber wohl zu Lasten der Authentizität gegangen. Alles in allem ist Garner ein fesselnder Bericht gelungen, auch wenn sie an einigen Stellen etwas ungelenk formuliert (und die deutsche Ausgabe leider einige Fehler enthält). War Faquharson wirklich dazu fähig, seine Söhne zu töten, sah er tatsächlich keinen anderen Ausweg mehr? Was mag in ihm vorgegangen sein? „Drei Söhne. Ein Mordprozess“ nähert sich behutsam einer Ungeheuerlichkeit an, die kaum zu verstehen ist.