Wenn man dieses Buch ohne Vorwarnung liest und nicht zu seiner Zielgruppe gehört, kann es im schlimmsten Fall schon einmal vorkommen, dass man sich nach einigen Seiten entnervt fragt, um was es hier eigentlich geht.
Mich erinnerten Stil und Geschichte an die Absurdität einiger Fellini-Filme. Die Story beginnt damit, dass Alison von ihrem Mann betrogen wird. Sie ahnt dies schon lange und heuert schließlich nach ihrer Trennung in dem Detektivbüro an, das ihr die Beweise für den Ehebruch brachte.
Bis hierhin könnte man immer noch denken, dass man sich in einem klassischen Detektivroman befindet. Doch die ausschweifende Art der Erzählung, die sich zunächst vor allem in der Schilderung von Alisons Gedankenwelt offenbart, lässt schon ahnen, dass sich dieser wirklich unterhaltsame und sehr gut geschriebene Roman nicht so einfach in irgendeine Schublade stecken lässt.
Der Spannungsbogen steigt anfangs nur flach an. Dafür aber geschehen in Alisons Leben sonderbare Dinge, die nicht recht in die reale Welt passen wollen. In der Mitte der Handlung erhöht sich dann die Spannung etwas, weil Alison in einen sehr merkwürdigen Fall verstrickt ist, der schließlich immer absurder wird. Das Ganze wird mit viel Humor erzählt, den man allerdings nur versteht, wenn man das Geschehen nicht ganz ernst nimmt.
Und schließlich muss man wohl an einigen Stellen auch ein gewisses Grundverständnis für die weibliche Kommunikation aufbringen, denn Alison schweift manchmal gehörig, aber unterhaltsam ab und lässt ihre Gedanken kreiseln, was gewöhnlich wenigstens Männergehirne in die Irre führt, wenn sie ahnungslos den nicht vorhandenen roten Faden dieser Gedankenkette zu suchen beginnen.
Man muss für solche Art von Literatur bereit sein, ansonsten wird es schwierig, und man wird wahrscheinlich mit Ablehnung reagieren. Ist man jedoch dafür bereit, so wird man dieses Buch genießen. Für alle anderen ist diese Beschreibung eher als Warnung gedacht.
Helen Smith
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Neue Rezensionen zu Helen Smith
Im Rahmen eines Seminars fand "Not So Quiet..." von Helen Zenna Smith meine Aufmerksamkeit und entpuppte sich als herausragende, aber auch sehr ernste Lektüre.
Die Autorin schildert in ihrer Geschichte, die ebenso Fiktion wie die Erfahrungen tatsächlicher Krankenwagenfaherinnen umfasst, den harten Alltag einer Gruppe britischer Frauen. Sie meldeten sich mehr oder weniger freiwillig als Helferin im 1. Weltkrieg und fanden sich plötzlich in der grausamen Realität des Krieges wieder.
Die junge Smithy leistet ihren Dienst in Frankreich. Elend, Tod, Schreie, Blut und andere Sekrete begegnen ihr Tag und Nacht, während sie mit den Verwundeten im Krankenwagen zu den umliegenden Hospitälern rast. Im Lager wartet eine machthungrige Kommandantin; Essen, das kein Tier anrühren würde; jede Menge Ungeziefer und überall eisige Kälte. Aber davon war bei all dem Patriotismus in der Heimat nie die Rede. Dort ist man furchtbar stolz, wenn die unwissenden Mädchen und Jungen ihren Teil für das Land und die Flagge tun; dort kann man sich nichts Ehrenvolleres vorstellen, als die eigenen Kinder in den mahlenden Schlund des Krieges zu werfen. Wer zurück kommt, ist ein Feigling, eine Schande für die Familie. Wer die Wahrheit über die grausamen Zustände zur Sprache bringt, wird zuerst verständnislos belächelt und dann geächtet.
Das Buch berührt tief. Smith beschreibt nicht nur eindringlich die Situation, die die jungen Frauen körperlich und mental über ihre Grenzen treibt, sondern auch die Falschheit und Heuchelei des Teils der Gesellschaft, der daheim bleibt und bei all den feinen Komitees darum eifert, wer die meisten Kinder in den Tod schickt. Smiths Zeilen sind ungeschminkt, harsch, verzweifelt, resigniert, sarkastisch, eindringlich. Ein bewegender Bericht, der einmal mehr die Abartigkeit des Krieges und seiner Macher betont.
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