Rezension zu "Wenn ich Glück habe" von Helena Baum
Schon der erste Band "Hör mir auf mit Glück" hat mich begeistert. Auch die Fortsetzung "Wenn ich Glück habe" hat mich jetzt nicht enttäuscht.
Kathy hat ihren Mann David verlassen – und das nach dreißig Jahren Ehe. Sie lebt mit John zusammen, der früher mit David befreundet war.
Obwohl mit John alles vertraut scheint und sich gut anfühlt, ist Kathy von unbestimmter Sehnsucht erfüllt. Sie hadert mit dem Älterwerden, fragt sich, ob sie vor John bestehen kann.
David lebt mit Emily und Cooper und deren Tochter Summer in einem Familiengefüge, in dem er sich aufgehoben fühlt. Für die Kleine ist er wie ein "Grandpa", was er als großes Glück empfindet. Als er dann Linda kennenlernt, die in seinem Alter ist, steht er vor neuen Entscheidungen.
Die Autorin hat es wieder verstanden, ihre Charaktere realitätsnah mit Ecken und Kanten, aber auch mit ganz viel Empathie und Verständnis zu zeichnen. Sie entrollt die Geschichte abwechselnd aus Sicht von Kathy und David. Beide gehen durch Höhen und Tiefen, zweifeln, scheinen manchmal sogar zu verzweifeln, ergreifen aber dennoch die Hand der kleinen Wunder, die das Leben bereithält. Nichts ist schwarz oder weiß, Helena Baum spielt mit allen "Farbnuancen" des Lebens.
Der Schreibstil macht das Lesen einfach, die Szenen erzeugen oft ein Kopfkino. Ich fühlte mich sowohl den Protagonisten als auch dem Geschehen nah.
Mich hat Kathys und Davids Geschichte berührt.
Es geht ums Loslassen, ums Akzeptieren, darum, bei sich selbst anzukommen und mit vergangenen Schatten abzuschließen. Helena Baum hat wieder einen wunderbaren Roman geschaffen, der zeigt, dass auch im Alter das Leben noch Chancen und Momente des Glücks bereithalten kann und dass es nie zu spät ist, sich neu zu orientieren.