"Diese Kriminalfälle zeigen dem Leser ein breites Panorama der gesellschaftlichen Wirklichkeit der letzten 50 Jahre, und das in Ost- wie Westdeutschland."
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Im Rahmen einer Serie der ARD haben in diesem Buch verschiedene Autoren 'die größten Kriminalfälle' der Nachkriegszeit zusammengetragen. Während bei CSI & Co. bequem 45 Minuten ausreichen, um einen Fall aufzuklären und den Täter zu fassen, wird dem Leser hier deutlich vor Augen geführt, dass es Monate, Jahre, manchmal gar Jahrzehnte dauern kann, bis die Spuren die Ermittler zum Täter führen. Und selbst dann gibt es oft keine 100%ige Gewissheit. Viele Dinge bleiben ungeklärt, bleiben im Dunkeln und die Justiz ist oftmals auf eine Gratwanderung von Vermutungen und als wahrscheinlich geltenden Rekonstruktionen angewiesen.
Einige Stellen waren verwirrend, da die Aussagen von Zeitzeugen wortwörtlich (das heißt auch mit ggf. etwas fragwürdigem Satzbau) wiedergegeben werden, aber insgesamt ließen sich alle 13 Fälle überaus flüssig und gut lesen, da mir persönlich die meisten Fälle noch unbekannt waren, war die Lektüre zeitweise sogar richtig spannend. Wie konnte der eiskalte Auftragskiller Werner "Mucki" Pinzner eine Waffe ins Vernehmungszimmer des Polizeireviers schmuggeln, um damit den Staatsanwalt, seine Frau und schlussendlich sich selbst zu erschießen? Wie kann es Alfred Lecki gelingen, der JVA quasi vier Mal vor der Nase davon zu spazieren? Wie kam der Möchtegern-Terrorist Ulrich Schmücker tatsächlich zu Tode und welche Rolle hat der Verfassungsschutz dabei gespielt? Ich bin der Ansicht, dass hier eine wirklich gute, interessante Auswahl an Fällen getroffen wurde. Auftragsmord, Polizistenmord, Entführungsfälle, Eltern- oder Kindermord - es ist eigentlich alles dabei. Natürlich schockieren die schwerwiegenden Taten, aber es ist überaus interessant, ihre Aufklärung und den Umgang der Polizei und Gerichte damit zu verfolgen. Empfehlenswert für jeden, der sich für die realen Fälle interessiert. Fälle, wie das Leben sie schreibt.
Rezension zu "Die großen Kriminalfälle" von Helfried Spitra