Vom Aufstehen von Helga Schubert ist das zweite Buch der Autorin, welches ich in diesem Jahr lese. Die Autorin nimmt uns in 29 Erzählungen mit in ihre Vergangenheit als Tochter, Frau, Mutter, Christin, (Ost)Schriftstellerin, geborene am Ende des zweiten Weltkriegs, Nachkriegskind und Erwachsene in der DDR...
Die 1940 geborene Autorin lebte im Naziregime, der DDR und dem widervereinten Deutschland. Ein Umstand, der ihre Biografie und auch die ihrer Mutter (sowie von vielen anderen) nachhaltig geprägt hat. Der Band wirft immer wieder einen Blick auf die Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter und ihrer eigenen Tochter. Ihre Mutter ist im Krieg mit ihr aus Hinterpommern geflohen und musste Helga alleine großziehen. Daher verbrachte Helga viel Zeit bei ihrer eigenen Großmutter. Helgas Tochter wächst wiederum phasenweise bei ihrer Mutter auf. Dieses Thema hat mich sehr bewegt. Besonders prägend war für mich der Satz: "Ihre Mutter hat sich doch erfolgreich eine Tochter gesucht. Suchen sie sich doch eine Mutter. Falls sie eine brauchen."
So wie das Leben zeigt uns Helga Schubert in ihren Episoden verschiedene Facetten ihrer Biografie. Mal ist es nachdenklich, mal traurig und dann wieder urkomisch. Besonders spannend fand ich auch die Frage nach der Identität, sowohl als Mensch als auch als Autorin. Es fühlt sich oft so an, als würde sie mit den Themen Frieden schließen wollen. Ich bin dankbar, dass ich an diesem Prozess teilhaben darf.
Ich gebe diesem Buch 4 von 5 Sternen, da ich persönlich mit ein oder zwei Erzählungen nichts anfangen kann.