Hella Reese

 4,6 Sterne bei 19 Bewertungen

Lebenslauf

Hella Reese, geboren 1968, hat Slawistik, Romanistik und Osteuropäische Geschichte studiert und schloss ihr Studium mit der Promotion ab. Nach langjähriger Tätigkeit in einer führenden Strategieberatung und im Verlagswesen, zuletzt als stellvertretende Programmleiterin für internationale Literatur, arbeitet sie heute als Übersetzerin aus dem Englischen und als Lektorin. Sie hat unter anderem Werke von Matt Haig, Ann Petry und Kseniya Melnik ins Deutsche übertragen.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Hella Reese

Cover des Buches Stürzende Feuer (ISBN: 9783293006065)
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Rezension zu "Stürzende Feuer" von Ben Pastor

aus-erlesen
Spannend, exzellent recherchiert, die Geschichte nicht verfälschend

Es gibt durchaus schönere Anlässe in die Heimat zurückzukehren als der Tod eines Verwandten. Martin-Heinz Douglas Baron von Bora ist es einerlei, warum er nach Berlin „darf“. Ja, darf! Es herrscht Krieg, Juli 1944, er ist in Italien stationiert – nicht ganz freiwillig – und sein Onkel Prof. Dr. Alfred Johann Reinhardt-Thoma wird zu Grabe getragen. Zugegen ist eine ziemlich große Ansammlung von Würdenträgern des Regimes. Der Professor war geachtet, selbst der Führer kondoliert. Martin Bora sind  allerdings die Umstände des Todes seines Onkels noch immer nicht ganz klar.

Er hat jedoch keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Nicht einmal genug Zeit, um seine Mutter zu treffen oder gar mit ihr zu reden. Im Sanatorium in Beelitz bekommt er von einem ehemaligen Mitstreiter an der Ostfront eine Warnung mit auf den Weg. Martin steht mächtig unter Stress!

Alle in Berlin scheinen etwas zu verheimlichen. Oder spielen ein doppeltes, ein komisches Spiel. Alles ist so angespannt. Als der Chef der Reichskriminalpolizei ihm den Auftrag erteilt einen Mordfall zu untersuchen, steht Oberstleutnant Martin Bora vor einer Aufgabe, die Fingerspitzengefühl braucht, die ihn extrem fordern wird und die ihm mehr kosten kann als er sich anfangs noch vorstellen kann.

Bora soll den Mord an Walter Niemeyer aufklären, ebenso an dem Magier Magnus Magnusson. Genauso wie den an Sami Mandelbaum. Und jetzt kommt’s: Alle sind ein und dieselbe Person. Niemeyer steht in der Geburtsturkunde, die anderen Namen sind Künstlernamen. Sami Mandelbaum – der Name legt es nahe – dafür kommen allerhand Leute in Frage. Ein Opfer mit jüdischem Namen – da einen Verdächtigen dingfest zu machen, war ein Leichtes. Doch so einfach ist die Sache dann eben doch nicht.

Boras Ermittlungen führen ihn in Kreise, in denen er sich allein durch seinen Namen leichter Zugang verschaffen kann als so mancher Großstadt-Colombo. Umso schwieriger sind dann aber die Ermittlungen. Selbst vor dem Stabschef des Befehlshabers des Ersatzheeres muss Bora eine gute Figur machen. Und dieser Stabschef hat ein großes Geheimnis. Das kann man getrost an dieser Stelle verraten, denn dieser Herr ist Claus Schenk Graf von Stauffenberg…

Ben Pastor reitet mit „Stürzende Feuer“ auf der literarischen Rasierklinge. Immer nah am Abgrund des Bedeutungskitsches, immer nah an der blendenden Gefahr ins Reich der Phantasie abzugleiten. Mit immenser Recherchearbeit setzt sie reale und fiktive Figuren an den Tisch ihrer Geschichte und lässt ihrem Spieltrieb freien Lauf.

Cover des Buches Stürzende Feuer (ISBN: 9783293006065)
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Rezension zu "Stürzende Feuer" von Ben Pastor

Bellis-Perennis
Ein gelungener Krimi aus dem Berlin vom Juli 1944

Autorin Ben Pastor entführt ihre Leser in den Juli des Jahres 1944. Die Niederlage des NS-Regimes ist nach der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 absehbar, auch wenn es die Machthaber nicht wahrhaben wollen.  

Oberstleutnant Martin Bora, im Zivilberuf Detektiv, kehrt für eine Woche Heimaturlaub von der italienischen Front nach Berlin zurück, um am Begräbnis seines Onkels, Prof. Dr. Alfred Reinhardt-Thoma, teilzunehmen. Neben der von alliierten Bomben teilweise zerstörten und demoralisierten Stadt, entdeckt er einige Ungereimtheiten beim Tod seines Onkels, der ein Gegner der Euthanasie durch das NS-Regime war. Doch bevor er sich damit näher beschäftigen kann, erhält er vom Chef der Kriminalpolizei Arthur Nebe (1894-1945) den Auftrag bis zu seiner Rückkehr an die italienische Front, den Mord an einer schillernden Persönlichkeit, dem Magier Walter Niemeyer, den auch zahlreiche Nazi-Bonzen „konsultieren“, aufzuklären. Dazu erhält er eine Liste mit den Namen von vier Verdächtigen, ein Auto und einen erfahrenen Kriminalbeamten namens Grimm als Chauffeur und Aufpasser.  

Gemeinsam arbeiten sie die Liste der Verdächtigen ab und Martin Bora (und die Leser) können sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Täter ohnehin schon feststeht, egal ob er Niemeyer tatsächlich getötet hat oder nicht. 

Bora gerät in ein dichtes Netz von Lügen und Halbwahrheiten aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt, zumal sich Gerüchte eines Umsturzversuchs hartnäckig in Berlin halten, weshalb er Kontakt zu Oberst Stauffenberg aufnimmt. Man ist sich, obwohl ähnlich versehrt (Bora fehlt nach einem Partisanenangriff die linke Hand), nicht sonderlich sympathisch. 

Meine Meinung: 

80 Jahre nach dem Umsturzversuch durch die Gruppe rund um Graf Stauffenberg auf Hitler bringt der Unionsverlag diesen zeitgeschichtlichen Kriminalroman, der der 7. Band einer bislang 11-teiligen Krimi-Reihe von Ben Pastor ist, heraus. Ben Pastor ist das Pseudonym der italienischen Autorin Maria Verbena Volpi. Bislang sind erst drei Krimis mit Martin Bora ins Deutsche übersetzt worden. Der hier vorliegende sowie „Tod der Äbtissin“ und „Kaputt Mondi“.  

Ben Pastor hat mit Martin Bora, der 1913 als Martin-Heinz Douglas Baron von Bora geboren worden ist, eine interessante und mitunter ambivalent erscheinende Figur erschaffen. Er ist Wehrmachtssoldat, Detektiv sowie Nachfahre von Martin Luthers Ehefrau Katharina von Bora. Als adeliger Gutsbesitzer in Ostpreußen sind ihm Verantwortungsbewusstsein und Umsicht in die Wiege gelegt. Daher erscheint es manchmal unverständlich, dass er im NS-Unrechtsregime, anders als Onkel Prof. Dr. Alfred Reinhardt-Thoma, bisher überlebt hat.  

Während seines Aufenthaltes in Berlin residiert er standesgemäß im Hotel Adlon, auch wenn das inzwischen auf Grund der kriegsbedingten Mangelwirtschaft an Qualität eingebüßt hat, und auch von zahlreichen Nazis frequentiert wird. 

Der Auftrag, den Bora von Nebe erhält, lässt vermuten, dass Bora, der aus seiner Zeit bei der Abwehr unter Admiral Wilhelm Canaris über einige Verbindungen verfügt, eine Falle gestellt werden könnte. Oder dass Nebe es mit einer möglicher Beteiligung am Umsturzversuch ernst gemeint hat. Arthur Nebe wird jedenfalls wie Wilhelm Canaris wegen Hochverrat im März bzw. April 1945 zum Tode verurteilt und gehenkt.  

Geschickt werden Fakten und Fiktion miteinander verknüpft.   

Ben Pastor (und ihrer Übersetzerin Hella Reese) ist es sehr gut gelungen, die eigenartige Stimmung, die in Berlin herrscht, einzufangen. Man kann niemandem mehr trauen, manchmal auch sich selbst nicht. Wir dürfen an den Gedanken von Martin Bora teilhaben. Wie immer, finde ich die Widersprüche, die sich in der Doktrin des NS-Regime auftun, sehr interessant. 

Man kann diesen Krimi sehr gut ohne Kenntnis der anderen lesen. Ich werde mir jedenfalls die beiden, die auf Deutsch erhältlich sind, besorgen, da mich die Entwicklung der Protagonisten immer interessiert.  

Fazit:

Gerne gebe ich diesem zeitgeschichtlichen Krimi rund um Martin Bora 5 Sterne.

 

Cover des Buches Schnee im Mai (ISBN: 9783755600060)
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Rezension zu "Schnee im Mai" von Kseniya Melnik

mimitati_555
Die Hoffnung ist in uns

Es handelt sich hier um ein Buch mit neun Kurzgeschichten, die sich fast alle um die Stadt Magadan drehen, die im äußersten Nordosten Russlands liegt. Die Wege der Menschen in diesen Geschichten kreuzen sich, das aber nicht immer offensichtlich, sodass es mir irgendwann ein großes Anliegen war, herauszufinden, in welcher Verbindung sie zueinander stehen. Es erzählt ein Mann seine Lebensgeschichte und erst später passt ein Ereignis im Leben seiner Tochter dazu. Ein anderes Mal erfahre ich die Geschichte einer Frau, deren Enkelin mich viele Seiten später mit einer eigenen Episode entzückt. Da ein Onkel, da eine Oma, immer wieder ordne ich Personen ihrer Familie zu. Gar nicht so einfach, wenn die tatsächlichen Namen den Kosenamen weichen, nur der Verwandtschaftsgrad genannt wird oder ein russischer Ausdruck. Da kann das angehängte Glossar nur bedingt helfen, wenn ich es auch bei vielen Begriffen sehr hilfreich fand. Dennoch war ich nicht verwirrt, das meiste ergab sich von selbst.

Die Stories fand ich dabei sehr interessant, ganz besonders, weil diese in verschiedenen Jahrzehnten spielten. Daraus resultiert, dass ich sehr viel über die jeweiligen Umstände, die zu dieser Zeit in Russland herrschten, erfahren habe. Das war äußerst faszinierend, wenn auch manchmal sehr befremdlich, wenn zum Beispiel die sogenannte Kommunalka erwähnt wurde, bei der es sich um eine Gemeinschaftswohnung handelt, in der jede Familie ein Zimmer bewohnt und sich ansonsten Küche und Bad teilen muss. Feste Koch- und Waschzeiten natürlich inklusive. Eine Wohngemeinschaft, in der jede Person ein Zimmer bewohnt, kann ich mir vorstellen, aber dass ganze Familien so wohnen, ist für mich undenkbar.

Viele dieser Stories haben mich sehr berührt. Diese Menschen, die oft ohne viele Privilegien aufgewachsen sind, manche gänzlich ohne, die uns hier gar nicht mehr auffallen; ob warmes Wasser oder eine Toilette, dieser Luxus ist nicht jedem vergönnt, nicht einmal die eigenen vier Wände. Und trotzdem sind manche Träume und Hoffnungen so alltäglich, so schrecklich normal, dass es wehtut und das soll es wohl auch. Eine wunderbare Sammlung von Kurzgeschichten, die mir Lust darauf macht, mehr von dieser Autorin lesen zu wollen. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

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