Die Basis der abendländischen Philosophie
Es ist nicht zuviel gesagt, wenn Aristoteles als der Philosoph bezeichnet wird, auf dessen Denken die gesamte abendländische Philosophie (und damit ein großer Teil des Wertekanons des Abendlandes) zurückgeführt wird.
Ein Mann, dessen Werk und Wirken aber nicht „einfach so vom Himmel gefallen ist“, sondern der in einer konkreten Zeit durch bestimmte Einflüsse geprägt wurde, die im Gesamten die Basis für seine eigenes Denken und Schaffen gelegt hat. Dies ist in bester Weise auch der Ansatzpunkt der Darstellung durch Hellmut Flashar.
Soweit, wie es der Quellenlage nach möglich ist, vollzieht Flasher den biographischen Werdegang nach. Dies funktioniert natürlich nicht in gleich lückenloser Weise, wie es Biographien „moderner“ Menschen leisten können. Wohl aber gelingt es Flashar (und dies nicht zuletzt durch seine fließende, intensive sprachliche Darstellung), in Form einer „biographischen Skizze“ das Aufwachsen als Sohn eines Arztes, die „Lehrjahre“ bei Platon und schließlich die Ausformulierung einer eigenen „Schule“ mit den geistigen Strömungen der Zeit im 4. Jahrhundert vor Christi und den einzelnen Entwicklungsschritten des Aristoteles in enge Beziehung zu setzen.
Eine „biographische Skizze“, die Flashar ebenso auf das Werk des Philosophen selbst anwendet („Das Werk und seine Überlieferung“). Ein Überlieferungsweg, auf dem im Übrigen bereits knapp die Hälfte des Gesamtwerkes verloren gegangen ist, vor allem jene Werke sind hier betroffen, die nicht mit dem Schulbetrieb zusammenhingen. Das Erhaltene an Werk allerdings scheint relativ sicher aus der Feder des Aristoteles selber zu stammen.
Nach solcherart eröffnender Einführung , welche vor allem die Person selbst dem Leser durchaus nahe zu bringen versteht, wendet sich Flashar ausgiebig (und ergiebig) den einzelnen, überlieferten Werken zu und strukturiert dieses Darstellung thematisch.
In Bezug auf die Ethik (als „Wege zum Glück), die Politik, Rhetorik, Poetik („Handeln im Drama“), Logik, Sprache und Dialektik, Metaphysik und Physik, Kosmologie, Meteorologie, Elementenlehre, Chemie, Psychologie und Biologie („der Sekretär der Natur“) stellt Flashar in stets ruhiger und souveräner Weise zunächst die Grundlagen des jeweiligen „Denkgebäudes“ vor, stellt dieses je in den Bezug der geistigen Zeitgeschichte, erläutert die Konzeption des jeweiligen menschlichen „Grundthemas“ in der Herangehensweise durch Aristoteles (mit dem sich durchziehenden Grundtenor des Aristoteles, immer und überall, „sei es auch schmerzlich“, der „Wahrheit den Vorzug zu geben“) und stellt sodann die Inhalte der einzelnen Gedankengebäude ausführlich und detailliert, zudem vor allem sehr verständlich, vor. Wobei ein Auge immer und immer wieder auf die Querverbindungen zu vorliegenden Ideen und philosophischen Ansätzen blickt, so dass jederzeit die Ergänzungen, Weiterentwicklungen, aber auch Abgrenzungen zu bereits Gedachtem und Gesagten durch Aristoteles dem Leser nachvollziehbar gemacht werden.
Im Gesamten legt Hellmut Flashar eine umfassende, wohl strukturierte, sehr verständliche und fundierte Gesamtdarstelljung von Person und Werk des wichtigsten klassischen, abendländischen Philosophen vor. Ein Werk, an dem Grundlagen vieler „moderner“ Werte und Haltungen abzulesen und nachzuvollziehen sind. Eine Tendenz, die durch die ebenso fundierte und ausführliche „Geschichte der Rezeption“ als Abschluss dieses Werkes nachhaltig noch verankert wird.