Helma Schimke

 4,3 Sterne bei 4 Bewertungen
Autor*in von Über allem der Berg.

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Cover des Buches Über allem der Berg (ISBN: 9783711200020)

Über allem der Berg

(4)
Erschienen am 18.04.2019

Neue Rezensionen zu Helma Schimke

Cover des Buches Über allem der Berg (ISBN: 9783711200020)
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Rezension zu "Über allem der Berg" von Helma Schimke

Sikal
Eine Hommage an die Berge

1964 bringt Helma Schminke das Buch „Über Allem der Berg“ heraus. Darin spricht sie über ihren Mann und über die Umstände, wie es zu seinem tragischen Unfall kam.

 

Die Lebensgeschichte der Helma Schminke, die 2018 mit über neunzig Jahren verstorben ist und bis zu ihrem letzten Lebensjahr noch in den Bergen unterwegs war,  hat Annette Mäser zu einer Neuauflage dieses Werkes inspiriert.

 

Im ersten Teil erzählt die begeisterte Bergsteigerin und Architektin Helma Schminke, wie sie ihre Liebe zu den Bergen fand und mit welcher Begeisterung sich sie und ihr Mann immer wieder zu neuen Touren aufmachten. In diesem Teil wird aber auch die kurze Lebensgeschichte ihres Mannes beleuchtet, welcher am Watzmann tödlich verunglückte.

 

In dieser Zeit kommt es für Helma zu einer Wände – alleine mit den Kindern stellt sie sich die Frage, ob es wirklich zu verantworten wäre, weiter in die Berge zu gehen, während sie den Schmerz ihres Verlusts zu überwinden versucht. Schließlich sind es aber genau die Kinder, welche ihr wieder den Mut machen, den sie braucht um ihre Bergtouren wieder aufzunehmen – oft auch dann, wenn sie dadurch von anderen angefeindet, als rücksichtslos oder verantwortungslos bezeichnet wurde.

 

Die Leistungen der Alpinistin waren zu dieser Zeit alles andere als selbstverständlich. Als Frau in den Bergen hatte man höchstens ein wenig zu wandern – aber Bergsteigen, nein, das sollte doch besser den Männern vorbehalten bleiben. Aus Liebe zu den Bergen ließ Helma aber alle diese Vorbehalte außen vor. Immer wieder in Seilschaften (die fast nur aus Männern bestanden) unterwegs, gelingen ihr Touren, die bis dahin nur Männern nur von Männern bewältigt wurden. Die Alpinistin schreibt Alpingeschichte.

 

Das Buch lässt den Leser tief in die Geschichte der Alpinistin blicken, ist aber alles andere als leicht zu lesen. Immer wieder steht der Leser vor der Aufgabe einen Zeitsprung zu durchschauen, oder über Personen zu lesen, die nicht eingeführt werden. Das ganze resultiert daraus, dass die Autorin dieses Buch eher im Stil eines Tagebuches verfasst hat und somit dem Leser oftmals Gedankensprünge der Autorin entgehen.

 

Dennoch ist die Geschichte lesenswert und zeigt, was alles möglich ist, wenn man nur fest daran glaubt und sich nicht von seinem Weg abbringen lässt. 3 Sterne

Cover des Buches Über allem der Berg (ISBN: 9783711200020)
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Rezension zu "Über allem der Berg" von Helma Schimke

Bellis-Perennis
"Herrgott, die Wand ist schön!"

Dieses Buch ist die Autobiografie von Bergsteigerin und Architektin Helma Schimke (1926-2018), die zu einer Zeit in die Berge ging, als das Leben der Frauen aus den 3 K bestand, nämlich Kinder, Kirche, Küche. 

Helmas Bergkarriere beginnt schon mit 13 Jahren. Auch sonst ist ihr Lebensweg ungewöhnlich: sie absolviert die Höhere Technische Lehranstalt in Salzburg und studiert später in Wien bei Clemens Holzmeister Architektur.  

Ihre Leidenschaft und ihre große Begabung für das Bergsteigen machen sie zur Ikone und Pionierin des Frauenalpinismus. Ihre erste Ehe scheitert daran, dass sie lieber auf die Berge geht, als bei ihrem Sohn zu bleiben. Erst ihr zweiter Ehemann Konrad Schimke ist so etwas wie ein Seelenverwandter. Mit ihm hat sie noch zwei Söhne. 1961 schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Konrad Schimke kommt bei einem Lawinenunglück in der Watzmann-Ostwand ums Leben. In eindrücklichen Worten schildert Helma Schimke die Stunden, die Tage des Hoffens und des Bangens, die dramatische Rettungsaktionen und die traurige Gewissheit, nun alleinerziehende Mutter von drei kleinen Kindern zu sein. 

Kurz hat es den Anschein, dass sie niemals mehr in ihre geliebten Berge zurückkehren würde.  

„Nach dem Watzmann hab i Sorg g‘habt, dass du´s Bergsteigen aufgibst." “Ich könnt nicht, Wastl.“ „Gott sei Dank!“ 

Entgegen alle Widerstände ihrer Umgebung, die meint, es schicke sich nicht als Witwe und Mutter sich solchen Gefahren auszusetzen, nimmt sie die Herausforderung an.  

"Zum Berg, in seine Stille und Einsamkeit, zu den Menschen, die auf ihm wohnen, trage ich hinauf, womit ich unten nicht fertig werde. Und jedes Mal, wenn ich zurückkomme, meine ich, das Leben sei wieder ein Stück einfacher geworden." 

Aus dieser Stille und Einsamkeit am Berg schöpft sie die Kraft für ihren Alltag.  

"Für uns Frauen ist nicht der Berg selbst das Schwierige, sondern was sich um ihn herum baut und sich gegen uns stellt. Niemand kann uns helfen, diese Widerstände zu überwinden. Im letzten sind wir immer allein … Wichtig ist ja nur das eine: Das zu leben, was man ist…" 

Diese Autobiografie enthält neben Auszügen aus sehr persönlichen Briefen eine Reihe von Fotos, die Helmas Leidenschaft dokumentieren. Doch in den aufgezeichneten Gesprächen mit mit Freunden und Bergkameraden mischen sich mitunter ernste Töne: Man sorgt sich um die Natur, um die geliebten Berge, denn der moderne Alpintourismus zeigt seine Schattenseiten. Deren Auswüchse Helma Schimke, die 2018 verstorben ist, bestimmt noch mitbekommen hat. 

Fazit: 

Die Geschichte einer starken Frau, die als Pionierin des Frauenalpinismus gilt und mit dem frühen, tragischen Tod ihres Mannes leben lernen muss. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Cover des Buches Über allem der Berg (ISBN: 9783711200020)
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Rezension zu "Über allem der Berg" von Helma Schimke

Igelmanu66
Faszinierender Bericht einer starken Frau

»Für uns Frauen ist nicht der Berg selbst das Schwierige, sondern was sich um ihn herum baut und sich gegen uns stellt. Niemand kann uns helfen, diese Widerstände zu überwinden. Im letzten sind wir immer allein … Wichtig ist ja nur das eine: Das zu leben, was man ist…«

 

Ich gestehe, dass ich Helma Schimke erst mit diesem Buch kennenlernte. Ich las über eine faszinierende Frau, die als Architektin arbeitete und in den 1950er und 1960er Jahren zu den weltweit besten Bergsteigerinnen zählte. Schon früh hatte sie mit gesellschaftlichen Akzeptanzproblemen zu kämpfen, wollte sie doch gegen den Zeitgeist in einem „Männerberuf“ arbeiten und sich nicht mit einer Rolle als Hausfrau und Mutter begnügen.

Dazu kamen ihre Leidenschaft und ihre große Begabung für das Bergsteigen. Ohne es gezielt darauf angelegt zu haben, wurde sie zu einer Pionierin des Frauenalpinismus – einfach, weil sie das tat, was sie wollte und für sich als das Beste ansah.

 

1961 kam ihr Mann, ebenfalls ein passionierter Bergsteiger, bei einem Lawinenunglück in der Watzmann-Ostwand ums Leben. Für die Mutter von drei kleinen Kindern ein Schicksalsschlag, eine wahre Tragödie. In diesem Buch schildert sie in großer Offenheit, wie sie die dramatischen Tage rund um das Unglück erlebte, wie sie anschließend weiterlebte, was ihr Mut machte und was das Leben erschwerte.

 

Das jetzt als Neuauflage herausgekommene Buch erschien erstmals 1964 und ist geprägt von dem Gefühlschaos, das durch den Tod des geliebten Mannes und die folgenden Widrigkeiten hervorgerufen wurde. Der erste Teil befasst sich sehr detailliert mit dem Unglück und der – leider erfolglosen – Rettungsaktion. Das ist Dramatik pur, man kann beim Lesen gar nicht anders, als mitzuleiden und ich für mein Teil konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

 

Im weiteren Teil geht es um die Zeit „danach“. Nachdem sie offenbar eine Zeitlang damit ausgesetzt hatte, beginnt sie wieder mit dem Bergsteigen. Und sie stellt fest, wie sehr es ihr hilft, das Geschehene zu verarbeiten, wie sehr sie in ihren geliebten Bergen zur Ruhe kommt, dort ganz zu sich findet und alles hinter sich lassen kann. Und das Abschalten wird ihr nicht leicht gemacht, denn aus der Gesellschaft heraus werden ihr Vorwürfe gemacht, wird sie verantwortungslos genannt, weil sie als Mutter kleiner Kinder auf Berge steigt.

 

Dieser, ich nenne ihn mal „Aufarbeitungsteil“ des Buchs, wird von Berichten über Bergtouren dominiert. Schimke schildert eigene Erlebnisse und die von befreundeten Bergsteigern. Im Zentrum all dieser Berichte steht der Berg und das Leben für die Berge. Es sind Berichte voller Strapazen und Gefahren und zugleich voller Faszination und atemberaubender Schönheit. Wer, wie ich, zu viel Respekt vor Bergen hat, um sie anders als nur wandernd zu erkunden, liest dies mit einem Gefühl, das zwischen Staunen, Bewunderung und Befremden schwankt. Für den Nichtbergsteiger kann es zwischendurch zu Verständnisproblemen kommen, weil regelmäßig Fachausdrücke verwendet werden. Das Buch ist nicht so konzipiert, interessierten Lesern etwas über das Bergsteigen zu erklären, sondern es ist eine sehr persönliche Schilderung, die noch dazu in wörtlichen Zitaten viel Dialekt bringt. Da es keine Übersetzungshilfen im Buch gibt, bleibt dem hochdeutsch sprechenden Leser da nur ein Mix aus raten und googeln. Während mich der erste, dramatische, Teil ans Buch fesselte, gelang das im zweiten Teil nicht immer. Abschnitte, in denen immer wieder ausführlich die persönliche Beziehung zu den Bergen behandelt wurde, kamen bei den Betroffenen sicher aus vollem Herzen, mir gerieten sie aber manchmal zu theoretisch.

 

Im Mittelteil finden sich einige tolle, teils sehr persönliche Fotos. Ich habe immer wieder während des Lesens dorthin geblättert. In der Summe habe ich mit diesem Buch eine beeindruckende und starke Frau kennengelernt, der die Liebe zu den Bergen eine beneidenswert optimistische Lebenseinstellung gab. Selbst im fortgeschrittenen Alter kletterte sie noch, verstarb erst 2018 im Alter von 92 Jahren.  

 

Fazit: Faszinierender Bericht einer starken Frau, sehr offen und geprägt von der Liebe zu den Bergen.

 

»Zum Berg, in seine Stille und Einsamkeit, zu den Menschen, die auf ihm wohnen, trage ich hinauf, womit ich unten nicht fertig werde. Und jedes Mal, wenn ich zurückkomme, meine ich, das Leben sei wieder ein Stück einfacher geworden.«

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