Cover des Buches Der verlorene Sohn (ISBN: 9783036955780)
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Rezension zu Der verlorene Sohn von Helme Heine

Rezension zu "Der verlorene Sohn" von Helme Heine

von Queenelyza vor 13 Jahren

Rezension

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Queenelyzavor 13 Jahren
Was würdest Du tun, wenn Du als junger, noch recht orientierungsloser Mensch eine goldene Zukunft auf dem Präsentierteller gereicht bekommen würdest? Und wie weit gingen Deine Bedenken, wenn Du Dich dafür lossagen müsstest von der Art von Leben, die Du kanntest, von Deinen Freunden, ja, sogar Deiner Familie? In dieser angenehm unaufgeregt erzählten Geschichte begleiten wir den jungen Thomas auf seinem Weg. Nach bestandenem Abitur weiss er nicht so recht, was er mit sich und seinem Leben anfangen soll. Der schüchterne und unsichere Junge bekommt als Geschenk von seinen Eltern ein Flugticket nach Neuseeland. Kurz vor dem Abitur schaut er sich eher zufällig eine Reisereportage über dieses Land an und entschließt spontan, die versprochene Abiturreise dorthin zu machen. Er hofft, dass er seinem Leben dort eine Richtung geben kann, endlich herausfinden kann, wer er ist und wie sein Leben einmal aussehen soll. In Neuseeland - so haben ihm die Eltern aufgetragen - soll er doch, wenn er möchte, Bekannte von ihnen besuchen, die sie vor langer Zeit einmal auf dem Oktoberfest kennengelernt hatten. Zuerst ist es Thomas peinlich, aber Neugier und die knappe Reisekasse siegen, und er macht sich auf den Weg nach Russell. Doch warum benehmen sich dort alle so komisch? Das Hausmädchen schreit und läuft weg, als es ihn sieht, das Haus wirkt wie eine Gruft, er kann dort kaum atmen. Immer ist für vier Personen gedeckt, doch der Sohn der Robinsons, Edward, erscheint nicht zum Essen. Erst nach Tagen, als Thomas nach Edward fragt, erfährt er, dass Edward durch einen Unfall ums Leben kam. DIe Beerdigung war am Tag seiner Ankunft, und plötzlich erklärt sich auch die ganze seltsame Stimmung. Was Thomas zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, dass er Edward wie aus dem Gesicht geschnitten scheint. Mehrfach wird er mit ihm verwechselt, und auch bei den Robinsons wächst er so langsam in die Rolle des verlorenen Sohnes.Am Anfang genießt er es, umsorgt zu werden, an diesem paradiesisch wirkenden Fleckchen Erde. Er findet Freunde, hat Spaß, verpasst allerdings den Absprung aus Russell. Und damit beginnt sein Dilemma. Soll er bleiben und die Annehmlichkeiten genießen, die ihm die Robinsons bieten? Gar den Sohn ersetzen? Soll er auf lange Frist sein Leben, ja, sogar auch zum großen Teil sein eigenes Ich aufgeben? Um sich zu entscheiden, flüchtet Thomas auf ein Segelboot... Nur beobachtend, nicht wertend wird die Geschichte vom Autorenpaar sehr behutsam erzählt. Ich konnte mich gut in Thomas hineinversetzen, denn wer kennt sie hicht, die Frage: "Was soll ich bloß mit meinem Leben anstellen?" Ich wage einmal zu behaupten, dass an Thomas' Stelle jeder ins Grübeln gekommen wäre. Gerade diese so nachvollziehbare Lage, dieses erst blinde Annehmen der Situation und die dann folgende Zerrissenheit der Hauptfigur lassen einen immer wieder innehalten und sich fragen, was man selbst in dieser Situation getan hätte. Man hinterfragt seine eigenen Werte und Moralvorstellungen. Es ist schon ein paar Tage her, dass ich dieses Buch fertig gelesen habe, doch es beschäftigt mich immer noch jeden Tag. Wie sich Thomas letztendlich entscheidet? Ja, ich war auch gespannt und ahnte, dass meine Beurteilung des Buches auch sehr vom Schluss des Buches abhängen würde. Ich mag nun wirklich nichts mehr verraten, außer, dass mich die Lösung, die das Autorenduo gefunden hat, sehr positiv überrascht hat. Den Schluss habe ich dann sogar zwei- oder dreimal gelesen, da ich ihn wirklich ausgesprochen gelungen fand. Ich wünsche diesem Buch ganz, ganz viele Leser, denen es nach der Lektüre so geht wie mir. Denn das ist es, was gute Bücher ausmacht, dass sie einen noch ein Stück weit begleiten und man sie immer wieder gerne zur Hand nimmt. 5 Sterne!
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