Cover des Buches Damenopfer (ISBN: 9783954004515)
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Rezension zu Damenopfer von Helmut Barz

schach auf hessisch, ein temperamentvoller krimi mit fiesen zügen

von Buecherspiegel vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Frankfurter Schachnovelle, rasant, spannend, voller diskussionswürdiger Themen, traumatisierter Polizisten und skurrile Ermittlertypen

Rezension

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Buecherspiegelvor 9 Jahren

Wenn man, so wie ich, erst mit dem vierten Band einer Krimiserie beginnt, dann ist das so, als ob man in einen Freundeskreis gerät, der sich schon eine sehr lange Zeit kennt. „Damenopfer“ von Helmut Barz beginnt temporeich mit einem Radiointerview, Thema: Wie viele unerkannte Mordopfer gibt es tatsächlich, wie viele Täter laufen umher, ohne dass sie jemals gefasst werden? Dem will das Land Hessen mithilfe einer Sonderkommission entgegensteuern. Gerade erst eingerichtet, soll diese unter anderem tausende Aktenordner von Versicherungen überprüfen, ob nicht doch irgendwo versteckte Mordfälle darunter sind.


Aber zunächst einmal muss die Spezialeinheit offiziell mit viel Prominenz aus der Politik eingeweiht werden. Und so stehen sich die angehenden Mitglieder der Sonderkommission, Katharina Klein sowie Dr. Amendt und ihre Kolleginnen und Kollegen die Füße wund und sehnen sich das Ende der Reden herbei, als das unfassbare geschieht. Der Justizminister Hessens erschießt sich ausgerechnet vor aller Augen im Innenhof der extra für die Einheit hergerichteten Mainufer-Villa während seiner Rede.


Nun steht Klein mit diesem ersten Fall mitten zwischen den Fronten der hessischen Politik, denn der Innenminister persönlich will wissen, warum sich sein bester Freund, Justizminister Vogel umgebracht hat. Vogel hatte ihm ein Schachspiel geschenkt und die letzte Partie nicht zu Ende gespielt. Bei der äußeren Leichenschau stellen die Beamten fest, dass er einen Slip mit aufgestickter Damenschachfigur getragen hat. Seiner Sekretärin hat er einen Anhänger, ebenfalls eine „Dame“, hinterlassen. Überall finden sich Hinweise auf Schach. Was hat das zu bedeuten? Katharina Klein und ihr Team, dass aus sehr eigenwilligen Persönlichkeiten besteht, macht sich an die Arbeit.

Viele Abschnitte beziehungsweise Kapitel werden von in englischer Sprache gesetzten Zitate eröffnet, die aus der Schachwelt stammen. Ebenfalls können immer mal wieder Radiomitschnitte gelesen werden, wobei einer der Journalistinnen eine wichtige Rolle im Krimi spielt. Wie die Medien an sich sowieso. Und bergen die Versicherungsakten einen Grund für den Selbstmord des Justizministers?


Durch viele Rückblenden auf die zuvor veröffentlichten Romane erkennt man, wie sich die einzelnen Protagonisten gefunden haben und was sie bereits erleben mussten. Dabei stellt sich mir die Frage, inwieweit Menschen, die dermaßen viele Traumata durchleiden mussten, überhaupt noch fähig sind, einen so schwierigen Job zu meistern. Fakt ist, der Krimi ist voller Hinweise und Wendungen, spannend, rasant, lässt aber auch mal eine Spur ins Leere laufen und hält auf jeden Fall ein nachdenklich machendes Thema bereit.

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