Rezension zu "Früher war noch mehr Lametta" von Helmut Frielinghaus
Weder auf der äußeren Seite des hinteren Buchdeckels noch in der bei LB erscheinenden Inhaltsangabe, sind alle Autoren genannt. Es geht um insgesamt 26. Ich möchte jetzt nicht die dort nicht Genannten nennen. Mein Anliegen ist es, zwei Dinge herauszustellen. - Einmal enthält das Buch, wie jedes Buch mit Geschichten einer losen thematischen Verbindung, nicht nur qualitativ und quantitativ sehr unterschiedliche Beiträge, sondern auch vom literarischen Empfinden her schwer miteinander zu vereinbarende. So befassen sich die "zeichnerisch denkenden und schreibenden" Loriot, Reiner Zimnik und Tomi Ungerer zwangsläufig mit anders gearteten Seiten von Weihnachten wie etwa Ringelnatz, Kästner und Robert Gernhardt oder - wieder anders - Dürrenmatt, Dostojewskij und Siegfried Lenz. Ja, nicht einmal die Beiträge der von mir hier nicht ganz wahllos zu Grüppchen verbundenen Autoren ähneln sich in vielen Beziehungen. Eine größere Ähnlichkeit wäre auch ein schlechtes Zeichen für die Eigenständigkeit der Autoren. - Der zweite Punkt, der anzusprechen ist, hätte von mir eigentlich vor dem ersten behandelt werden sollen. Er betrifft die Gemeinsamkeit aller Geschichten. In allen geht es um Weihnachten, teils direkt, teils indirekt, und in allen Geschichten wird Weihnachten nicht traditionell betrachtet, sondern entweder nicht ernst genommen, kritisch hinterfragt (wie etwa von Dürrenmatt) oder gar in ausgesprochen hässlichen Aspekten geschildert. Der Leser sollte sich deshalb von der einen oder anderen Geschichte nicht abhalten lassen weiterzulesen. Man kann Bücher bekanntermaßen auch überfliegen.
Folgerichtig kann ich das Buch als Weihnachtslektüre zwar grundsätzlich empfehlen, muss ich dem weihnachtlich stimmungsvoll eingestellten Leser aber davon abraten. "Früher war mehr Lametta" hätte für meinen Geschmack übrigens gereicht.