Cover des Buches Die kleinen Gärten des Maestro Puccini (ISBN: 9783832179892)
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Rezension zu Die kleinen Gärten des Maestro Puccini von Helmut Krausser

Rezension zu "Die kleinen Gärten des Maestro Puccini" von Helmut Krausser

von *Wölkchen* vor 15 Jahren

Rezension

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*Wölkchen*vor 15 Jahren
Das Buch beleuchtet 10 bewegte Jahre im Leben Puccinis, wobei der Schwerpunkt auf seinen Affären liegt. Besagte „Kleine Gärten“ aus dem Titel sind seine verschiedenen, mal kleineren, mal größeren Liebschaften. Zufluchtsorte, an denen er dem Alltag mit seiner ihm lästig gewordenen Lebensgefährtin und späteren Frau Elvira entkommen kann. Krausser lässt in seinem Dokumentarroman drei dieser Liebschaften lebendig werden: Die berühmte Affäre mit der viel jüngeren Cori, deren bislang unbekannte Identität Krausser zu enthüllen versucht, die Seelenverwandtschaft zu Sybil Seligman, die leider an einer sexuellen Beziehung nicht interessiert ist, und den Skandal um Puccinis Hausmädchen Doria Manfredi, tatsächlich hatte Puccini jedoch nicht mit ihr, sondern mit ihrer Cousine Giulia Manfredi eine Affäre. In einem herrlich trockenen, oft leicht distanzierten Stil erzählt Krausser Puccinis Geschichte nach. Authentische Briefe, ergänzt durch Briefe aus Kraussers Feder, lassen die Geschichte lebendig werden. Im Anhang legt Krausser dar, welche Gegebenheiten und Briefe fiktiv sind. Die Sprache ist oft wunderbar ironisch und bildhaft. So entrüstet sich Puccinis Verleger Ricordi beispielsweise über Puccinis ernsthafte Affäre zur viel jüngeren und mittellosen Cori. Puccini solle doch lieber bei seinen zahlreichen Verehrerinnen bleiben, die von ihm "intim signiert" werden möchten. Er solle ihnen diesen Gefallen tun, aber keine ernsthafte Liaison eingehen. Als Leser ist man hin- und hergerissen zwischen Solidarität zu Puccini, dem man ein glückliches und erfülltes (Liebes)Leben wünscht, was er mit Elvira nicht bekommen kann, und Mitgefühl für Elvira, die von ihm nach Strich und Faden belogen und betrogen wird, so dass man ihre krankhafte Eifersucht zumindest ansatzweise nachvollziehen kann. Mal zeigt sich ein sehr menschlicher Puccini, der am Leben verzweifelt, obwohl er doch eigentlich nach Ansicht seiner Freunde zufrieden und glücklich sein müsste, mal ein abgehobener Puccini, der sich seines Talents und seiner Einzigartigkeit bewusst ist und diese Sonderstellung auch einfordert und auslebt. Ergänzt wird das Buch durch folgende Homepage, auf der – so weit vorhanden – Fotografien von der ihm Buch erwähnten Personen zu finden sind: http://www.puccini-pics.com/ Für alle Puccini und Opernfans ist dieses Buch absolut zu empfehlen, aber auch Krausser-Liebhaber, die mit der Musik Puccinis eher weniger anfangen können, werden daran Gefallen finden!
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