Cover des Buches Die Elefanten meines Bruders (ISBN: B008TQKTJE)
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Rezension zu Die Elefanten meines Bruders von Helmut Pöll

Rezension zu "Die Elefanten meines Bruders" von Helmut Pöll

von Angelheart76 vor 12 Jahren

Rezension

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Angelheart76vor 12 Jahren
zum Inhalt: Der sechsjährige Billy muss mit ansehen, wie sein Bruder Phillipp bei einem Unfall ums Leben. Dabei wollten sie doch an diesem Abend in den Zirkus, weil Phillipp so gern die Elefanten sehen wollte. Nur leider wurde nichts mehr daraus. Die Zirkuskarten hat er noch immer. Nicht nur Billy, sondern auch dessen Eltern hat das tragische Ereignis aus der Bahn geworfen. meine Meinung: Fünf Jahre nach Phillipps Tod, also im Alter von 11 Jahren schildert Billy seine Eindrücke von damals und seinen heutigen Alltag. Dabei schweift er immerzu ab und erzählt so viel davon wie er sein Umfeld war nimmt. Das Billy eine sehr rege Fantasie hat, fließt auch in seine Erzählungen ein und so verschmilzt diese mit der Realität. Zudem leidet Billy an ADHS, was sein Verhalten weitestgehend mitbestimmt. Er selbst vergleicht sein Gehirn mit einem Fusionsreaktor der in bestimmten Situationen durchbrennen kann und wenn dass passiert, muss er mit seinem Todesstern durch die Wohnung laufen und schreien, um sein System wieder in den grünen Bereich zu bringen. Oder er muss zuerst Runden um die Säule an der Garage laufen, ehe er ins Auto einsteigen kann, egal wie sehr die Zeit zum losfahren doch drängt. Seinen Eltern verlangt das unheimlich viel ab. Das fand ich sehr gelungen beschrieben und wie sie mit Billys Erkrankung umgehen fand ich sehr interessant. Billy hat den Tod des großen Bruders nie verarbeitet und erschafft sich nun seine ihm ganz eigene Realität, die nicht immer mit der Sicht der Erwachsenen konform geht. Wenn Erwachsene seine Fragen nicht zufrieden stellend beantworten oder anders handeln, als er es erwartet, wird er unruhig. Er fragt solange seine Fragen beantwortet werden, was die Erwachsenen dementsprechend Nerven kostet. Billy entwickelt zu allen möglichen Situationen seine eigene Theorie, die er mithilfe seiner nahezu unerschöpflichen Fantasie und angeregt von seinem breiten Wissen welches er aus diversen Filmen und Fernsehsendungen erworben hat, ausschmückt. Da ich aus meinem eigenen Umfeld Kinder mit ADHS kenne hat mich die Darstellung von Billy unheimlich fasziniert. Der Autor schafft es richtig gut, Billy mit seiner geballten Energie authentisch rüberzubringen hat. Wie oft tun wir Erwachsene uns schwer im Umgang mit ganz besonders diesen Kindern, gerade weil sie in unseren Augen immerzu wild und zappelig sind? Vielleicht sollten wir uns mehr bemühen, Verständnis aufzubringen und versuchen die Welt ein Stück weit aus ihrer Sicht zu betrachten, dann wäre vieles wahrscheinlich ein wenig leichter. Die Geschichte ist manchmal etwas anstrengend zu lesen, da Billys Gedanken oft recht sprunghaft sind. Man wird durch ein ständiges Gedankenwirrwarr geleitet. Nicht immer war für mich sofort erkennbar, was ist Real, was ist Fiktion. Wenn man sich darauf einlässt und gut konzentriert liest, gelingt es aber der Handlung ohne Irrungen und Wirrungen zu folgen. Fazit: "Die Elefanten meines Bruders" ist ein außergewöhnlicher Roman, der mit geschickter aber dennoch einfacher Wortwahl das Leben und die Gedanken eines 11jährigen schildert, der den Verlust seines Bruders zu verkraften hat. Mich hat diese Geschichte bis zum Ende nicht mehr losgelassen.
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