Helwig Brunner

 4 Sterne bei 4 Bewertungen
Autor*in von Flirren, Gummibärchenkampagne und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Helwig Brunner, geboren 1967 in Istanbul, lebt in Graz. Nach seinem Studium der Musik und Biologie arbeitet er in einem ökologischen Planungsbüro und ist zudem für die Literaturzeitschrift »Lichtungen« sowie für eine Lyrikreihe editorisch tätig. Bisher erschienen zehn Gedichtbände (zuletzt "Denkmal für Schnee", 2015) und mehrere Prosatitel (z. B. "Die Zuckerfrau", Roman, 2008), außerdem Beiträge in Anthologien, Zeitschriften, in Online-Magazinen und im Rundfunk. Sein mit Stefan Schmitzer geführter essayistisch-poetologischer Disput darüber, was ein Gedicht und was das Schreiben und Lesen von Gedichten ausmacht, erschien 2011 unter dem Titel "gemacht | gedicht | gefunden" bei Droschl.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Helwig Brunner

Cover des Buches Flirren (ISBN: 9783990591499)

Flirren

 (2)
Erschienen am 29.02.2024
Cover des Buches Die Kunst des Zwitscherns (ISBN: 9783701715954)

Die Kunst des Zwitscherns

 (1)
Erschienen am 01.09.2012
Cover des Buches Gummibärchenkampagne (ISBN: 9783990590492)

Gummibärchenkampagne

 (1)
Erschienen am 07.02.2020
Cover des Buches grazer partituren (ISBN: 9783854891048)

grazer partituren

 (0)
Erschienen am 01.03.2004
Cover des Buches Journal der Bilder und Einbildungen (ISBN: 9783854209850)

Journal der Bilder und Einbildungen

 (0)
Erschienen am 10.02.2017

Neue Rezensionen zu Helwig Brunner

Cover des Buches Flirren (ISBN: 9783990591499)
marilovesbooks2020s avatar

Rezension zu "Flirren" von Helwig Brunner

Dystopie oder Zukunft - that's the question & answer
marilovesbooks2020vor 6 Monaten

„Was einst die Evolution war, ist heute die Bastelstube der Gentechnik.“ (S. 18)

Leonard ist Vergangenheitsforscher und lebt in einem Humanareal. Humanareale sind die einzigen Behausungen, in denen zu leben noch möglich ist. Die Welt besteht nicht mehr aus schöner grüner Natur, vielen Menschen und Tieren. Das einzige Naturschauspiel sind die starken Winde, wüstenartige, vegetationslose Landschaft und ein Überfluss von Sonnenlicht. Dies ist gefühlt das einzig Positive, denn diese Winde und die starke Sonnenenergie befüllen die Windräder, die den Strom erzeugen, der zur Kühlung der Areale und dem Überleben dienen. Nahrung muss gezielt angebaut werden, Vitamine und Mineralien werden täglich zugeführt. Wasser ist Mangelware und für alle begrenzt. Informationen erhalten die Menschen durch digitale Uploads direkt in ihre Köpfe. Alles wird durch KI gesteuert und beobachtet.

Als Verhaltensforscher hat Leonard bei der Behörde einen „Stein im Brett“. In seiner Rolle als Forscher erhält ein besseres Quartier mit einem Fenster nach außen, hat es sozusagen etwas bequemer. Beim Lesen tauchen wir tief in die Gedankenwelt von Leonard ein, der - aufgrund der Historie und jetzigen Lebenssituation auf diesem Planeten – Ideen zu Auswegen herbeiführen soll. Seine Arbeit sollte grundsätzlich in einem „Think Big“ münden. Im Grunde ein Job der „eierlegenden Wollmilchsau“. Das Setting generiert beim Lesen Düsternis und Beklemmung.

Positive Vibes generieren die Erinnerungen an seine Lebensgefährtin Lea, die leider viel zu verstarb. Lea war Leonards Lebensmensch – ihr Bild, das er täglich ansieht, gibt der düsten Note im Buch etwas Sanftes. Sein Gedankendschungel ist logischerweise erschütternd und er leidet an der düstern Realität seiner Existenz. Was bleibt eigentlich noch vom Leben, wenn man in so einer Zelle hockt und die Sonne den Menschen buchstäblich eine „drüber brät“. Wenn Sonneneruptionen und Sonnenstürme auf die Erde drauf hageln und man im Grund ganz genau weiß, dass die Menschheit ein Ablaufdatum hat.

Brunner‘s „Buchexperiment“ ist vermutlich nicht so weit davon entfernt, wie es einmal sein wird. Er skizziert einen Überwachungsstaat durch KI, der emotionslos Entscheidungen trifft, wenn Dinge der Gemeinschaft nicht (mehr) dienlich sind. Das Spiel mit dem Feuer (und da sind wir im Buch bei ca. 50 Grad Celsius), das wir Menschen auf dieser Welt täglich spielen, ist Teil einer logischen Schlussfolgerung.

„Und während man ringsum einem drastischen Artenschwund zusah, der wie ein Flächenbrand über die Biosphäre hinwegzog, schien die Erde ohne unsere Spezis, ohne diese eine Spezies Homo sapiens, geradezu undenkbar. Denn der Gedanke an die eigene Abwesenheit ist ähnlich schwierig zu denken wie jener an das Nichts.“ (S. 90)

Cover des Buches Flirren (ISBN: 9783990591499)
ins_lebenlesens avatar

Rezension zu "Flirren" von Helwig Brunner

Ein philosophischer sprachgewaltiger Einblick ins 25. Jahrhundert
ins_lebenlesenvor 7 Monaten

„Ist es besser gut zu sein oder stark? Diese Frage stellt sich nicht mehr in Zeiten der alles überrollenden Schwäche, der kollektiven Überforderung. Wir haben keine Wahl, wir sind, das ist die Wahrheit, weder gut noch stark.“ S.163

Wir sind im 25. Jahrhundert.

Bei Temperaturen über 50 Grad und heftigen Sandstürmen sieht es in den österreichischen Alpen aus wie in der australischen Wüste. An Energie mangelt es nicht: Sonne und Wind sind im Überfluss vorhanden, werden aber in unbeschreiblichen Mengen für die Kühlung der sogenannten Humanareale und zur Wassererzeugung gebraucht. Die Wasserversorgung kann aus Grund- und Regenwasser schon lange nicht mehr gedeckt werden.

In einem solchen Humanareal lebt Leonard als Vergangenheitsforscher, für dortige Verhältnisse auf 20 m² mit Außenfenster sogar recht komfortabel. Doch sein Leben ist zum Stillstand gekommen. Leas Tod, die er als seinen „Lebensmenschen“ bezeichnet, hat ihn in ein tiefes Loch gerissen. Während die Beschreibung der verheerenden Ereignisse der letzten Jahrhunderte, die zu den katastrophalen Lebensumständen geführt haben, einen düsteren Sog entwickelt, wird der Ton weich und lebendig, sobald von Lea die Rede ist. Es scheint, als wäre die Erinnerung an sie und die Liebe das einzig fruchtbare in dieser trockenen Zeit.

„Lea wurde zum Kern meiner Lebensfreude, ihr Tod meine Kernschmelze.“ S.82

Es gibt wenig, das aus der alten Welt überlebt hat und auf das Leonard in seiner Forschung zurückschauen kann. Die „Behörde“ wird durch künstliche Intelligenz gesteuert, Bücher und Schriften gibt es kaum noch, denn das nötige Wissen wird den Menschen über digitale Uploads vermittelt. Doch der Mensch ist ein Mensch. Oder nicht? Was ist es, das in dieser Welt das Menschsein ausmacht? Welche Werte, welche Kulturgüter haben überlebt?

Helwig Brunner bettet in kurzen Kapiteln die Story von Leonard und der verlorenen Liebe in einen philosophischen und auch poetischen, fast lyrischen Abgesang auf das Zeitalter der Menschheit. Ausgefeilte, wie Diamanten geschliffene Sätze prägen ebenso den Ton, wie wehmütige, melancholische und zarte Worte das Leben und den Blick zurück beschreiben.

Antworten, Hoffnung? Nein oder nur wenig. Ansporn, die Welt, die wir haben, zu schützen und das, was uns als Menschen auszeichnet zu bewahren? Ja!

Helwig Brunnner hat Musik und Biologie studiert, ist nicht nur Autor, sondern auch Herausgeber einer Lyrikbuchreihe UND Geschäftsführer eines ökologischen Planungsbüros mit Schwerpunkt Energiewende. Es war diese Mischung, die mich interessiert hat und die dieses Buch tatsächlich prägt.

Eine klare Empfehlung für alle, die Freude an Gedankenspielen und keine Angst vor „ungeschönten und kompromisslosen“ Dystopien vom Ende des „Hoffnungszeitalters“ haben.

Cover des Buches Gummibärchenkampagne (ISBN: 9783990590492)
RenaMs avatar

Rezension zu "Gummibärchenkampagne" von Helwig Brunner

Helwig Brunner: Gummibärchenkampagne
RenaMvor 4 Jahren

Wer viel in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist oder in Wartezimmern oder Ämtern längere Wartezeiten zubringen muss, wird dieses Buch mögen. Helwig Brunner unterhält die Leserin mit Minutennovellen. Diese sind wunderbar geeignet, jede Wartezeit amüsant zu verkürzen.

Unterteilt in die Kategorien Eigenbrötler, Paare, Schreibende, Lesende und Herden präsentiert der Autor fein pointierte, scharfzüngige, aber nie verletzende „Erzähldestillate“. Er führt uns, immer mit einem Augenzwinkern, unsere eigenen Absonderlichkeiten, Manierismen und alltäglichen Absurditäten vor Augen.

Wenn er von der Frau erzählt, die unbedingt eine zyklamfarbene Handtasche erwerben muss, die ihr nach einer Weile gar nicht mehr gefällt und die sie daher in den Sammelcontaier gibt, erkennen wir (Frauen) uns darin nicht alle wieder? Wenn jemand seine Brille nicht findet, weil er ohne Brille nicht genug sieht, ist das zwar sicher kein neuer Witz, aber wenn es so leichtfüßig erzählt wird, macht es einfach Spaß, davon zu lesen.

In der titelgebenden Anekdote „Gummibärchenkampagne“ erfahren wir so beispielsweise von dem Protagonisten, der im Präsidentenwahlkampf Parteienwerbung vor seiner Tür findet, zusammen mit einem Tütchen Gummibärchen. Diese verleiten ihn zu kreativen Höhenflügen beim Verfassen einer passenden Werbekampagne.

Helwig Brunner ist ein guter Beobachter, der ohne Schadenfreude mit spitzem Stift und hintergründigem Humor unser tägliches Leben und Handeln aufs Korn nimmt. Hier kann sich jede*r wiederfinden, hier kann jede*r jemanden wiedererkennen. Natürlich ist das alles nicht neu und natürlich wirkt die zehnte Pointe nicht mehr so gut wie die erste. Aber dafür handelt es sich ja um Minutennovellen, die man am Besten in kleinen homöopathischen Dosen einnimmt.

Helwig Brunner: Gummibärchenkampagne
Literaturverlag Droschl, Februar 2020
 Gebundene Ausgabe, 144 Seiten, 18,00 €

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