Im Schatten der Hanse - Ein Verwirrspiel um Geld und Einfluss
von Ormeniel
Kurzmeinung: Ein erbitterter Kampf um Geld und Einfluss.
Rezension
Ich interessiere mich sehr für Geschichte, wenn sie nicht im Gewand trockener Zahlen daherkommt. Lübeck als Handelsbrennpunkt ist gut gewählt, um sich mit Lebensumständen zur Zeit der Hanse zu befassen. Das Cover mit seiner wunderbaren Zeichnung der Stadt Lübeck und der dreidimensional hervorgehobenen Schrift hat mich ebenso überzeugt wie die sehr gute Verarbeitung des Buches.
Unvermutet tritt der 21-jährige Kaufmannssohn Jacob Wallersen im Jahre 1376 die Erbschaft seines Vaters und älteren Bruders an. Nur zu schnell muss er feststellen, dass die Familie vor dem Ruin steht. In einem Strudel aus Schulden und Gewalttaten versucht er den richtigen Weg zu finden. Nur die Heimkehr des letzten Schiffes der Familie kann ihn retten und auf das lauern nicht nur die Piraten Gotlands.
Der Roman ist so geschrieben, dass man sich mühelos in die Zeit hineinversetzen kann. Die Welt der Pfeffersäcke und Piraten ist so plastisch geschildert, dass man meint, man wäre mitten darin. Wie wichtig ist das Ansehen des Kaufmanns vor dem Rat der Stadt? Wie erkauft man sich das Himmelreich beim Bischof? Wie sieht es bei denen aus, die den Reichtum der Kaufleute erarbeiten? Auf all das wird man Antwort finden. Auf die Frage nach der Gerechtigkeit nicht.
Das Spiel aus Lügen, Intrigen und Morden ist sehr vielschichtig. Wem kann Jacob vertrauen und wer ist sein Feind? So schön wie es ist, wenn Charaktere sich entwickeln. Muss es immer so viele Tote geben? Für mich wären weniger da sehr viel mehr gewesen. So kamen mir zum Schluss sämtliche Sympathieträger abhanden und ein schaler Nachgeschmack blieb.
Dieser von der ersten bis zur letzten Seite spannende Thriller ist etwas für Mittelalter-Fans, Freunde der Hanse und alle die ein Verwirrspiel um Macht und Geld zu schätzen wissen.