Cover des Buches Der Sandmaler (ISBN: 9783552058545)
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Rezension zu Der Sandmaler von Henning Mankell

Ein einfühlsamer Bildungsroman...

von Anatola vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein einfühlsam geschriebenes Buch das zum nachdenken anregt. Manchmal etwas sehr belehrend.

Rezension

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Anatolavor 7 Jahren

„Der Sandmaler“ von Henning Mankell erschien erstmals 1972 und ist damit eher ein Frühwerk Mankells. 2017 legte es der Paul Zsolnay Verlag neu auf.


Zur neuen Auflage:

Die neue Auflage ist schön verarbeitet. Der Schutzumschlag hat ein künstlerisches, schlichtes, aber thematisch getroffenes Cover und auch unter dem Umschlag ist es sehr hochwertig. Insgesamt farblich abgestimmt und sehr ästhetisch, jedoch für ein so dünnes Buch mit 20 Euro auch recht teuer. Der Preis macht sich jedoch bei Gestaltung und Papierqualität und durchaus bemerkbar.


Rezension:

Die eher schüchterne und nachdenklich-naive Elisabeth ist mit der Schule fertig, hat ihren ersten Job begonnen, weiß aber dennoch noch nicht so recht was sie eigentlich wirklich will.

Sie nimmt all ihren Mut zusammen um sich allein auf eine Reise nach Afrika zu begeben. Das Reiseangebot für zwei Wochen ist billig und Elisabeth erhofft sich ein Abenteuer, dass sie vielleicht sich selbst etwas näher bringt. Unverhofft trifft sie im Flugzeug auf ihren alten Freund und Schulkameraden, den reichen Macho Stefan. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, haben aber eine gemeinsame Vergangenheit. Bei der Zwischenlandung erlebt sie einen Anfall des Epileptikers Sven, der sich im weiteren Verlauf der Geschichte als ein sympathischer Lehrer herausstellt, mit dem sie intensive Gespräche über die Geschichte und Umstände Afrikas führt und sie zum nachdenken bewegt. Ein Urlaub der sich zunächst als eine Aneinanderreihung touristischer Strand besuche und Gedanken der unsicheren Protagonistin gestaltet, wird für Elisabeth schließlich zu einer hautnahen Erfahrung des Landes, auch mit den hässlichen Seiten.


Es macht sich zwar an einigen Stellen deutlich bemerkbar, dass es sich um ein Frühwerk Mankells handelt, doch das Buch fließt in einem schönen, literarischen Schreibstil. Obwohl es nicht in der einfachen Alltagssprache heutiger Unterhaltungsliteratur geschrieben ist, denn es erschien ja auch in den 70er Jahren, lässt es sich angenehm und flüssig lesen und fesselt. Die Beschreibungen sind einfühlsam und genau und auch wenn die Jugend oftmals sehr naiv und „dumm“ dargestellt wird, bieten die Gedanken der Protagonistin doch eine große Fläche Identifikationsmöglichkeit.

Die erste Einführung in die Geschichte der Kolonialisierung wirkte sehr wie der Auszug eines Geschichts- oder Sachbuchs und kam, da es nicht mal aus dem Mund des Lehrers Sven kam, sehr abrupt, passte nicht in den Zusammenhang und wirkte sehr gezwungen, was zunächst irritierte und einen klaren Abzugspunkt ergibt. Im Laufe der Geschichte bekommt man einen guten Überblick über die Kolonialisierung und die Geschichte und Umstände Afrikas. Dies beginnt bei den Grundlagen, wird in den Gedanken der Protagonistin weiter ausgeführt, da die Gesamte Geschichte jedoch in Elisabeths Perspektive beschrieben wird, nimmt der Leser ihren Standpunkt ein und der blieb für mich sehr im Bereich der unerfahrenen, naiven Schülerin, die von dem älteren Mitreisenden und Lehrer Sven, belehrt wird. Es wird zwar erwähnt, dass es ihr gefällt das Sven sie wie eine Erwachsene behandelt, auf mich wirkte es aber durch die eingebauten Erklärungen an den Leser nicht so und ich fühlte mich als Leser belehrt und ein wenig so, als würden mir die Umstände Afrikas, ganz wie einem Kind erklärt werden. Dies hat mich zwar zwischendurch gestört, mir hat das Buch aber dennoch gefallen und ich könnte mir Vorstellen, dass es sich aus heutiger Sicht, als Schullektüre für 9. oder 10.Klässler eignen würde.

Mit einer Familie, zu der sowohl Elisabeth als auch Stefan, unabhängig voneinander ihre Verbindung knüpfen, wird das Leben und das Überleben der Einwohner vieler Afrikanischer Menschen, ganz nah beschrieben und veranschaulicht.

Eindringlich beschrieben empfand ich auch den Umgang und die Gefühle der jungen Reisenden in Bezug auf das unbekannte und fremde. Dies bot gleichzeitig auch einen Überblick wie es sich zu der besagten Zeit, den 70er Jahren, verhielt im Bezug auf Kenntnis über andere Kulturen.

Ein weiterer Punkt der mir gefallen hat war, dass mir das Buch das Gefühl gab es würde keine Tabuthemen geben. Es war echt und lebensnah ohne Beschönigungen beschrieben. So war es zb das erste Buch das ich gelesen habe, in dem vorkam, dass die Protagonistin ihre Periode hat.

Insgesamt ist es ein netter Bildungsroman, der sich als Schullektüre oder für das Bedürfnis nach einfühlsam beschriebenes mit grundlegendem, aber unglaublich echtem Input eignet.

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