Cover des Buches Die schwedischen Gummistiefel (ISBN: 9783552057951)
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Rezension zu Die schwedischen Gummistiefel von Henning Mankell

Der (ziemlich) alte Mann und das Meer

von TochterAlice vor 8 Jahren

Rezension

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TochterAlicevor 8 Jahren
Fredrik Welin, ein pensionierter Arzt, der auf einer einsamen Schäreninsel lebt, sieht sich mit einem Trauma konfrontiert: sein altes, noch von den Großeltern ererbtes Haus brennt bis auf die Grundmauern ab und er kann sich gerade noch so retten. Da es recht gut versichert war, wird ihm von mehreren Seiten Brandstiftung unterstellt - der alte Mann ist also nicht nur obdachlos - nun ja, es gibt noch eine Art Campingbus auf seiner Insel, in dem er unterkommt, sondern auch noch einsam.

Naja, das war er vorher auch schon, doch spürt man dies natürlich mehr in einer solchen Extremsituation - das tut Fredrik, dem noch nicht einmal seine schwedischen Gummistiefel geblieben sind - alles verbrannt! Und auch der Leser spürt es mit ihm, denn dieses eher stille und nachdenkliche Buch offenbart mehr vom Inneren seines Protagonisten Fredrik, als dass es Aktionen und Handlung transportiert.

Fredriks Trauer, seine Sehnsüchte, seine Erinnerungen - dies alles kommt zum Tragen: und all diese Offenbarungen lassen den alten Mann nicht gerade sympathischer werden, im Gegenteil. Es ist ein sturer alter Bock, sagen wir es klar heraus: ein Unsympath, umgeben von einigen wenigen Mitmenschen, die größtenteils auch nicht liebenswerter sind.

Wenn Sie sich fragen, ob es sich lohnt, ein Buch zu lesen, in dem es vor Unsympathen nur so wimmelt - ja, das tut es. Und zwar wegend des Autors Henning Mankell, dessen leider letzter Roman wesentlich sympathischer und weniger sperrig daher kommt als seine Protagonisten, allen voran Fredrik. Das Buch macht nachdenklich, bringt den Leser dazu, in sein eigenes Inneres zu blicken, inne zu halten und zu reflektieren. Über das Leben an sich, über eigene Erinnerungen: Verfehlungen, aber auch helle Momente. Und ich bin mir sicher, dass Sie genau wie ich Augenblicke finden, in denen sie anders, ja besser als Fredrik und sein Umfeld gehandelt haben. Und selbst, wenn nicht: am Ende gibt es auch im Buch eine Art kleines Happy End. Ein eher alltägliches, würde ich sagen. Ein alltägliches Ende für ein alles andere als alltägliches Buch. Nein, hiermit ist dem großen Schriftsteller Henning Mankell - so traurig es ist - ein durchaus adäquater Schlusspunkt gelungen.
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