Cover des Buches Die schwedischen Gummistiefel (ISBN: 9783552057951)
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Rezension zu Die schwedischen Gummistiefel von Henning Mankell

Eine melancholische Erzählung

von Larischen vor 8 Jahren

Rezension

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Larischenvor 8 Jahren
Der 70jährige Frederik Welin lebt sehr einsam und abgeschieden auf einer schwedischen Schäreninsel, als ihn plötzlich das Schicksal ganz hart trifft. Sein Haus, das schon immer seiner Familie gehörte, brennt bis auf die Grundmauern nieder. Frederik kann sich selbst gerade noch retten, von seinem Hab und Gut bleibt ihm allerdings rein gar nichts. Er steht in seinem hohen Alter vor der Asche seines bisherigen Lebens und muss nun die Situation verkraften. Da ist es weniger hilfreich, dass die Polizei ihn der Brandstiftung bezichtigt. Doch er erfährt auch Unterstützung. Insbesondere vom Postmann der Schäreninsel und sogar seine erwachsene Tochter, zu der er ein ganz besonderes Verhältnis hat, kehrt auf die Schäre zurück. "In schwedischen Gummistiefeln" ist Henning Mankells letzter Roman und baut inhaltlich auf dem Roman "Die italienischen Schuhe" auf. Allerdings sind beide Bücher auch unabhängig von einander verständlich. Ich selbst habe den Vorgänger noch nicht gelesen. Bei der Lektüre wird der Leser sofort entschleunigt und fühlt sich selbst in die schwedische Einöde versetzt. Der Erzählstil ist sehr eingängig, langsam und melancholisch. Der Protagonist Frederik ist meiner Meinung nach ein absoluter Unsympath und hat es mir nicht leicht gemacht. Insgesamt konnte ich mich mit den Figuren nicht wirklich identifizieren. Sie haben allesamt einen ganz besonderen Charakter und handeln für mich zum Teil völlig unverständlich. Wer bei diesem Roman auf kriminalistische Elemente hofft, der ist hier völlig falsch. Die Erzählung plätschert so vor sich hin, ohne dass man das Gefühl hat, dass die Handlung irgendwie voran gebracht wird. Vielmehr merkt man der besonderen Stimmung im Buch an, in welch besonderen Phase seines Lebens Mankell sich beim Verfassen des Buch befand. Der Tod scheint allgegenwärtig zu sein. Ich war von dem Erzählstil begeistert, habe mich über den Protagonisten geärgert, war total in der Welt der Schäreninseln abgetaucht und habe mir gleichzeitig gewünscht, dass endlich etwas passiert. Klingt insgesamt nach keiner besonders guten Mischung, dennoch bin ich sehr froh, dass ich dieses Buch gelesen habe. Denn Mankell schafft es, dass der Leser nachdenkt. Nicht nur über den Tod - nein, auch über das Leben macht sich der Leser Gedanken. Vielleicht kein einfacher Einstieg in das Werk Mankells, aber "In schwedischen Gummistiefeln" macht mehr Lust auf Mankell. Für dieses Buch hätte ich mir gewünscht, dass es in sich geschlossener ist und die Handlung etwas konventioneller wäre. So bleiben mir noch viele Fragen und Unverständnis. Doch vielleicht ist es genau das, was Mankell vermitteln wollte. "In schwedischen Gummistiefeln" ist eine melancholische Erzählung, deren Spannungsbogen im Negativbereich verläuft. Dennoch ist es ein Buch, das man gelesen haben sollte. Es benötigt allerdings auch die richtige Stimmung, um sich mit den nicht ganz einfachen Themen auseinander zu setzen.
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